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Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
Autoren: Robert Ludlum
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gab auch noch andere Widersprüche – keine so offensichtlichen mehr, aber es gab sie. Sie würden ihm jetzt nichts
nützen. Sein Leben war im Begriff, in den Ruinen der alten Bahnstation von Lassiter ein Ende zu finden.
    Er bewegte den Kopf und sah Fassett, der über ihm stand.
    »Wir haben Ihnen für vieles zu danken. Wenn sie ein so guter Schütze sind, wie ich glaube, haben Sie dort draußen den perfekten Märtyrer geschaffen. Einen toten Helden. Wenn er nur verwundet ist, wird er ohnehin bald tot sein. Oh, er ist ein Teil von uns, aber selbst er würde erkennen, welch perfekten Beitrag er mit seinem Opfer leistet. Sehen Sie, ich habe Sie nämlich nicht belogen. Wir sind Fanatiker. Das müssen wir sein.«
    »Was nun?«
    »Wir warten auf die anderen. Ein oder zwei müßten auftauchen. Dann wird es vorbei sein. Deren Leben und das Ihre, fürchte ich. Und Washington wird sein Omega haben. Und dann wird vielleicht ein Außenagent namens Fassett eine weitere Belobigung bekommen. Wenn die nicht vorsichtig sind, machen sie mich eines Tages noch zum Direktor ihrer Operationen.«
    »Sie sind ein Verräter.« Tanner spürte in dem dunklen Schatten unter seinem Rücken etwas. Es war ein lockeres Stück des Fußbodens, etwa zwei Fuß lang und ein oder zwei Zoll breit. Er setzte sich schwerfällig und unter Schmerzen auf und zog die Diele zu sich heran.
    »Nach meiner Definition nicht. Ein Abtrünniger vielleicht. Kein Verräter. Wir wollen darauf nicht weiter eingehen. Sie würden meinen Standpunkt weder verstehen noch würdigen können. Wir wollen einfach sagen, daß nach meiner Ansicht Sie der Verräter sind. Sie alle. Sehen Sie sich doch um...«
    Tanner schlug mit dem Stück Holz zu, ließ es mit der ganzen ihm noch verbliebenen Kraft auf den verbundenen Fuß heruntersausen. Blut brach hervor, breitete sich durch das Verbandsgewebe aus. Tanner warf sich in die Höhe, auf Fassetts
Unterleib zu, versuchte verzweifelt, die Hand mit der Waffe zu packen. Fassett schrie auf. Tanner fand mit der rechten Hand das Handgelenk des Agenten, sein linker Arm war bewegungsunfähig. Er trieb Fassett gegen die Wand, trat mit dem Absatz auf seinen verwundeten Fuß, trat immer wieder zu.
    Tanner riß dem anderen die Waffe weg, und sie fiel zu Boden, glitt auf die offene Türe und den schwachen Lichtstrahl zu, der von draußen hereinfiel. Fassetts Schreie zerrissen die Stille des Stationsgebäudes, als er gegen die Wand taumelte.
    John hechtete auf die Pistole zu, hob sie auf und hielt sie in der Hand. Dann stand er auf, jeder Teil seines Körpers schmerzte, und das Blut floß ihm aus dem Arm.
    Fassett war kaum noch bei Bewußtsein, stöhnte vor Schmerz. Tanner wollte diesen Mann lebend, wollte Omega lebend. Aber er dachte an den Keller, an Ali und die Kinder, und so zielte er sorgfältig und feuerte zweimal, einmal in die Masse von Blut und Fleisch, die Fassetts Wunde war, und einmal in seine Kniescheibe.
    Er taumelte zurück zur Türe, stützte sich am Türrahmen. Von Schmerzen gequält sah er auf die Uhr: zwei Uhr siebenunddreißig. Sieben Minuten nach der für Omega festgesetzten Zeit.
    Niemand würde jetzt kommen. Die Hälfte von Omega lag schmerzgepeinigt im Stationsgebäude; der Rest im hohen, feuchten Gras jenseits des Parkplatzes.
    Er fragte sich, wer das dort draußen wohl sein mochte.
    Tremayne?
    Cardone?
    Osterman?
    Tanner riß ein Stück von seinem Ärmel ab und versuchte, sich den Stoffetzen um die Armwunde zu wickeln. Wenn er nur die Blutung etwas stillen konnte, selbst nur teilweise.
Wenn er das schaffte, würde er es vielleicht bis zu der Stelle schaffen, wo der Scheinwerfer gestanden war.
    Aber er brachte es nicht zuwege, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten zu Boden. Er war nicht besser dran als Fassett. Ihrer beider Leben würde hier verebben, hier an dieser Stelle. In der alten Bahnstation.
    Ein Heulen begann; Tanner war nicht sicher, ob das nur seine Fantasie war, oder ob da wirklich etwas heulte. Und doch, es war Wirklichkeit! Es wurde lauter.
    Sirenen, das Brausen von Motoren. Dann das Quietschen von Bremsen auf lockerem Kies und feuchtem Untergrund.
    Tanner stützte sich auf den Ellbogen. Er bemühte sich mit aller Kraft aufzustehen – und wenn er es nur bis zum Knien schaffte, das würde schon genügen. Das würde ausreichen, um zu kriechen, wenigstens bis zur Türe zu kriechen.
    Die Scheinwerferbündel sickerten durch die lockeren Bretter und den abgesprungenen Stuck, ein Lichtkegel hielt den Eingang
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