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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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Nachdenken lassen. Deshalb habe ich Ihnen vor ein paar Augenblicken nicht geantwortet.« »In bezug auf Anton?«
    »Ja. Weiß er wirklich, weshalb ich das alles getan habe? Warum ich ihn mit Suggestion so weit getrieben habe, bis er mit Männern debattierte, die gar nicht anwesend waren? Versteht er das wirklich?« »Ja, das versteht er«, erwiderte Havelock, der das Gefühl hatte, ein tonnenschweres Gewicht laste auf seinem Nacken. Er war dicht vor dem Ziel, aber ein einziges falsches Wort würde diesen Parsifal zum Schweigen bringen. Alexander hatte doch recht gehabt; Kaljasin hatte einen Jesus-Komplex. Hinter den sanftklingenden Worten des alten Russen stand eine felsenfeste Überzeugung. Er wußte, daß er recht hatte. »Kein einzelner Mann«, sagte Michael, »sollte jemals wieder solche Macht bekommen. Er bittet Sie, fleht Sie an, mir jene unglaublichen Verträge zu geben, die Sie beide geschaffen haben, und alle Kopien, die es davon gibt. Lassen Sie mich die Dokumente verbrennen.«
    »Er versteht also, aber genügt das? Verstehen es die anderen auch? Haben sie daraus gelernt?« »Wer?«
    »Die Männer, die solche Macht verleihen, nur um dann herauszufinden, daß ihre Helden auch Sterbliche sind, die an ihrer Selbstüberschätzung und den Forderungen, die man an sie stellt, zerbrechen.«
    »Diese Männer sind zutiefst verängstigt und verschreckt. Was wollen Sie noch mehr?«
    »Ich will, daß sie wissen, was sie getan haben, daß ihnen bewußt wird, wie diese Welt von einem einzigen brillanten Geist in Brand gesteckt werden kann, wenn er diesem unerträglichen Druck ausgesetzt ist. Wahnsinn ist ansteckend, er hört bei einem zerbrochenen Heiligen nicht auf.«
    »Das verstehen sie. Und besonders der eine Mann, den die meisten Leute für den mächtigsten Mann der Erde halten. Er hat mir gesagt, sie hätten einen Kaiser geschaffen, einen Gott, und sie hätten nicht das Recht, das eine oder andere zu tun. Sie haben ihn zu hoch erhoben; das hat ihn geblendet.« »Und Ikarus fiel ins Messer«, sagte Kaljasin. »Berquist ist ein anständiger Mann. Auch er hat einen unmöglichen Job, aber er erledigt ihn besser als die meisten.«
    »Es gibt niemanden, den ich jetzt lieber dort sehen würde.« »Ich neige dazu, Ihnen recht zu geben.«
    »Sie bringen ihn um«, sagte Havelock. »Lassen Sie ihn laufen. Die Lektion ist erteilt worden, er wird sie nicht vergessen.« Kaljasin blickte in die glühenden Kohlen im Kamin. »Siebenundzwanzig Seiten hat jeder Vertrag. Ich habe sie selbst auf der Maschine getippt, in der Form, in der Bismark die Verträge von Schleswig-Holstein verfaßte. Das hat großen Eindruck auf Anton gemacht ... Geld hat mich nie interessiert, das wissen sie doch, nicht wahr?«
    »Das wissen sie. Er weiß es.« »Mir ging es nur um die Lektion.« »Ja.«
    Der alte Mann wandte sich wieder Michael zu. »Es gibt keine Kopien. Nur die eine, die ich Präsident Berquist sandte. In einem Umschlag des State Department, aus dem Büro von Matthias, mit dem Stempel >Geheim<. Und natürlich dem Zusatz, daß der Inhalt nur fü r seine Augen bestimmt war.«
    Havelocks Muskeln spannten sich. Er erinnerte sich ganz deutlich an Raymond Alexanders Behauptung, daß Kaljasin ihn in der Klemme gehabt hatte, daß die Dokumente, wenn ein bestimmter Telefonanruf ausblieb, nach Moskau und Peking gesandt würden. Das deutete auf vier Kopien, nicht auf zwei. »Sonst sind weiter keine Kopien gemacht worden, Alexei?« »Nein.«
    »Ich würde meinen«, bemerkte Jenna unerwartet und trat zögernd nach vorn, auf den gebrechlichen alten Russen zu, »daß Raymond Alexander auf einer Kopie bestanden hätte. Das ist doch der Kern seiner Schriften.«
    »Das ist der Kern seiner Furcht, junge Frau. Ich halte ihn unter Kontrolle, indem ich ihm sage, wenn er irgend jemandem etwas verrät, würden Kopien an Ihre Feinde geschickt werden. Das war nie meine Absicht. Im Gegenteil. Nichts lag mir ferner als das. Das würde genau die Katastrophe herbeiführen, um deren Vermeidung ich bete.«
    »Bete, Alexei?«
    »Nicht zu einem kirchlichen Gott, wie Sie ihn kennen, Mikhail. Zu einem kollektiven Gewissen. Nicht zu einer heiligen Kirche mit einem Allmächtigen voller Vorurteile.« »Darf ich die Dokumente haben?«
    Kaljasin nickte. »Ja«, sagte er und zog das Wort in die Länge. »Wir werden sie gemeinsam verbrennen.« »Warum?«
    »Sie kennen den Grund; wir ha tten beide den gleichen Beruf. Die Männer, die es Politikern wie Matthias erlauben, so hoch zu
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