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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt
Autoren: Heinrich Hanf
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Speisewagen begab. Unterwegs führte Hieronymus dann von einem der Fernsprecher des Zuges aus ein Telefonat mit einem guten, alten Bekannten in Berlin.

    *

    Attabek Zenghi saß seit fünf Minuten im halb zerstörten Haus eines eng befreundeten Dschihad-Führers in Beirut und versuchte sich daran zu gewöhnen, dass der Boden unter ihm nicht mehr schwankte. Dabei verfolgte er hoch erfreut eine Fernsehansprache seines Intimfeindes, des Imam Abd el-Khaliq Madrasi, der soeben mit den gewaltigsten Worten, denen ein Prediger und Schriftgelehrter nur mächtig sein konnte, die fürchterliche Rache Allahs ankündigte, die in wenigen Stunden über die Köpfe von Christen und Zionisten hereinbrechen würde. Attabek hatte diesen großen Auftritt geschickt dem publicity-süchtigen Korangelehrten überlassen; wohl wissend, dass nach dem monströsen Vergeltungsschlag mindestens die halbe israelische Armee einschließlich des Mossad hinter dem Arsch dieses Propheten her sein würde.
    Abd el-Khaliq war gerade dabei, mit seinen Hasstiraden ordentlich in Fahrt zu kommen, als es plötzlich an der Türe klopfte und der Adlatus Abdallah mit zwei blassen, jungen Palästinensern im Schlepptau das Zimmer betrat.
    Zenghi erhob sich sofort und verneigte sich tief vor den beiden Ankömmlingen, die ihn mit fiebrigen Augen scheu anblickten.
    »Oh ihr Verehrungswürdigen, wie beneide ich euch um die unvergleichliche Gunst Allahs des Allerhöchsten, der für euch heute den geraden Weg ins Paradies geöffnet hat! Sagt mir eure Namen, ihr glücklichen und tapferen Krieger Gottes, denn sie werden für immer im Gedächtnis aller Moslems als auch dem unserer Feinde unauslöschlich eingebrannt sein! Ihr seid heute diejenigen, die in seinem Namen das Schwert führen, das mit fürchterlicher Gewalt auf die Häupter der Ungläubigen herabsausen wird. Ihr seid diejenigen, die dazu auserwählt sind, die Schmach und den Frevel an den heiligsten Stätten des Islam zu vergelten und den Mord an tausenden von gläubigen Dienern Allahs zu rächen! Ihr allein seid es, die diesen falschen, neuen Gott der Christenhunde vom Antlitz dieser Erde hinwegfegen werden! Der Ruhm und Glanz eurer Heldentat wird euch vorauseilen, wenn ihr in Ehre und Triumph vor dem Throne Allahs erscheinen werdet. Euer Lohn wird unendlich sein und Gottes Segen und Wohlgefallen werden für immer auf euch ruhen! Lasst euch umarmen und küssen, meine tapferen Brüder!«
    Dann ging Zenghi sofort zum praktischen Teil der Aktion über. Jeder der beiden Männer bekam mit wasserfestem Filzstift einen Zahlencode auf den Unterarm geschrieben und wurde genauestens instruiert, wie der Zünder zur Sprengung des Tempelberges zu justieren und auszulösen war. Danach erhielten die Selbstmordattentäter eine detaillierte Wegbeschreibung zum Keller des Hauses in Jerusalem, wo der Auslöser verborgen war. Zenghi ermahnte sie außerdem eindringlich, keinerlei Waffen mit sich zu führen, um bei den ständigen Fahrzeugkontrollen durch die israelische Armee nicht vorzeitig aufzufallen und einen Grund für ihre Verhaftung zu liefern. Zuletzt überreichte er ihnen ein als Transistorradio getarntes, leistungsfähiges Sprechfunkgerät zusammen mit der Anweisung, dieses erst dann einzuschalten, wenn sie vor Ort eingetroffen wären. Dort sollten sie dann auf seinen Befehl zur Sprengung zu warten.
    Danach begleiteten Zenghi und Abdallah die beiden Burschen zu einem geländegängigen Fahrzeug, beglückwünschten sie erneut und verabschiedeten sich dann von ihnen.
    Nur kurze Zeit später raste der beigefarbene Jeep gefolgt von einer langgezogenen Staubwolke auf einer sandigen Piste nach Süden.

    *

    Achnachthon Jesus Christus unterlag unterdessen einem Gefühl höchster Anspannung und Unruhe, das seinen Ausdruck vor allem darin fand, dass er zur Überraschung seiner Begleiter plötzlich zu essen und damit auch zu scheißen aufgehört hatte. Nathan Brock hatte kurzerhand in Tel Aviv einen geräumigen Kinderwagen besorgen lassen, in dem der Klon nun bequem transportiert werden konnte und vor den Blicken Außenstehender verborgen bleiben würde.
    Eine christliche Pilgergruppe dieser Größenordnung war in Zeiten des israelisch-arabischen Krieges allerdings doch ein wenig ungewöhnlich, und deshalb teilte Nathan Brock aus Sicherheitsgründen den Zug der fanatisierten Kreuzfahrer in mehrere kleine, unauffällige Abteilungen auf.
    In kurzen Zeitabständen mietete jede dieser Gruppen dann ein Großraumtaxi und machte sich damit auf
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