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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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dieses Projekt gewinnen«, sagte Malenfant. »Aber ich glaube, dafür werde ich mich noch ordentlich ins Zeug legen müssen.«
    »Verdammt richtig«, sagte Della. »Offen gesagt, halte ich es für einen Widerspruch in sich, ein umweltfreundliches Projekt auf der Grundlage von Raketentriebwerken zu verwirklichen …«
    Malenfant sah Emma an und verzog das Gesicht. »Man könnte sagen, dass wir uns mitten in einer Auseinandersetzung befinden.«
    »Das trifft es voll«, sagte Emma.
    Malenfant holte Plastik-Wasserflaschen aus dem Fahrzeug und teilte sie aus, während Maura Della fortfuhr: »Schauen Sie, das Space Shuttle bläst mehr Abgase in die Atmosphäre als alle anderen verfügbaren Trägerraketen. Wasser, Wasserstoff, Chlorwasserstoff und Stickoxide. Die Chlorverbindungen beschädigen die Ozonschicht …«
    »Falls sie die Stratosphäre erreichen«, sagte Malenfant unbekümmert, »was aber nicht eintritt, weil sie vorher nämlich abregnen.«
    »Für zwei Drittel trifft das zu. Der Rest entweicht. Zumal es noch weitere Auswirkungen gibt. Ozonschwund wegen des Eintrags von gefrorenem Wasser und Aluminiumoxid. Anstieg der globalen Erwärmung durch Kohlendioxid und Schwebstoffe. Saurer Regen durch Chlorwasserstoff und die NOX-Verbindungen …«
    »Beschränkt auf eine halbe Meile im Umkreis der Start-Anlage.«
    »Das genügt schon. Und nicht zu vergessen die Toxine, die bei einem Raketenstart entstehen und schon in kleinen Mengen ge-20
    sundheitsschädlich sind. Stickstoff-Tetrachlorkohlenstoff verursacht akute Lungenödeme, Hydrazin ist Krebs erregend – und dann gibt es noch alte Studien, die einen Zusammenhang mit Aluminium herstellen.«
    Malenfant stieß ein bellendes Gelächter aus. »Das Aluminium in Raketentriebwerken macht gerade einmal ein hundertstel Prozent der gesamten Jahresproduktion der USA aus. Wir müssten alle na-selang eine Rakete starten, um wirklichen Schaden anzurichten.«
    »Erzählen Sie das mal den Müttern der gelben Babies von Florida«, sagte Della grimmig.
    Das war ein großer Skandal gewesen. Medizinische Studien hatten Missbildungen bei Neugeborenen in Daytona, Orlando und anderen Orten in der Nähe von Cape Canaveral, Florida nachgewiesen. Babies mit abnormer Leber, defekten Herzen, und manche mit äußeren Missbildungen; dazu ein gehäuftes Auftreten von Gelbsucht, manchmal begleitet von schweren neurologischen Erkrankungen. Gelbe Babies.
    Natürlich war Malenfant darauf vorbereitet. »Zunächst einmal«, sagte er gleichmütig, »sind die Mediziner sich selbst nicht einig, ob diese Häufung überhaupt existiert. Und selbst wenn das der Fall ist, wer, zum Teufel, kennt die genaue Ursache dafür?«
    Della schüttelte den Kopf. »Heptyl wurde im Boden und in Pflanzen nachgewiesen. An der ganzen Ostküste von Florida wurden null komma drei Milligramm pro Kilogramm gemessen …«
    »Heptyl?« fragte Emma.
    »Dimethylhydrazin. Unverbrannter Raketenbrennstoff. Hoch giftig; Hydazinverbindungen sind starke Leber-und Zentralnervensys-tem-Gifte. Außerdem wissen wir, dass sie sich jahrelang im Körper, Wasser und Boden ablagern …« Della lächelte verhalten. »Es tut mir Leid. Ich glaube, die Fahrt hat uns etwas zugesetzt. Wie Sie vielleicht wissen, lotet Malenfant seit einiger Zeit beim Kongress seine Chancen aus. Vor allem bei mir. Ich wollte mich selbst da-21
    von überzeugen, ob diese Raketenanlage nur ein Steckenpferd zur Steuerersparnis oder etwas Ernsthaftes ist.«
    Emma nickte. Sie war im Moment aber nicht gewillt, Malenfant das Leben leicht zu machen. »Er bezeichnet Sie als Bill Proxmire im Rock.« Proxmire war im zwanzigsten Jahrhundert Senator und eingefleischter Gegner der NASA gewesen.
    Maura Della lächelte. »Ich trage kaum Röcke. Aber ich fasse das mal als Kompliment auf.«
    »Verdammt richtig«, sagte Malenfant leichthin und völlig ungerührt. »Proxmire war ein gedankenloser Gegner des Fortschritts …«
    »Während ich«, sagte Della trocken zu Emma, »ein denkender Gegner des Fortschritts bin. Und deshalb leicht zu beeinflussen, wie Malenfant glaubt.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es ein Kompliment war«, sagte Malenfant.
    Während die beiden sich beharkten, hatte Cornelius Taine sich bedeckt gehalten und fast unsichtbar im Schatten des Eingangs zum Bürocontainer gestanden. Nun trat er vor, wie aus dem Nichts und lächelte Malenfant an. Emma fiel auf, dass Cornelius trotz des grellen Sonnenlichts nicht blinzelte. Vielleicht trug er bildverarbeitende
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