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Das neue Evangelium

Das neue Evangelium

Titel: Das neue Evangelium
Autoren: Mattias Gerwald
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Texte sind teils nur dem Namen nach aufgrund von Erwähnungen in den Schriften der Kirchenväter bekannt, teils enthalten solche Quellen auch Zitate, doch einige der apokryphen Schriften des Neuen Testaments sind als spätere Abschriften ganz oder zum größten Teil erhalten.
    Diese von den ersten Evangelien abweichenden Texte dienten ganz verschiedenen Zwecken. Manche sind nur gekürzte oder überarbeitete Fassungen der bekannten Evangelien, andere Ausschmückungen, die den Wunsch der Gläubigen verraten, mehr über bestimmte Epochen in Jesu Leben zu erfahren (etwa das Kindheitsevangelium, in dem der kleine Jesus als eine Art Zaubermeister dargestellt ist, der Spielzeug zum Leben erweckt – eine Geschichte, die sich auch im Koran findet; oder die Petrus-Akten – ein angeblicher Briefwechsel zwischen Seneca und Petrus). Andere Evangelien stützen ganz bestimmte, von der kirchlichen Lehre abweichende Strömungen des Christentums, so die Nag-Hammadi-Evangelien, die von einem gnostischen, sehr mystisch geprägten Verständnis des Christentums zeugen. Eines der bekanntesten apokryphen Evangelien ist das koptische Thomas-Evangelium aus Ägypten, eine Sammlung von 114 möglicherweise authentischen Jesus-Sprüchen. Es entstand in der vorliegenden Form im 2. Jahrhundert im Nahen Osten und ist mystisch und asketisch geprägt.
    Heutige Wissenschaftler geben den Kirchenlehrern übrigens Recht: Die vier zur Bibel gehörenden Evangelien – die kanonischen Evangelien – sind tatsächlich älter als alle Schriften, die von der frühen Kirche verworfen wurden. Eines dieser apokryphen Evangelien ist das Barnabas-Evangelium, um das es im vorliegenden Roman geht.

 
    Der historische Barnabas
     
    Barnabas, ein Begleiter des Apostels Paulus, war ein jüdischer Levit, Sohn eines Gutsbesitzers aus Zypern, der in Jerusalem lebte. Zum ersten Mal taucht er in der Apostelgeschichte (Apg. 4, 36f.) auf, als er einen Acker verkauft und den Erlös dem Petrus zur Unterstützung der jungen christlichen Gemeinde schenkt. Sein Name war eigentlich Joses, den Namen Barnabas (»Sohn des Trostes«) gaben ihm die Apostel. Man erfährt, dass er »ein trefflicher Mann und voll heiligen Geistes und Glaubens« (Apg. 11, 24) gewesen sein soll.
    Als Paulus nach seiner Bekehrung auf der Straße nach Damaskus nach Jerusalem kam, war es Barnabas, der ihn bei sich aufnahm und ihn den noch zweifelnden Jüngern vorstellte (Apg. 9, 27). Paulus war den Jüngern Jesu nicht nur unheimlich, weil er als grausamer Christenverfolger bekannt war, sondern auch, weil er aufgrund seiner Vision behauptete, Jesus und seine Lehre besser zu verstehen als die Apostel, die den Messias jahrelang begleitet hatten. Insbesondere stritt man über die Frage, ob Christen sämtliche Gebote der jüdischen Thora einzuhalten hätten oder nicht.
    Nachdem die Apostel in Jerusalem eine Art Abkommen mit Paulus getroffen hatten – gemäß dem er für seine Version des Christentums überall werben durfte, nur nicht im jüdischen Kernland –, begann Barnabas mit Paulus die Menschen in Antiochia in Kleinasien (Apg. 11-13) zu missionieren, von wo sie von einer aufgebrachten Menge vertrieben wurden. Sie reisten weiter nach Ikonion und in andere Städte. Hier wurden sie selbst sogar für Götter gehalten (Apg. 14) – und sorgten für Verärgerung in den Synagogen, denn Paulus predigte, man brauche sich nicht beschneiden zu lassen, um teilzuhaben am Heil Gottes. Nach der erneuten Rückkehr nach Jerusalem wurden Paulus’ Bemühungen endgültig von den anderen Aposteln anerkannt, und Paulus und Barnabas fuhren erneut nach Antiochia. Dort aber kam es, als es um den weiteren Verlauf der Missionsreise ging, zu einem heftigen Streit zwischen Paulus und Barnabas. Beide trennten sich, und Barnabas fuhr mit Johannes Markus nach Zypern (Apg. 15). Mit dieser letzten Erwähnung in der Apostelgeschichte, der Nachricht über die Abreise des Barnabas, verliert sich die Spur des historischen Barnabas. Über sein späteres Leben berichten nur noch Heiligenlegenden.
    Denen zufolge soll Barnabas in Zypern Kranke geheilt haben, indem er ihnen das Matthäus-Evangelium auflegte. Er soll sogar bis Rom gekommen und dann in Mailand Bischof geworden sein. Nach anderen Legenden aber wurde Barnabas in Zypern als Märtyrer gesteinigt. Sein Grab jedenfalls soll er in heimatlicher Erde, auf Zypern, gefunden haben; Reliquien des Heiligen werden in Mailand, Prag, Namour, Köln und Andechs aufbewahrt.
    Barnabas werden verschiedene
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