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Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
Autoren: Robert Ludlum
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Stationsgebäude selbst! Vielleicht konnte er sich Zutritt verschaffen. Er machte sich auf den Weg, quer über die Kiesfläche.
    Ein blinkendes Licht blitzte ihm in die Augen, seine Reflexe ließen ihn einen Satz nach vorne machen. Er rollte sich über die verwundete Schulter ab, fühlte aber keinen Schmerz. Ein kräftiger Scheinwerfer hatte die Düsternis durchstochen, die das Bahnhofsgelände einhüllte, und jetzt hallten Schüsse durch die Nacht. Kugeln bohrten sich rings um ihn in den Boden oder pfiffen ihm über den Kopf. Er rollte sich weiter, wußte, daß eine der Kugeln ihn am linken Arm getroffen hatte.
    Jetzt hatte er den Rand der Kiesfläche erreicht und hob seine Pistole, richtete sie auf das blendende Licht. Er feuerte schnell in Richtung auf den Feind. Der Scheinwerfer explodierte; dann hallte ein Schrei. Tanner drückte immer wieder ab, bis das Magazin leer war. Er versuchte, mit der linken Hand in die Tasche zu greifen und einen zweiten Ladestreifen herauszuholen, mußte aber feststellen, daß er den Arm nicht bewegen konnte.
    Jetzt herrschte wieder Stille. Er legte die Pistole hin und holte schwerfällig mit der rechten Hand ein Magazin heraus. Dann drehte er die Pistole herum, hielt den heißen Lauf mit den Zähnen fest und schob das frische Magazin in die Kammer, verbrannte sich dabei die Lippen.
    Er wartete darauf, daß sein Feind sich bewegte, irgendein Geräusch verursachte. Aber nichts regte sich.
    Langsam erhob er sich. Sein linker Arm war jetzt völlig bewegungsunfähig. Er hielt die Pistole vor sich, bereit abzudrücken, wenn sich das geringste im Gras bewegte.

    Aber da war nichts.
    Tanner schob sich rückwärts durch die Bahnhofstüre, hielt die Waffe in die Höhe, tastete den Boden vorsichtig mit den Füßen ab, um nicht von einem unerwarteten Hindernis zu Fall gebracht zu werden. Jetzt erreichte er die mit Brettern vernagelte Türe, wußte, daß er sich unmöglich Zugang verschaffen konnte, wenn sie zugenagelt war. Sein Körper war jetzt fast bewegungsunfähig. Er verfügte nur noch über wenig Kraft.
    Trotzdem drückte er mit dem Rücken gegen die Tür, und das schwere Holz gab leicht nach, ächzte dabei laut. Tanner drehte den Kopf und sah, daß der Spalt drei oder vier Zoll breit war. Die alten Scharniere waren mit Rost verkrustet. Er warf sich mit der rechten Schulter gegen die Tür, und sie gab nach, ließ Tanner in die Finsternis stürzen, auf den verfaulenden Boden des Stationsgebäudes.
    Dort blieb er ein paar Sekunden lang liegen. Die Bahnhofstüre stand jetzt zu Dreiviertel offen, die obere Hälfte war aus den Angeln gebrochen. Die fünfzig Meter entfernte Straßenlaterne lieferte stumpfes Licht. Zerbrochene oder fehlende Bretter im Dach ließen etwas Helligkeit hereinfallen.
    Plötzlich hörte Tanner ein ächzendes Geräusch hinter sich. Unverkennbar ein Schritt auf dem verfaulenden Boden. Er versuchte sich umzudrehen, versuchte aufzustehen. Zu spät. Etwas schmetterte ihm gegen den Schädel. Er fühlte, wie ihn Benommenheit umfing, sah aber den Fuß. Einen in Verbände gehüllten Fuß.
    Als er auf dem verfaulenden Boden zusammenbrach und Schwärze ihn umfing, blickte er nach oben in ein Gesicht.
    Tanner wußte, daß er Omega gefunden hatte.
    Es war Laurence Fassett.

29.
    Wie lange er bewußtlos gelegen hatte, wußte er nicht. Fünf Minuten? Eine Stunde?
    Er hatte keine Ahnung. Er konnte seine Uhr nicht sehen, den linken Arm nicht bewegen. Sein Gesicht berührte den zersplitterten Boden des Stationsgebäudes. Er spürte, wie das Blut langsam aus seiner Armwunde tropfte; sein Kopf schmerzte.
    Fassett!
    Der Manipulator.
    Omega.
    Wie er so dalag, huschten ihm isolierte Fragmente früherer Gespräche durch den Sinn.
    >...wir sollten einmal zusammenkommen... unsere Frauen sollten zusammenkommen...<
    Aber Laurence Fassetts Frau war in Ost-Berlin getötet worden. Ermordet in Ost-Berlin.
    Und dann war da noch etwas. Etwas, das mit einer Woodward-Sendung zu tun hatte. Der Sendung über die CIA vor einem Jahr.
    >...ich war damals in den Staaten. Ich habe die Sendung gesehen.<
    Aber er war damals nicht >in den Staaten<. Fassett hatte gesagt, er wäre vor einem Jahr an der albanischen Grenze gewesen: >...fünfundvierzig Tage des Feilschens.< Im Außendienst. Das war der Grund gewesen, weshalb er mit John Tanner Verbindung aufgenommen hatte, dem soliden, über alle Zweifel erhabenen Chef der Nachrichtenredaktion von Standard Mutual, einem Bewohner des Zielortes, Abgrund des Leders.
    Es
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