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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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Vorstands-etage in Vegas, Manhattan oder DC. Er stellte das dar, was er war, sagte sie sich – oder vielmehr das, was er immer hatte sein wollen: ein Pilot der alten Schule, vielleicht jemand, der es aus eigener Kraft in den Weltraum geschafft hätte.
    Nur dass es anders gekommen war.
    Sie erreichten die Triebwerks-Testanlage. Es handelte sich um ein großes offenes Geviert aus Gerüsten und Trägern. Laufstege zogen sich zickzackförmig durch die Struktur, und gekrönt wurde das Ganze von einem riesigen Kran. Trotz der gleißenden Nachmit-tagssonne funkelten Lichter über der Anlage. Sie sah aus wie der Teil eines Chemiewerks, das kurioserweise in die kalifornische Wü-
    ste ausgelagert worden war. Auf einer quaderförmigen Struktur im Mittelpunkt des hässlichen Konglomerats erkannte Emma aber ein nachlässig übermaltes NASA-Logo.
    Und dort sah sie die schlanke Form eines Space Shuttle-Außentanks mit der typischen runden Nase: eine Form, die durch die Fernsehübertragungen von über hundert geglückten Starts auf Cape Canaveral und einer Katastrophe bekannt geworden war, die sich tief ins Gedächtnis der Menschen gegraben hatte. Das Gebilde erweckte den Anschein, als ob es im Herzen der Anlage gefangen sei. Weißer Dampf quoll heraus, rankte sich in Schwaden um Trä-
    ger und Röhren und dämpfte das grelle Sonnenlicht.
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    Sie hatte das seltsame Gefühl, dass es kühler wurde; wahrscheinlich genügte die Kapazität der gewaltigen Masse an Flüssigbrenn-stoff, um die Wüstenluft und ihren Körper zu kühlen.
    Malenfant brachte den Jeep zum Stehen, und sie stiegen aus. Malenfant winkte behelmten Ingenieuren zu, die zurück winkten oder riefen. Dann führte er die Gruppe in der Anlage herum.
    »Wir arbeiten hier mit einer Art Space Shuttle-Modell. Wir haben einen externen Brennstofftank sowie einen kompletten Heckabschnitt mit drei Haupttriebwerken. Den Rest des Orbiters stellen wir durch ein Kesselblech-Gerippe dar. Die Shuttle-Triebwerke, die wir verwenden, sind nicht mehr betriebsfähig: Sie haben ein paar Raumflüge absolviert und sind ausgemustert worden. Die Test-Ausrüstung haben wir von der alten NASA-Testanlage für Shuttle-Haupttriebwerke in Mississippi, dem Stennis Space Center.« Er deutete auf eine Flotte von Tankwagen, die neben der Anlage geparkt war. Es handelte sich um mächtige achtzehnrädrige Fahrzeuge, doch gegen die Anlage nahmen sie sich aus wie Käfer am Fuß eines Elefanten. »In Stennis wird der Brennstoff – flüssiger Sauerstoff und Wasserstoff – mit Lastkähnen herangeschafft.
    Wir müssen leider auf diesen Luxus verzichten …«
    Sie erreichten eine Flammgrube, eine tiefe Betonrinne, die neben der Testanlage in die Wüste gefräst worden war. »Wir haben schon eine Brenndauer von 520 Sekunden mit hundert Prozent Schub erreicht«, sagte Malenfant. »Das entspricht einer vollständigen Testvorführung für einen Shuttle-Flug.« Er lächelte Maura Della an.
    »Dies ist der einzige Ort auf der Welt, wo noch Shuttle-Haupttriebwerke gezündet werden. Sie sind nach wie vor die modernsten Raketentriebwerke der Welt. Wir haben einen neunzehn Stockwer-ke hohen Brennstofftank, wo achthundert Tonnen Flüssigbrenn-stoff auf minus hundertfünfzig Grad und tiefer heruntergekühlt werden. Nachdem die Triebwerke gezündet wurden, laufen die Turbopumpen mit vierzigtausend Umdrehungen pro Minute, und 26
    in jeder Sekunde werden fast viertausend Liter Brennstoff verbraucht…«
    »Alles sehr beeindruckend, Malenfant«, sagte Della, »aber ich neige nicht dazu, mich von imposanten technischen Daten überwältigen zu lassen. Das sind nicht die Sechziger. Meinen Sie wirklich, Sie müssten diese ganze Raumfahrt-Ausrüstung montieren, nur um ein bisschen Abfall zu beseitigen?«
    »Sicher. Unser Plan besteht darin, Raketenbrennkammern als großvolumige Hochtemperatur-Müllverbrennungsanlagen zu nutzen.« Er führte sie zu einer Schautafel, einem riesigen Flussdia-gramm, das Massenströme mit kleinen Raketen zeigte, in deren Bäuchen animierte gelbe Flammen glühten. »Wir erreichen zwei-bis dreitausend Grad. Das ist das Doppelte wie bei den meisten kommerziellen Müllverbrennungsanlagen auf der Basis von Rota-tionsdarren- oder Elektro-Plasma-Technik. Wir führen den Abfall mit hoher Geschwindigkeit zu, wobei er zuerst zerkleinert und dann verbrannt wird. Eventuelle toxische Rückstände werden in einem mehrstufigen Reinigungsprozess abgebaut, der unter anderem Nassreiniger umfasst, um die saueren Gase aus
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