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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical
Autoren: Robert Rankin
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beeindruckt.
    »Du Schuft!« kreischte Mrs. Vrillium. Und das ganz zu Recht.
    »Und was dann?« fragte Christeen und trat vor den Schreibtisch. »Herr über einen toten Planeten? Niemand mehr da, den du beherrschen könntest? Niemand mehr, der dich verehrt?«
    »Es ist ein dämonisches Stratagem, zugegeben«, sagte Dan. »Aber ich habe schließlich nie behauptet, vollkommen zu sein.«
    »Heilige Kuh!« pfiff Elvis. »Sieh sich einer diese Pinkel an!«
     
    Fergus Shaman hatte sich alles andere als geirrt, was Mungo Madocs Inkompetenz anbetraf. Denn Mungo, außer sich vor Zorn, weil Christeen und Dan den Zuschauern die ganze Story verraten hatten, hatte nebenbei ganz vergessen, daß die Zuschauer alles sahen, was er auch sah. Und als ihm die entsetzliche Erkenntnis endlich dämmerte, hatte er bereits wenige Minuten zuvor den Befehl zum endgültigen und finalen Armageddon erteilt.
    Aus dem Himmel über der Erde kamen Michael und all die anderen Heiligen. Flammenschwerter, wildäugige Schlachtrösser, Blitz und Donner und die ganze verdammte Schießbude.
    »Buh!« riefen die Bunkerbewohner, »Buh!« und »Buh!« und »Buh!« und traten gegen ihre Fernsehterminals. Ihr einstiger Messias war oben im Nemesis-Gebäude und wollte sie allesamt auslöschen. Sie wollten diesen Unsinn nicht mehr länger ansehen. »Buh! Buh!« machten sie. Und: »Wir wollen Christeen zurück!«
    Stör! Stör! Stör! machte die neu besetzte elektronische Schalttafel im Vorstandszimmer der Erdlinge Inc.
    »Die Show muß weitergehen.« Mungo drückte wie besessen auf Knöpfe. Alte Aufzeichnungen zuckten über die Schirme. Michael und seine Heiligen sahen sich dem Sturmangriff der Light Brigade gegenüber (die 1930er Version, noch in Schwarzweiß). General Custer zielte mit seinem Sechsschüsser auf die Indianer, die ihn in wildem Galopp umzingelten. Zulus brandeten über die Böschung von Rorke’s Drift, und Streitwagen rasten durch den Circus Maximus.
    »Morgawr!« kreischte ein vom Schlag getroffener Mungo Madoc. »Halten Sie ihn auf! Lassen Sie ihn auf gar keinen Fall springen!«
    Durch das Chaos holographischer Projektionen, durch die Zulus und die Siebte Kavallerie und den großen Weißen Hai hindurch schimmerte ein einzelner goldener Lichtstrahl. Der Himmel öffnete sich, und engelsgleiche Wesen fingen an, auf ihren Harfen zu harten und Loblieder zu singen.
     
    Und ich hörte die Harfner singen,
    während sie auf ihren Harfen harften.
    Offenbarung 14,2
    (sehen Sie doch selbst nach,
    wenn Sie mir nicht glauben.)
     
    Auf einem Thron aus Beryll und umgeben von Wesen mythologischen Ursprungs und unzweifelhafter Authentizität schwebte eine strahlende Gestalt herab. Mungo Madoc lächelte anerkennend. »Da«, sagte er. »Das sieht schon viel besser aus. Das ist professionell. Gute Arbeit, Morgawr, wirklich ausgezeichnete Arbeit.«
    Jason Morgawr, inzwischen in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, starrte ungläubig auf das Hologramm. Ein dümmliches Kichern drang über seine Lippen.
    »Das war ich nicht«, flüsterte er. »Das war ich nicht.«
     
    »Genug von diesem Unsinn!« kreischte der Dalai Dan. »Jeder kriegt, was er verdient. Jeder!« Seine Faust hämmerte auf den blutroten Knopf herab. Inmitten des Chaos und der Unordnung entstand ein entsetztes Schweigen. Päpstin Johanna und die Lakaien des verstorbenen Hubbard starrten voller Mißtrauen auf die Schirme. Allen waren längst sämtliche Waffen und jegliche Munition ausgegangen, außerdem interessierte sie die Show eh mehr als der blöde Krieg. Die Darsteller im Appartement des Dalai Dan erstarrten zu einem Stilleben. Dan, grinsend wie der Teufel persönlich, der er ja auch war. Christeen, die Hände zum Gebet verschränkt. Fergus Shaman, der Gloria Mundi ein wenig mehr tröstete, als eigentlich nötig gewesen wäre. Mrs. Vrillium einmal mehr auf allen Vieren kauernd. Elvis, hoch aufgerichtet und stolz, und Rex genauso, vielleicht sogar noch ein wenig mehr als der King.
    Ein Telephon klingelte.
    Dan riß den Hörer von der Gabel. Eine aufgezeichnete Stimme sagte: »Wir bedauern, daß der Weltuntergangsknopf deaktiviert und noch nicht wieder durch das streikende Wartungspersonal instandgesetzt wurde. Wir gehen davon aus, daß ernsthafte Verhandlungen zwischen Management und Arbeitnehmer-Seite bald zu einer Einigung führen und der Knopf seine ursprüngliche Funktionalität zurückerhält. Weiterhin möchten wir unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, daß Sie dadurch keine allzu
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