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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies
Autoren: Barbara Wood
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Freundin nicht mehr ein. Bald darauf bin ich zu einem Kongreß nach Kalifornien geflogen. Dort habe ich über den Ärzteverband versucht, dich ausfindig zu machen. Zunächst ohne Erfolg. Nach einem Vortrag, den ich über meine Erfahrungen in Ägypten hielt, kam deine Freundin Rachel zu mir. Von ihr erfuhr ich, daß du wieder nach England geflogen warst. In London hat man mir dann gesagt, du seist wieder in Al Tafla. Ich bin gestern in Kairo angekommen und mit dem Hubschrauber sofort hierher geflogen.«
    »Ich weiß, das habe ich heute morgen im Büro erfahren. Declan, glaube mir, ich habe auch versucht, dich zu finden …«
    »Das ist jetzt alles nicht mehr wichtig«, sagte er und küßte sie. Vor der Veranda erschienen Um Tewfik, Khalid und der alte Walid und brachten ihnen in einem Korb das Mittagessen. Sie sahen sehr zufrieden aus.
     
    Die Hochzeit wurde in der Paradies-Straße gefeiert. Alle Raschids waren zu dem traditionellen Fest gekommen, bei dem es einen prächtigen
zeffa
-Umzug gab, auf den ein üppiges Mahl folgte. Die Tische quollen über von gebratenem Lamm, geröstetem Kebab, von Käse und Salat, dampfendem Reis mit Bohnen, süßen Nachspeisen und Kaffee. Eine Truppe von Komikern, Akrobaten und Tänzerinnen unterhielt das Brautpaar, das in zwei Thronsesseln saß. Connor trug einen Smoking, Amira ein aprikosenfarbenes Brautkleid aus Spitze. Declans Sohn war ebenfalls gekommen. Er war das fünfundzwanzigjährige Ebenbild seines Vaters. Da er gerade sein Examen in Oxford abgelegt hatte, unterhielt er sich lebhaft mit Ibrahim, der sich an sein Studium vor fünfzig Jahren erinnerte.
    Rachel war in Begleitung ihres Vaters, Itzak Misrachi, aus Kalifornien gekommen. Nachdem er ihr das Nachbarhaus gezeigt hatte, in dem er geboren worden war und in dem sich nun die Botschaft eines afrikanischen Staates befand, saß er stundenlang mit Ibrahim zusammen, und sie erzählten Geschichten aus ihrer Jugend. Rachel war fasziniert, als sie ihren Vater zum ersten Mal arabisch sprechen hörte.
    Jasmina und Dahiba tanzten eine Nummer, die vor Jahren Teil ihres gemeinsamen Programms gewesen war. Jakob saß stolz mit seinem elfjährigen Sohn, dem hübschen rundlichen Nagib, ganz vorne und sah zu. Seiner Stieftochter Zeinab fiel es jedoch schwer, sich auf den Tanz zu konzentrieren, denn auf der anderen Seite des Salons saß ihr Vetter Samir, der ihr seit einiger Zeit schlaflose Nächte bereitete, und lächelte ihr zu.
    Auch Quettah war gekommen, um dem Paar die Zukunft vorauszusagen. Es war nicht die Quettah aus der Zeit Farouks, auch nicht die Quettah, die Khadija im Zeinab-Viertel aufgesucht hatte. Sie war die Enkeltochter, vielleicht sogar die Urenkelin der alten Astrologin, und sie hatte eine junge Frau bei sich, die ebenfalls Quettah hieß.
    Zwei Männer in Goldrahmen wachten über die Feier: Ali Raschid Pascha – er trug ein Staatsgewand und einen Fez und blickte, umgeben von seinen Frauen und Kindern, streng über seinen gewaltigen Schnurrbart hinweg – und Farouk als gutaussehender junger König.
    Ibrahim saß vor den Porträts und klatschte wie die anderen, als seine Tochter und seine Schwester das Brautpaar mit einem Bauchtanz unterhielten. Er dachte gerade, daß es keinen glücklicheren Mann als ihn geben könne, als sein Blick auf Zeinab fiel. Sie lächelte, und beim Anblick ihrer Grübchen mußte Ibrahim an ihren Vater Hassan al-Sabir denken, an den Mann, der einmal sein Freund und Bruder gewesen war.
    Endlich brachte es Ibrahim über sich, an den Abend zu denken, als er Amira verstoßen hatte. Für ihn war damals eine Welt zusammengebrochen, und er fuhr in seinem Schmerz zu Hassans Haus.
    Der Mord war nicht aus einem Affekt heraus geschehen. Ibrahim war mit dem Vorsatz dorthin gefahren, den Mann zu töten, der seine Freundschaft verraten und gedroht hatte, die Familie Raschid zu vernichten. Hassan hatte Ibrahim ausgelacht, selbst zuletzt noch, als er bereits im Sterben lag. In diesem Augenblick griff Ibrahim zum Skalpell und entfernte mit dem Geschick des geübten Arztes den Körperteil, der Amira in Schande gestürzt hatte.
    Auch Khadija klatschte den Takt zum Bauchtanz, und es war lange her, daß sie sich so jung und glücklich gefühlt hatte. Die Familie war wieder vereint, und wenn sie Itzak Misrachi sah, bei dessen Geburt sie dabeigewesen war, dann kam es ihr beinahe vor, als sei Marijam wieder hier.
    Sie dachte an einen Traum, den sie vor kurzem gehabt hatte. Darin kündigte ihr ein Engel an, sie werde
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