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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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was ein Mann tun muß. Besser, er zieht den Finger raus und sieht zu, daß er es getan kriegt.
    Ganz ähnlich sah es auch bei den Phnaargs von Phnaargos aus. Ihr zu Tuendes war nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Sie lebten auf einer wunderbar grünen Welt, auf der es keine Killerreptilien und keine fliegenden Skorpione gab, einer Welt, die reich war an natürlicher Vegetation, ein mildes Klima besaß und ein paar wirklich umwerfende Sonnenuntergänge. Allerdings war auch dieser Garten Eden nicht, um es mit der Bibel zu sagen, frei von einer Schlange. Nur daß sie hier in Form einer Kathodenstrahlröhre daherkam. Die Menschheit stolperte erst ganz am Ende ihrer Existenz über dieses Wunder. Nicht so auf Phnaargos. Auf Phnaargos wuchs die Kathodenstrahlröhre in der freien Natur. Und so kam es, daß die Phnaargs bereits TV sahen, als die Menschheit noch immer mit Steinen nach haarigen Mammuts warf und in der Familienhöhle mit Do-It-Yourself experimentierte.
    Wenn es schon merkwürdig erscheint, daß Kathodenstrahlröhren auf einer Welt einfach so wachsen, dann ist es bestimmt noch viel merkwürdiger, daß Videokameras, Mikrophone, Scheinwerfer, Mischpulte und all die anderen Paraphernalien, die für TV-Produktionen unabdinglich sind, ebenfalls prächtig gediehen und nur darauf warteten, geerntet zu werden. Es sei dem Leser verziehen, wenn ihm das unwahrscheinlich vorkommen mag, um es noch gelinde auszudrücken. Doch die Wege des Allmächtigen sind unergründlich, und zahllos seine Wunder. Außerdem – wer sind wir, daß wir seine Motive zu hinterfragen wagen?
    Mit all dieser Technologie frei und im Übermaß zugänglich, sollte man meinen, die Phnaargs wären eine von Gott gesegnete Rasse, nicht wahr? Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die Phnaargs waren ganz im Gegenteil die erste Rasse im gesamten Universum, die jemals vom Fernsehen abhängig wurde, die ersten Opfer der gefährlichen und unendlich süchtig machenden Strahlen der Kathodenstrahlröhre. Und weil diese Sucht in einem so frühen Stadium ihrer Entwicklung auftrat, waren die Phnaargs so richtig gründlich in den Hintern gekniffen.
    Nur wenige Jahrzehnte nach diesen Entdeckungen war Phnaargos buchstäblich mit kultivierten TV-Stationen übersät, und die Phnaargs waren fast Sklaven.
    Wer nicht damit beschäftigt war, fünfundzwanzig Stunden am Tag fernzusehen, hatte alle Hände voll zu tun, um die Bedürfnisse seiner fernsehenden Artgenossen zu befriedigen. Die Bedürfnisse wurden bald zu Forderungen, und die Forderungen waren energisch. Denn die Rasse der Phnaargs war eine junge und primitive Rasse, und sie liebte ihr TV über alles.
    Daher verwundert es nicht, wenn auch die Phnaargs Dukes Prinzip zu spüren bekamen. Die TV-Oberen der Phnaargs bemerkten schon bald, daß die Nachfrage das Angebot bei weitem überstieg, waren gezwungen, etwas zu tun. Stolz dorthin zu gehen, wo noch nie vor ihnen ein Mensch gewesen war. Neue Welten und neue Zivilisationen zu suchen! Und sie ins Fernsehen zu bringen.
    Und daher kam es, daß durch einen wirklich seltenen Zufall, der mit einem Mal all das Vorhergehende relevant macht, daher kam es wie gesagt, daß die Phnaargs über den Planeten Erde stolperten. Und die Menschheit entdeckten, die noch immer Mammuts steinigte, Graffiti an die Höhlenwände malte und sich ganz allgemein nur um ihren eigenen Kram scherte. Hätte man ihr gestattet, mit diesem trivialen Unsinn weiterzumachen, würde sie wahrscheinlich heute noch damit beschäftigt sein. Doch die besuchenden Phnaargs begriffen schnell, welch ein gigantisches Entwicklungspotential in der Menschheit steckte, was ihre Funktion als TV-Material anbetraf. Sie verschwendeten keine Zeit und richteten ihre hortikulturellen Transmitter ein, damit die Show anfangen konnte. Der Rest, ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, ist Geschichte.
    Die Serie wurde über Nacht zum Erfolg. Die phnaargischen Fernsehzuschauer nahmen die alltäglichen Geschichten um ein primitives Volk auf wie ein trockener Schwamm das Wasser, und Die Erdlinge wurde zu einer der populärsten Serien im gesamten Universum.
    Es mag dem einen oder anderen vielleicht als harmlose Geschichte erscheinen, wenn eine Rasse, die hoffnungslos dem Fernseher verfallen ist, die Fortschritte einer anderen beobachtet. Und vielleicht wäre es auch so geblieben, wenn nicht die fernsehzuschauenden Phnaargs so verdammt geil gewesen wären auf das, was man ›ein wenig Action‹ nennt. Wider besseres
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