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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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er es tun. Er wusste zwar nicht genau, was er sagen würde, aber jetzt war es ja ohnehin egal. Er war ziemlich sicher, dass er inzwischen zu den Menschen zählte, die sie am wenigsten mochte.
    Seine Mutter kam durch die Hintertür und schlug das Insektengitter hinter sich zu. »Es ist Zeit für die Torte.«
    »Okay.« Er verlagerte sein Gewicht auf nur einen Fuß und beobachtete Ann, die sich mit seinen Schwestern unterhielt. Wahrscheinlich erzählten sie ihr gerade, wie er damals ihre Barbies angezündet hatte. Seine Nichten und Neffen rannten in dem großen Garten umher, spritzten einander mit Wasserpistolen nass und schrien aus Leibeskräften. Ann passte prima in diese Gesellschaft, genauso, wie er es sich vorgestellt hatte.
    »Was ist eigentlich aus dem Mädchen im Park geworden?«, fragte seine Mutter.
    Er brauchte nicht nachzufragen, welches Mädchen sie meinte. »Sie war nur eine Bekannte.«
    »Hmm.« Sie holte eine Schachtel aus dem Schrank, nahm Kerzen heraus und steckte sie in die Schokoladentorte. »Sie sah nicht aus wie eine Bekannte.« Joe antwortete nicht, und seine Mutter fuhr fort, wie erwartet. »Du siehst Ann nicht so an, wie du sie angesehen hast.«
    »Wie denn?«
    »So, als könntest du sie für den Rest deines Lebens immerzu ansehen.«
    Die Haftanstalt erinnerte Gabrielle in mancherlei Hinsicht an die Schule. Vielleicht lag es an dem gesprenkelten Linoleum oder den Plastikstühlen. Oder an dem Geruch nach Bohnerwachs und verschwitzten Leibern. Doch anders als in der Schule war der große Raum, in dem sie saß, voll von Frauen mit Babys und einem so drückenden Gefühl der Deprimiertheit, dass es ihr die Kehle zuschnürte.
    Sie faltete die Hände im Schoß und wartete wie die anderen Frauen auch. Im Verlauf der vergangenen Woche hatte sie mehrmals versucht, Kevin zu schreiben, aber jedes Mal gab sie es nach wenigen Zeilen wieder auf. Sie musste ihn sehen. Sie wollte sein Gesicht sehen, wenn sie ihm die Fragen stellte, auf die sie dringend Antworten benötigte.
    Eine Tür zu ihrer Linken wurde aufgestoßen, und Männer in blauen Sträflingsanzügen betraten im Gänsemarsch den Raum. Kevin war der Drittletzte, und als er sie sah, stockte sein Schritt kurz, bevor er sich in den Besucherraum begab. Gabrielle stand auf und blickte ihm entgegen. Der Blick seiner so vertrauten blauen Augen war verhangen, die Röte stieg ihm über den Hals hinauf in die Wangen.
    »Es hat mich überrascht, dass du mich sehen willst«, sagte er. »Bisher hatte ich nicht viel Besuch.«
    Gabrielle nahm wieder Platz, und er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. »Deine Familie hat dich nicht besucht?«
    Er schaute zur Decke hinauf und hob die Schultern. »Ein paar von meinen Schwestern, aber ich bin gar nicht unbedingt versessen darauf, sie zu sehen.«
    Sie dachte an China und deren beste Freundin Nancy. »Keine Freundinnen?«
    »Machst du Witze?« Er schaute sie wieder an und runzelte die Stirn. »Keiner soll mich so sehen. Beinahe hätte ich auch nicht in deinen Besuch eingewilligt, aber ich dachte mir, dass du wahrscheinlich ein paar Fragen an mich hast, und die Antworten bin ich dir schließlich schuldig.«
    »Eigentlich habe ich nur eine einzige Frage.« Sie holte tief Luft. »Hast du mich gezielt als Geschäftspartnerin ausgesucht, um mich dann als Tarnung zu benutzen?«
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Was? Hast du mit deinem Freund Joe gesprochen?«
    Seine Frage und die Wut, die sich dahinter verbarg, überraschten sie.
    »Am Tag meiner Verhaftung kam er an und behauptete, ich hätte dich benutzt. Er besaß doch tatsächlich die Unverfrorenheit, darüber stinksauer zu sein. Am nächsten Tag kam er dann in meine Arrestzelle und machte mir die schlimmsten Vorhaltungen darüber, wie ich dich ausgenutzt hätte. Ist das nicht eine Lachnummer, wenn man bedenkt, wie er dich benutzt hat, um mich am Kragen zu kriegen?«
    Einen Augenblick lang erwog sie, ihm die Wahrheit über sich und Joe und ihren Anteil an seiner Verhaftung zu sagen, doch letztendlich entschied sie sich dagegen. Der Grund bestand ihrer Meinung nach darin, dass sie nicht die Energie aufbrachte, darüber zu diskutieren, und außerdem war es sowieso nicht mehr wichtig. Sie hatte auch keineswegs das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein. »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, erinnerte sie ihn. »Hast du mich in voller Absicht als Geschäftspartnerin ausgesucht, um mich zu deiner Tarnung zu benutzen?«
    Kevin neigte den Kopf auf die Seite und
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