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Das Nebelhaus

Das Nebelhaus

Titel: Das Nebelhaus
Autoren: Eric Berg
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liegt.
    Vev habe ich weder getroffen noch gesprochen. Timos Prozess blieb sie fern, sie war auch nicht vorgeladen, der Verteidiger verlas nur eine protokollierte Aussage. Überflüssig zu erwähnen, wie leid sie mir tat: erst die Tochter und den Ehemann verlieren und dann auch noch erfahren, dass der Liebhaber beide umgebracht hatte, jener Mann, mit dem sie seither tausendmal geschlafen hatte … Sie blieb für mich eine unbekannte Größe, und das war mir sehr lieb. Yim sagte, dass ich ihr im Wesen ein klein wenig ähnele, mein Humor und meine Schlagfertigkeit erinnerten ihn an sie. Mehr wollte ich nicht wissen, denn es würde mich beim Schreiben nur stören.
    Mir schwebte inzwischen im Anschluss an den Artikel ein erzählerischer Umgang mit den Geschehnissen vor, ein Roman über die Ereignisse, und mit Tatsachen im Roman verhält es sich wie mit Giften im Körper: In geringen Dosen sind sie heilsam, zu viel davon ist schädlich für den Organismus. Tatsachen sind eine Art von Störung. Selbst wenn ich Tatsachen schriebe, würde ich dafür sorgen, dass man sie für Fiktion hielte. Romane zu schreiben, heißt lügen, sagte die Schriftstellerin Simone de Beauvoir, und ich applaudiere ihr.
    Einige Wochen nach Timo Stadtmüllers Verhaftung passierte etwas Seltsames. Als Yim mir in unserer neuen gemeinsamen Wohnung beim Auspacken half, fiel ihm jenes Manuskript in die Hände, an dem Timo damals im Café gearbeitet hatte. Ohne darüber nachzudenken, hatte ich es eingesteckt und irgendwo zu Hause verstaut.
    »Darin geht es um Hiddensee«, rief Yim. »Nicht zu glauben. Er hat ein paar Namen verändert, aber … das ist die Geschichte der Blutnacht.«
    Ich blätterte in dem Manuskript. Unfassbar. Timo Stadtmüller hatte sich darin selbst als Mörder bezeichnet. Er hatte gewissermaßen ein Geständnis abgelegt und sogar Herrn Nans Identität als Massenmörder preisgegeben. Ergo: Er lieferte sich darin selbst ans Messer. Der Katalog, in dem die Veröffentlichung des Buches für Frühling 2013 angekündigt wurde, lag ebenfalls bei.
    Darin stand auch der Titel des Romans: Das Nebelhaus .
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Danksagung
    Ich danke Eléonore Delair, ohne die es dieses Buch nicht geben würde, Wiebke Rossa und Angela Troni, die mit mir den Text geschliffen haben, und Petra Hermanns, meiner Agentin mit Herz. Und natürlich danke ich den sechs Menschen, denen dieses Buch gewidmet ist und die sich als hilfreiche ProbeleserInnen betätigt haben.
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