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Das Patent

Titel: Das Patent
Autoren: Lincoln Child
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deutete mit dem Kopf auf den kleinen Umschlag, den er in der Hand hielt. Der Rand war mit einem winzigen Strichcode versehen. »Darf ich mal?«
    Warne gab ihr den Umschlag. Sie riss ihn auf und klopfte ihn hochkant auf ihre Handfläche. Ein stilisierter Vogel glitt heraus, doch er war grün. Amanda Freeman befestigte ihn an seiner Jacke. »Bitte, tragen Sie dieses Abzeichen, solange Sie bei uns sind.«
    »Und warum?«
    »Es weist Sie als Experten von außerhalb aus. Haben Sie eine Kennkarte? Gut. Mit ihr und dem Abzeichen können Sie sich auch hinter den Kulissen überall bewegen.«
    »Das Ding ist ja besser als ne Eintrittskarte.«
    »Halten Sie die Kennkarte immer bereit. Kann sein, dass Sie sie hin und wieder vorzeigen müssen. Die meisten Leute, die hier in der Unterwelt arbeiten, befestigen sie an einer Hemdtasche. Ist das Ihre Tochter?«
    »Ja. Georgia.«
    »Ich habe nicht gewusst, dass sie mitkommt. Ich muss auch ihr ein Abzeichen besorgen.«
    »Danke.« »Kein Problem. Solange ich Sie einweise, kann Georgia in der Kinderbetreuung warten. Sie können sie dann dort abholen.«
    »In der Kinderbetreuung?«, fragte Georgia. Sie war so beleidigt, dass ihre Stimme wie Stahl klang.
    Amanda Freeman lächelte kurz. »Eigentlich ist es die Abteilung für junge Erwachsene. Ich glaube, du wir´st angenehm überrascht sein.«
    Georgia warf Warne einen finsteren Blick zu. »Wehe, da ist nichts los, Papa!«, murmelte sie. »Ich spiel nämlich nicht mehr mit Legosteinen.«
    Warne schaute an ihr vorbei in Richtung Ausstiegsrampe.
    Smythe, der Pyrotechniker, marschierte zielbewusst ins Innere des Nexus hinab. Norman Pepper unterhielt sich aufgedreht mit einem Mann in einem weißen Blazer. Die beiden entfernten sich, wobei Pepper sich mit einem breiten Lächeln die Hände rieb.
    Sie lieferten Georgia an einem nicht weit entfernten Betreuungstresen ab und gingen dann durch den Hauptkorridor des Nexus.
    »Sie haben eine sehr hübsche Tochter«, sagte Amanda Freeman unterwegs.
    »Danke. Aber erzählen Sie ihr das bitte nicht! Sonst wird sie noch blasierter.«
    »Wie war's in der Schwebebahn?«
    »Hoch droben.«
    »Wir bringen die für uns tätigen Experten am ersten Tag gern mit der Schwebebahn hierher. Damit sie ein besseres Gefühl für das kriegen, was die zahlenden Gäste erleben. Im Zuge der Einweisung werden Sie erfahren, wo die Mitarbeiter hier parken. Es ist natürlich landschaftlich weniger schön, aber es erspart einem etwa eine Viertelstunde Fahrtzeit. Oder wollen Sie hier wohnen?«
    »Nein, wir wohnen im >Luxor<.« Im Gegensatz zu den meisten Freizeitparks war Utopia auf Tagesgäste eingerichtet: Es gab keine Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen.
    Warne hatte jedoch erfahren, dass hinter den Kulissen ein kleines Hotel existierte: eine erstklassige Zuflucht für Prominente, in Utopia auftretende Stars und hochrangige Persönlichkeiten. Dort gab es auch einige einfachere Unterkünfte für Berater, Bands und über Nacht bleibendes Personal.
    »Was ist mit den Uhr en?«, fragte Warne und bemühte sich Schritt zu halten. Ihm war aufgefallen, dass die in die hohen Wände des Nexus eingelassenen Digitaluhr en 0.45 Uhr anzeigten, obwohl es 8.15 Uhr war.
    »Noch fünfundvierzig Minuten bis zur Stunde Null.«
    »Häh?«
    »Utopia ist dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr geöffnet, und zwar von neun bis einundzwanzig Uhr. Wenn wir schließen, beginnen die Uhr en einen zwölf Stunden langen Countdown. Damit die Darsteller und Techniker wissen, wie viel Zeit sie noch bis zur Öffnung haben. In den so genannten Welten gibt es natürlich keine Uhr en, aber.«
    »Soll das heißen, Sie brauchen zwölf Stunden, um den Park wieder auf Vordermann zu bringen?«, fragte Warne ungläubig.
    »Es gibt eine Menge zu tun«, sagte Amanda Freeman mit einem knappen Lächeln. »Kommen Sie, wir nehmen eine Abkürzung durch Camelot.«
    Sie führte ihn zu einem massiven Portal in der nächsten Wand. Über dem Tor strahlte das Wort »Camelot« in Frakturschrift. Das Schriftbild war die bisher einzige Abweichung von der starren Formgebung des Nexus, die Warne bisher gesehen hatte: Sogar die Toilettentüren und Notausgangsschilder zeigten den gleichen Art-deco-Stil.
    Drei Angestellte in weißen Blazern, die vor dem Camelot - Portal standen, nickten Freeman lächelnd zu. Die Frau führte Warne an ihnen vorbei und durch einen Wald von Führungsgeländern in einen breiten, leeren Warteraum. In der Wand gegenüber sah er ein halbes Dutzend riesige
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