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Das neue Evangelium

Das neue Evangelium

Titel: Das neue Evangelium
Autoren: Mattias Gerwald
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Schriften zugeschrieben, darunter ein apokrypher Brief, in dem Parallelen zwischen dem Leiden Jesu und Prophezeiungen aus dem Alten Testament aufgezeigt werden, sowie – modernen Legenden nach – ein Evangelium.
    Sein Grab wurde auf wundersame Weise nördlich der antiken Stadt Salamis, unweit Enkomi (im heute türkischen Nordzypern), in der Krypta des St.-Barnabas-Klosters entdeckt. Wie so oft hatte auch dieses Wunder eine politische Dimension: Es gab zwischen der zypriotischen Kirche und dem Patriarchen von Antiochia Streit über die Unabhängigkeit der Kirche Zyperns. Die zypriotischen Christen beriefen sich darauf, dass ihre Kirche auf die Mission eines Apostels zurückging. Das Patriarchat von Antiochia, das fünfzehn Provinzen vorstand, wollte davon nichts wissen. Der Konflikt eskalierte, bis schließlich das Konzil von Ephesos im Jahr 431 zugunsten Zyperns entschied – ein Urteil, dem sich Antiochia nicht unterwerfen wollte.
    Da soll Barnabas persönlich eingegriffen haben. Er erschien angeblich 477 in einer Nacht dem Erzbischof Anthemios von Zypern in einer Vision und teilte ihm mit, wo sein Grab zu finden sei. Die Christen der Insel zogen am 11. Juni in einer Prozession zu dem angegebenen Ort, öffneten das Grab und fanden Barnabas’ Leichnam. Auf seiner Brust soll eine von ihm selbst angefertigte Abschrift des Matthäus-Evangeliums gelegen haben. Für den Erzbischof Anthemios bekräftigte dieses Wunder seinen Anspruch auf Unabhängigkeit. Der byzantinische Kaiser Zenon, der in Konstantinopel residierte, musste zugestehen, dass die Kirche Zyperns ebenso apostolisch war wie die von Paulus begründete Kirche von Antiochia. Der Fund hatte den Kaiser überzeugt – Anthemios kehrte mit der Zusage in die Heimat zurück, dass Zyperns Christen ab nun über die »Autokephalie« verfügten, das Recht, in allen zwischen- und innerkirchlichen Angelegenheiten eigenständig zu entscheiden.
    Über das angeblich von Barnabas selbst geschriebene Evangelium rankten sich seit dem 16. Jahrhundert neue Legenden. In der ursprünglichen Tradition galt es als eine Abschrift des Matthäus-Evangeliums, die Barnabas eigenhändig angefertigt habe. Doch als in der frühen Neuzeit ein vermeintliches Barnabas-Evangelium auftauchte, glaubten manche, dass es sich um ein von ihm selbst geschriebenes Evangelium handelte – Barnabas galt in diesem Fall nun nicht mehr bloß als Kopist, sondern als Verfasser des Textes.
    Um dieses Evangelium geht es in unserem Roman – und hier werden die Legenden (die Auffindung des Evangeliums) mit den Tatsachen (es gibt ein so genanntes Barnabas-Evangelium aus dem späten Mittelalter) vermischt.

 
    Jesus im Koran
     
    Der Koran versteht sich selbst als die letzte, von allen Fehlern gereinigte Heilige Schrift (Sure 98, 2 und 3) in einer Reihe von heiligen Büchern – namentlich genannt werden die Thora, die Psalmen und das Evangelium. Der Islam begreift sich nicht als neue Religion, sondern als Bestätigung der vorangegangenen Offenbarung, die zuerst Abraham zuteil wurde und später noch Moses und Jesus. Es gibt Stellen im Koran, in denen Juden und Christen als rechtgläubige Muslime gelten: Sure 22, 40 erwähnt »Klöster und Kirchen und Synagogen und Moscheen, in denen der Name Allahs viel genannt wird«, und Sure 29, 46 stellt über die Juden und Christen fest, dass Muslime »an das glauben, was zu uns herabgesandt wurde und zu euch herabgesandt wurde, und unser Gott und euer Gott ist einer«. Allerdings sei die Botschaft Mose von den Juden und die Botschaft Jesu von den Christen verfälscht worden. Dementsprechend berichtet der Koran nicht nur von Adam und Eva, von der Sintflut, von Abraham, Lot und Isaak, von Moses und den jüdischen Propheten, sondern auch von Johannes dem Täufer und von »Jesus, dem Sohn der Maria, dem Messias«. Im Koran ist Jesus ein direkter Vorläufer Mohammeds, den er auch ankündigt (Sure 3, 55).
    Geboren wird er von der Jungfrau Maria, der ein Engel die Geburt des Messias verkündet (Sure 3, 42). Allerdings ist Jesus nicht Gottes Sohn, sondern wie Adam aus dem Wort Gottes geschaffen: »Wahrlich, Jesus ist vor Allah wie Adam. Er erschuf ihn aus Erde, dann sprach Er zu ihm: ›Sei!‹, und er war« (Sure 3, 59).
    Die Schilderung der Kindheit Jesu im Koran ähnelt der des apokryphen Kindheits-Evangeliums (auch im Koran erschafft Jesus Tauben aus Ton und lässt sie dann lebendig werden). Der Koran erwähnt die Wunder und Heilungen, die Jesus durch Gott bewirkt, berichtet
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