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Das Patent

Titel: Das Patent
Autoren: Lincoln Child
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abgeschaltet haben. Dazu fehlte ihm die Fähigkeit.«
    »Aber er konnte sein Neuralnetz überlasten«, erwiderte Sarah. »Und so eine Deaktivierung erzwingen. Er hat begriffen, dass sein Tun falsch war und nicht mit seiner ursprünglichen Programmierung übereinstimmte. Also ist er zu einer korrigierenden Handlung geschritten. Anders ausgedrückt: Er hat gelernt.«
    Warne schaute sie an. »Du hast es gewusst?«
    »Ich habe den vertraulichen Bericht gelesen, den du uns zu diesem Thema geschickt hast - und deinen Fachartikel >Maschinelles Lernen unter Stressempfinden<.« Sie nickte in Richtung Lady Macbeth. »Deswegen haben wir auch nie in Betracht gezogen, sie von einem anderen bauen zu lassen.«
    »Ach, wirklich? Und ich dachte schon, es habe an der Titelgeschichte gelegen, die das >Robotik-Journal< über mich gebracht hat.«
    Sarah lächelte kurz.
    Warne streckte die Beine aus und steckte die Hände in die Hosentaschen. Im stillen Wasser schwamm ein Fischschwarm vorbei. Lady Macbeth spuckte urplötzlich Feuer und machte sich an die Verfolgung der sich in alle Richtungen zerstreuenden Fische.
    »Was ist das denn?«, fragte Warne erschreckt. »Das steht doch gar nicht in ihrem Programm.«
    »Das ist einer der Fehler, die die Techniker protokolliert haben«, erwiderte Sarah. »Die schlechte Angewohnheit, die ich erwähnt habe. Sie jagt gern hinter Fischen her.«
    Das von Gelb und Chrom strotzende Einschiffungsgebäude füllte sich mit Besuchern, die sich ungeduldig vor den Kassenhäuschen versammelten und auf den Anbruch der magischen neunten Stunde warteten. Warne bahnte sich einen Weg durch die Menge und hielt nach Georgia Ausschau.
    Schließlich erspähte er sie. Sie stand vor einer Metallsäule an den Ausgängen und schlug mit einem Fuß den Takt. Sie hatte Stöpsel in den Ohren, schaute sich um und ließ den Kopf in einem unhörbaren Rhythmus wippen.
    Neben ihr stand Terri Bonifacio. Der helle Sonnenschein, der durch die Oberlichter fiel, verlieh ihrem üppigen dunklen Haar noch mehr Glanz.
    Warne nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass Sarah kurz stehen blieb. Sie hatte die beiden also auch gesehen.
    Dann marschierte Sarah mit ihrem typisch festen Schritt auf Georgia zu. »Hallo, Georgia«, sagte sie und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. »Wie gehts denn?«
    »Nicht gut«, lautete die Antwort.
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich hier bin. Papa will mich nicht reingehen lassen.«
    Sarah schaute Warne fragend an.
    »Ich hab gedacht, wir gehen die Sache diesmal etwas langsamer an«, erwiderte Warne. »Du weißt doch: Zuerst prüft man mal, wie warm das Wasser ist. Oder anders ausgedrückt: Wir gehen erst mal zum Eingang. Es hat sich aber gezeigt, dass meine Sorgen unbegründet sind. Deswegen kommen wir morgen noch mal vorbei und machen es dann richtig.«
    Sarah wandte sich wieder an Georgia. »Wenn du etwas freie Zeit hast, komm mich doch mal besuchen! Falls ich nicht in einer Konferenz bin, zeige ich dir Atlantis.«
    Georgia musterte sie interessiert. »Papa hat mir schon davon erzählt. Hört sich toll an.«
    Sarahs Hand blieb auf Georgias Schulter, als sie sich Terri zuwandte.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte sie. »Was macht der neue Job?«
    »Die Carnegie-Mellon-Universität überhäuft mich mit mehr Arbeit, als ich schaffen kann«, erwiderte Terri mit einem Lächeln, das auch den Rest ihres Gesichts strahlen ließ. »Es gefällt mir sehr gut dort. Andrew hat mich bis zu den Ohren in die Forschung gesteckt.« Warne spürte, dass Terri seine Hand nahm und sie behutsam drückte. »Gäbe es einen Freizeitpark in der Nähe, wäre ich im siebenten Himmel.«
    »Tja, man kann nicht alles haben.« »Ich weiß. Dann begnüge ich mich halt mit drei Freikarten für morgen.«
    »Gemacht!«
    Warne beobachtete den Wortwechsel konzentriert, stellte aber zwischen den Frauen keinerlei Verlegenheit fest.
    Sarah wandte sich nun wieder an ihn und lächelte. »Ich sollte eigentlich die Hunde auf dich hetzen, weil du der Carnegie-Mellon geholfen hast, uns Terri abspenstig zu machen.«
    »Ihr könntet sie noch immer wieder abwerben.«
    »Keine schlechte Idee.« Sarah musterte alle drei eingehend.
    »Lass uns nur Zeit!«
    Auf dem Asphalt vor der Einschiffung waren die Parkwächter schon in Aktion und regelten pro Minute das Einparken von hundert Fahrzeugen. Eine Armada gelber Zubringerbusse leerte die Ladezonen, schlängelte sich durch die Reihen und fuhr mit Massen lächelnder, sonnenbebrillter Touristen zurück. Sarah, die
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