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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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Hornhaut-Implantate.
    Malenfant sah ihn mit einem irritierten Stirnrunzeln an. »Und wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Cornelius stellte sich persönlich und in seiner Eigenschaft als Firmenbeauftragter vor.
    »Eschatology«, knurrte Malenfant. »Ich dachte, ich hätte den Wachen gesagt, euch Pappnasen nicht aufs Gelände zu lassen.«
    Emma zupfte ihn verlegen am Ärmel. »Ich habe ihn mitgebracht.« Sie murmelte etwas von Aktionären, die Cornelius reprä-
    sentierte. »Nimm ihn bitte ernst, Malenfant.«
    »Ich bin hier, um Sie zu unterstützen, Oberst Malenfant. Wirklich. Ich stelle keinerlei Bedrohung für Sie dar«, sagte Cornelius.
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    »Malenfant. Nennen Sie mich einfach Malenfant.« Er wandte sich an Della. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich werde nämlich ständig von diesen Hampelmännern belästigt.«
    »Ich glaube, das haben Sie sich selbst zuzuschreiben«, murmelte Della.
    Cornelius Taine hob die manikürten Hände. »Sie schätzen mich falsch ein, Malenfant. Wir sind keine Freaks. Wir sind Wissenschaftler, Ingenieure, Ökonomen, Statistiker. Denker, keine Träumer. Ich selbst bin zum Beispiel Mathematiker.
    Eschatology baut auf dem Werk von Pionieren wie Freeman Dyson auf, die seit den siebziger Jahren Zukunftsforschung nach wissenschaftlichen Kriterien betrieben. Seitdem haben wir und andere hart daran gearbeitet, eine … ähem … Straßenkarte der Zukunft zu entwerfen. Oberst Malenfant, wir haben bereits Beweise, dass unsre Studien der Zukunft grundsätzlich erfolgreich sind.«
    »Was für Beweise?«
    »Wir sind durch sie reich geworden. Reich genug, um in Sie zu investieren.« Er lächelte.
    »Und wieso sind Sie heute hergekommen?«
    »Um Sie unsrer Unterstützung zu versichern. Das heißt, wir unterstützen Ihre wahren Ziele. Wir wissen über Key Largo Bescheid«, sagte Cornelius.
    Della schaute verwirrt. »Key Largo? In Florida?«
    Der Name sagte Emma nichts. Aber sie sah, dass Malenfant durch seine Nennung aus dem Konzept gebracht wurde.
    »Das ist mir zu kompliziert«, sagte Malenfant schließlich. »Steigen Sie in den Jeep. Bitte. Wir müssen uns etwas anschauen. Damit ich es auch wirklich verstehe.«
    Bereitwillig folgten sie ihm, wobei jeder seinen Gedanken nachhing.
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    ■
    Es war eine Drei-Meilen-Fahrt zum Prüfstand – weiter, als Emma erwartet hatte. Bootstrap hatte sich anscheinend ein großes Gebiet in der Wüste abgesteckt.
    Malenfants Basis glich einer verkleinerten Version von Edwards: Meilenlanger Maschendrahtzaun schnitt ein Loch in die Wüste, ein Loch, in dem exotische Technik verborgen war und aus dem der Geruch ferner Welten drang.
    Aber es gab hier eine umfangreiche Infrastruktur: Brennstofftanks, hangarähnliche Gebäude und skelettartige Prüfstände. Malenfant fuhr daran vorbei, ohne einen Kommentar oder eine Er-klärung abzugeben. Existierte hier doch ein geheimer Plan, und gab es mehr Ausrüstung, als mit der Geschichte von der Abfallentsorgung zu erklären gewesen wäre?
    Malenfant und Maura Della setzten den Disput über den Weltraum und Raketen fort. Cornelius Taine indes wirkte seltsam entrückt. Er schien entspannt dazusitzen, hatte die Hände akkurat im Schoß gefaltet und ließ den Blick über die Wüste schweifen, während ein Schwall chemischer Formeln und Statistiken gegen ihn anbrandete. Diese geradezu autistische Fassade wirkte irgendwie abstoßend.
    Emma war Controller bei Bootstrap – und Malenfants Ex-Frau obendrein –, was aber kein Grund für Malenfant war, ihr gegen-
    über offen zu sein und Informationen mit ihr zu teilen. Sie wusste aber auch, dass er auf sie angewiesen war, damit das Unternehmen sich auf dem Boden der steuerrechtlichen Bestimmungen bewegte.
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er ihr jedes Mal rechtzeitig Einblick in sein undurchdringliches Dickicht aus ›Tarnen und Täuschen‹ gewährte, um den Berichtspflichten zu genü-
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    gen. Sie führten eine Art Tanz auf, ein Spiel gegenseitiger Abhän-gigkeiten, das nach unausgesprochenen Regeln gespielt wurde.
    In gewisser Weise genoss sie es sogar, gestand sie sich ein.
    Aber sie fragte sich – vorausgesetzt, dass Cornelius Recht hatte –, ob Malenfant diesmal nicht doch zu weit gegangen war. Geheime Raketen in der Wüste? Du willst wohl die 50er Wiederaufleben lassen, Malenfant…
    Doch in dieser Wüste, nur ein paar Meilen von Edwards entfernt, schien Reid Malenfant – schlank, braungebrannt, tatkräftig und fröhlich – zu Hause zu sein. Viel eher als in einer
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