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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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Höhe. Weiß und strahlend wie die Sonne. Rings um ihren Kopf schwebte eine Krone aus zwölf Sternen. Unter ihren Füßen eine silberne Mondsichel. Rex trat einen Schritt zurück, um das Wunder zu betrachten.
    »Ich bin Christeen«, sagte Christeen. »Die Zwillingsschwester von Jesus Christus.«
    »Du bist was?« Die vollkommen verblüffte Frage Dans wurde vielstimmig unterstützt von Elvis, Fergus, Rex, Gloria und der fetten Frau, die das Interesse an Pferden vollständig verloren zu haben schien, ob sie nun flogen oder nicht.
    Das war vielleicht eine Enthüllung, alles was recht ist!
    »Ihr habt ganz richtig gehört. Und meine Zeit ist gekommen.«
    Dan schürzte die Lippen und funkelte sie an. »Das hättest du gerne«, sagte er.
    Elvis trat vor. »Laß mich diesem Mistkerl die Lampe ausblasen.«
    »Nein.« Christeen hob die Hand. »Er muß sich anhören, was ich zu sagen habe. Jeder muß es hören. Die Wahrheit muß nun endlich enthüllt werden.«
    Die Bunkerbewohner vor den Fernsehern öffneten weitere Dosen mit Buddhabier. »Das ist gut«, sagten sie. »Das ist wirklich gut.«
    Mungo rutschte unbehaglich auf seinem Vorstandssessel hin und her. »Das ist gar nicht gut«, sagte er. »Das ist wirklich nicht gut.«
    »Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde…« Dan stöhnte. Christeen tauchte herab und boxte ihn auf das Ohr. Dan behielt seine weiteren Kommentare für sich.
    »Verzeihung.« Christeen rieb ihre Handflächen gegeneinander. »Das war ein kleiner Rückfall in PMS.«
    »In PMS?« fragte Rex.
    »Prämonotheistische Spannungen. Wo war ich gleich stehengeblieben?«
    »Dein Daddy hat den Himmel und die Erde geschaffen.« Elvis bemühte sich nach Kräften, nicht allzu skeptisch zu klingen.
    »Ja. Danke sehr. Na ja, es steht jedenfalls alles hier drin.« Wie durch ein Wunder hielt sie eine schwarze Bibel in der Hand. (Na ja, wie auch sonst?) »Jedenfalls fast alles. Allerdings gibt es eine ganz bestimmte Passage in diesem Buch, deren Bedeutung den Menschen nie bewußt geworden ist. Die Bibel ist kein Bericht über Ereignisse, die sich zugetragen haben. Die Bibel ist ein Bericht über Ereignisse, die sich erst noch zutragen sollten. Kurz gesagt, die Heilige Schrift ist eigentlich ein Skript. Das Große Skript. Nicht wahr, Fergus?«
    Fergus Shaman senkte den Kopf. »Manche sagen ja. Die Geldgeber…«
    »Der Geldgeber. Es gibt nur einen einzigen. Hier auf der Erde hat Dad das Ding an die Juden verkauft. Moses war sein Mittelsmann. Einer Ihrer ersten ›Skript-Berater‹, Fergus. Die Juden waren ziemlich erfreut. Sie würden das Auserwählte Volk sein, gesegnet von Gott. Sie gingen also begeistert ans Werk. Aber selbstverständlich hatte die Sache einen Haken. Was die Juden nämlich damals nicht wissen konnten war, daß es im Grunde genommen nicht nur um die Bibel ging, sondern auch noch um ein weiteres Buch. Die Bibel II. Das Neue Testament. Meine Güte, waren die Juden vielleicht sauer, als sie entdeckten, welche Konsequenzen der Tod meines Bruders hatte. Seitdem haben sie immer nur Nackenschläge eingesteckt. Opfer der Umstände, ganz einfach. Genau wie ich.«
    »Genau wie du?« Vorsichtshalber zuckte Dan bereits zusammen, bevor Christeen zuschlagen konnte. »Aber du stehst nicht im Neuen Testament. Du wurdest mit keinem Wort im Neuen Testament erwähnt.«
    »O doch, das wurde ich. Als Mutter Maria niederkam, gebar sie Zwillinge. Aber mein Bruder hatte in seinem Kontrakt eine Klausel, die ihm die gesamte künstlerische Leitung garantierte. Es war die reinste Vetternwirtschaft, weißt du? Das Neue Testament war nichts weiter als eine Bühne für seine Starallüren.«
    »Ein Skandal!« sagte Rex.
    »Und ich wurde aus dem Drehbuch gestrichen«, fuhr Christeen fort. »Ein Opfer männlich chauvinistischer Lektoren.«
    Dan mühte sich schwerfällig auf die Beine, während die Mündungen tödlicher Waffen unablässig auf ihn gerichtet waren. »So so«, sagte er. »Wenn auch nur der geringste Teil von alledem wahr ist, wie kommt es dann, daß du hier unter uns bist? Du wirst schließlich auch nicht in der Offenbarung erwähnt.«
    »Doch, das werde ich. Kapitel zwölf, Vers eins.«
    »Bah! Humbug! Man kann alles in die Offenbarung hinein interpretieren, wozu man gerade Lust hat. Johannes war wahrscheinlich stockbetrunken, als er sie niedergeschrieben hat.«
    »Ja, sicher. Was sollst du sonst dazu sagen, eh?«
    Dan blickte verdrießlich drein. »Und was haben jetzt er…« sein Finger deutete auf Fergus, »… und
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