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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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Malenfant dieses Gebiet für sein neustes Projekt ausgewählt hatte. Obwohl Malenfants Talent zur Menschenführung bescheiden war, wusste er dennoch um die Macht von Symbolen.
    Und so erreichte sie kurz hinter Edwards den Standort von Malenfants Projekt.
    Das Haupttor war wenig mehr als eine Lücke im Zaun, die von einem Schlagbaum versperrt wurde, an dem ein kleines, fast unauffälliges Bootstrap-Logo angebracht war. Bei der Wache handelte es sich um eine korpulente Frau mit einer kleinen verchromten Pistole an der Hüfte. Emmas Firmen-Status wurde aus dem UV-Strichcode-Ausweis am linken Handgelenk ausgelesen, und dann durften sie und Cornelius passieren.
17
    Hinter dem Tor stand ein Bürocontainer, der ebenfalls mit dem Firmen-Logo verziert war. Und dahinter erstreckte sich die Wüste.
    Es gab keine befestigten Straßen, nur kurvige Pisten, die sich bis zum staubigen Horizont zogen.
    Emma brachte das Fahrzeug zum Stehen und stieg aus. Sie blinzelte im grellen Licht, und nach ein paar Sekunden in der Glut-hitze der Wüste spürte sie, wie ihr der Schweiß ausbrach. Der Schutz des Containers war eine Wohltat, auch wenn die Klimaanlage kaum für Abkühlung sorgte.
    Sie ließ den Blick über die Einrichtung des Containers schweifen. Das launige Motto von Malenfants Unternehmung wurde ein paarmal wiederholt: Bootstrap: Geld verdienen in einer geschlossenen Wirtschaft – bis sich eine bessere Gelegenheit bietet … Es gab Tafeln mit einschlägigen PR-Slogans – die sie selbst zum großen Teil konzipiert hatte – über Methanförderstätten, über Bootstraps Säuberungs-Aktivitäten in Hanford, in ukrainischen Atomkraftwerken, in Alaska und so weiter.
    Bootstrap hatte vor kurzem einen Sponsorvertrag mit Shit Cola geschlossen, der als Zielgruppe die Jugend im Visier hatte. Überall stachen einem die rosaroten Shit-Farben ins Auge. Kontraproduk-tiv, sagte Emma sich: zu überladen und penetrant. Aber es senkte die Kosten. Die Shit-Zielgruppe – die Konsumenten des angesag-testen Soft-Drinks der Welt waren Menschen bis 25 Jahre, bei denen es sich in der Regel um Leute mit einem niedrigen Bildungsstand handelte – sprach auf die unterschwelligen Bootstrap-Botschaften an, die ihnen unter die endlose Kost aus Seifenopern und Werbeblöcken gemischt wurden.
    Hinweise auf riesige Raketen-Fertigungsstätten in der Wüste gab es natürlich nicht.
    Cornelius sah sich wortlos um. Ein belustigtes Lächeln spielte um seine Lippen. Sie echauffierte sich über seine stumme ›Hab-18
    ich's-doch-gewusst‹-Attitüde und wurde zudem durch sein Schweigen irritiert.
    Sie hörte das Wimmern eines Elektromotors. Ein Fahrzeug fuhr vor. Erleichtert trat sie vor die Tür.
    Bei dem Fahrzeug handelte es sich um das aktuelle Jeep-Modell.
    Es bestand aus einem Gitterrohrrahmen mit fetten Ballonreifen und einer Solarzellen-Karosserie, die wie der Chitinpanzer eines Käfers schimmerte. Es befanden sich zwei Insassen im Fahrzeug, die sich angeregt unterhielten. Der Beifahrer war eine Frau, die Emma unbekannt war: um die Sechzig, schlank und mit einem intelligenten Ausdruck. Bekleidet war sie mit einer Art Hosenanzug.
    Praktisch, aber etwas zu dick angezogen, fand Emma.
    Und der Fahrer war natürlich Reid Malenfant.
    ■
    Malenfant sprang wie ein Kastenteufel aus dem Fahrzeug. Er stürz-te sich förmlich auf Emma, packte sie an den Armen und küsste sie auf die Wangen; seine Lippen waren rau und durch die Sonne rissig. Er war ein ›langes Elend‹, dürr wie eine Bohnenstange und völlig kahl. Er trug eine blaue Springer-Kombi im NASA-Stil und schwere schwarze Stiefel. Wie immer schien er alle um sich herum zu überragen und wirkte überhaupt zu groß für diese Landschaft.
    Sie roch Wüstenstaub an ihm, heiß und trocken wie ein Backofen.
    »Was hat dich denn aufgehalten?« fragte er.
    »Du hast vielleicht Nerven, Malenfant«, zischte sie. »Was hast du nun schon wieder vor?«
    »Später«, flüsterte er. Die Frau, die mit ihm gekommen war, stieg mühsam aus dem Fahrzeug, aber sie schaffte es immerhin ohne fremde Hilfe. »Kennst du Maura Della?« fragte Malenfant Emma.
19
    »Die Kongressabgeordnete Della? Ich kenne sie dem Namen nach.«
    Maura Della trat mit einem verhaltenen Lächeln vor. »Ms. Stoney. Er hat mir alles über Sie erzählt.«
    »Darauf wette ich.« Emma schüttelte ihre Hand; Dellas Hände-druck war erstaunlich kräftig, auf jeden Fall stärker als Cornelius Taines.
    »Ich möchte die Unterstützung der Kongressabgeordneten für
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