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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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Freund gewesen. Er fürchtete die nasse Dunkelheit nicht, denn sie hatte ihn zu oft gerettet, ihn vor uniformierten Jägern geschützt, die ihn wegen seines Vaters erschossen hätten.
    Er kroch schnell durchs Unterholz und versuchte, Geräusche wahrzunehmen, die nicht der Regen und die ächzenden Äste und Zweige über ihm verursachten. Er schlug einen halben Bogen um das Gebie t und stellte fest, daß es keine Wege gab, keine Lücken im Wald, die zum Friedhof von Seneca führten.
    Weiter schlängelte er sich durch das Unterholz, benutzte die Baumstämme wie Zinnen, richtete sich immer wieder auf, und seine in der Kindheit geschärften Ohren registrierten Geräusche, die andere nicht hören konnten.
    Plötzlich nahm er ein schmatzendes Geräusch wahr, als würde ein Fuß oder ein Knie in den Schlamm gepreßt werden und sich wieder lösen.
    Licht war ein Ziel ...
    Er kroch weiter, fünf, sechs, zehn Meter weit, wußte, was er suchte, wonach er tastete - einen dünnen Stamm.
    Er fand einen jungen Schößling - kräftig, elastisch, höchstens eineinhalb Meter hoch, die Wurzeln tief in der Erde. Havelock griff in seinen Gürtel und zog die Taschenlampe heraus, die er dem toten »Reisenden« abgenommen hatte. Er legte sie auf den Boden und zog sein Hemd aus, breitete es vor sich aus und legte die Taschenlampe in die Mitte.
    Dreißig Sekunden später war die Lampe fest verknotet und in das Hemd eingehüllt, wobei noch ge nügend Stoff übrigblieb, um es festzubinden. Er kniete neben dem kleinen Baum nieder und knotete die Taschenlampe seitlich an den dünnen Stamm. Jetzt zog er den Stamm zu sich heran und ließ ihn wieder los, prüfte seine Elastizität. Licht war ein Ziel.
    Er knipste die Lampe an und zog den Stamm zum letztenmal nach hinten, rannte nach rechts in den Wald. Er duckte sich hinter einen dicken Baumstamm und wartete, sah dem Lichtstrahl zu, wie er gespenstisch im Regen über dem Boden hin und her wanderte. Er machte die Waffe des »Reisenden« schußbereit, drückte sie gegen die Borke des Baums.
    Jetzt nahm sein Gehör wieder die schmatzenden Laute wahr, Schritte, die sich durch den Regen näherten. Jetzt trat die Gestalt hervor, ragte zwischen den Zweigen auf.
    Pierce kauerte sich nieder, um dem Lichtstrahl auszuweichen, und feuerte das Magazin leer. Die ohrenbetäubenden Explosionen hallten durch den regennassen Wald.
    »Sie haben verloren«, sagte Michael und drückte ab. Der Killer von der Costa Brava wurde herumgerissen, taumelte nach hinten, schrie auf. Havelock schoß ein zweites Mal, der Mann von der Voennaja fiel regungslos zu Boden, stumm, tot. »Sie haben den Wald nicht gekannt«, sagte Michael. »Ich habe ihn durch Menschen wie Sie kennengelernt.«
    »Jenna! Jenna!« schrie er und rannte zwischen den Bäumen hindurch auf die freie Wiese. »Es ist vorbei!« »Mikhail? Mikhail?«
    Er sah, wie sie in der Ferne durch den peitschenden Regen taumelte. Sie beschleunigte ihren Schritt, fing zu laufen an. Er stürmte auf sie zu, wollte, daß nichts mehr sie trennte. Dann hielten sie sich fest umklammert, und die Welt um sie hörte für ein paar kurze Augenblicke auf zu existieren. Den kalten Regen auf seiner bloßen Haut spürte er nicht mehr. Ihre Gesichter berührten sich. »Gab es andere Wege zu dem Versteck?« fragte sie atemlos. »Nein.« »Dann hab' ich es gefunden. Komm, Mikhail! Schnell!«
    Sie standen in Kaljasins Haus, die Leiche des alten Mannes war mit einer Decke bedeckt, sein gemartertes Gesicht barmherzig verborgen.
    Havelock ging ans Telefon. »Es ist Zeit«, sagte er und wählte. »Was ist geschehen?« fragte der Präsident der Vereinigten Staaten mit gespannter Stimme. »Ich habe die ganze Nacht versucht, Sie zu erreichen!«
    »Es ist vorbei«, sagte Michael. »Parsifal ist tot! Wir haben die Dokumente. Ich werde einen Bericht schreiben und darin Ihnen alles mitteilen, was Sie meiner Meinung nach wissen müssen.« Dem Schweigen folgten geflüsterte Worte. »Ich weiß, daß Sie nicht lügen würden.«
    »Doch, das würde ich, aber nicht, was das hier betrifft.« »Was muß ich denn Ihrer Ansicht nach wissen?« fragte Berquist, der langsam seine Stimme wiederfand.
    »Nun, ich werde nichts weglassen, das für Sie wesentlich ist, für den unmöglichen Job, den Sie haben.«
    »Wo sind Sie? Ich werde eine Armee zu Ihnen schicken, bloß um diese Dokumente hierher zu bekommen.«
    »Nein, Mr. President . Wir müssen noch einmal Station machen. Aber ehe wir hier wegfahren, werde ich die Akten
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