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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus
Autoren: Stephen Baxter
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hinauszufahren. Unter Berück-sichtigung aller Umstände war es vielleicht an der Zeit, dass sie selbst einmal nach dem Rechten sah. Und sie fragte Cornelius, ob er sie begleiten wolle.
    Sie kündigte den Besuch bei Malenfant telefonisch an. Unter Be-achtung des Grundsatzes, nie eine Gelegenheit auszulassen, Malenfant das Leben schwer zu machen, sagte sie ihm aber nichts von Cornelius Taine.
    Hinter Vegas nahm sie die 1-15, die Hauptroute nach dem dreihundert Meilen entfernten LA. Außerhalb der Stadt aktivierte sie den SmartDrive. Der Tempomat des Fahrzeugs, der vom unsichtbaren Satellitennetz hoch oben am Himmel geregelt wurde, schaltete sich ab, als die automatische Steuerung übernahm. Der Wagen beschleunigte seidenweich auf zweihundertvierzig Kilometer pro Stunde.
12
    Je höher die Sonne stieg, desto wärmer wurde es. Sie schloss das Fenster und spürte, wie die Klimaanlage die Luft kühlte und befeuchtete.
    »Ja, die Rede in Delaware war interessant«, sagte Cornelius abrupt, als ob er ein unterbrochenes Gespräch wieder aufgriffe.
    »Aber sie war eine Art Rückschritt für Malenfant. Normalerweise geht er mit seinen Plänen nicht hausieren …«
    Nachdem Malenfant sich mit Erfolg als Berater für die Luft-und Raumfahrtindustrie selbstständig gemacht hatte, war er in den Medien als ein Befürworter verstärkter amerikanischer Weltraum-Aktivitäten aufgetreten: Sein Forderungskatalog umfasste eine neue Generation schwerer Trägerraketen, neue bemannte Raumfahrzeuge und die Rückkehr zum Mond. Er schwärmte von Reichtümern, die im All warteten, der Überwindung der Malthus'schen Wachs-tumsgrenzen, der Fähigkeit, die Spezies vor der Katastrophe einer Asteroiden-Kollision mit der Erde zu bewahren und so fort. Die alte Leier.
    »Malenfant hat ein klares Bild von sich gezeichnet«, sagte Cornelius. »Er präsentierte sich als ein Mann, der schon reich war und noch reicher werden wollte und der bereit war, einen Teil seines Geldes in die alten Träume vom Weltraum zu investieren. Doch dann geriet er in Schwierigkeiten. Stimmt's …?«
    Es stimmte leider. Die Investoren waren dieses Talk-Show-Visionärs überdrüssig geworden. Der Weltraum war zwar wichtig für die Wirtschaft, aber die Wirtschaft war nur an den Konstellatio-nen kommerzieller Satelliten im niedrigen Erdorbit zwecks Nachrichtenübertragung, Wettervorhersage und Ortungstechnik interessiert. Bis hierher und nicht weiter.
    Zumal Malenfant keine Unterstützung von den wichtigen Behörden erfuhr – insbesondere von der NASA. Die NASA hatte die leidvolle Erfahrung gemacht, politische Förderer mit großkotzigen Projekten zu vergraulen und konzentrierte sich nun auf wissen-13
    schaftliche Experimente mit kleinen, billigen unbemannten Sonden. Gleichzeitig sicherte sie die Karrieren und Pfründe innerhalb der riesigen Bürokratie, die das bemannte Raumfahrtprogramm mit der alternden Shuttle-Flotte und einer halb fertigen und immer wieder aufgeschobenen Raumstation betrieb.
    Schließlich machte Malenfant negative Schlagzeilen. Überall mel-deten sich selbst ernannte Psychoanalytiker zu Wort und konstru-ierten einen Zusammenhang zwischen seiner kinderlosen Ehe, dem Scheitern als Astronaut und dem übertriebenen Ehrgeiz be-züglich der Zukunft der Menschheit. Und dann waren da noch diverse Freaks – die Verschwörungstheoretiker, die UFO-Anhänger, die post-New Age-Synthetiker, die Träumenden Besessenen –, von denen Malenfant nichts zu erwarten hatte außer einer schlechten Presse.
    Nachdem die gelben Babies in Florida aufgetaucht waren, hatte man auch noch die NASA-Starts ausgesetzt, und damit schien dann Schluss gewesen zu sein.
    Während Cornelius am Erzählen war, fuhr sie diskret die Softscreen des Fahrzeugs hoch und ließ eine Abfrage über Cornelius Taine laufen.
    Achtunddreißig Jahre alt. Geboren in Texas, obwohl er nicht den typischen Akzent hatte. Ein früherer Hochschul-Dozent für Mathematik. Brillant lautete die Bezeichnung, auf die sie in der Kurzbiografie stieß.
    Eine Professur mit siebenundzwanzig. Ausgeschieden mit drei-
    ßig.
    Den Grund hierfür und den weiteren Werdegang vermochte sie nicht zu ermitteln. Sie beauftragte ein paar Internet-Crawler, Antworten auf diese Fragen zu finden.
    Nach den gelben Babies hatte Malenfant umdisponiert.
    Er verschwand von den Fernsehbildschirmen, sponserte aber weiterhin wissenschaftliche Projekte – Bücher, Fernseh-Dokumentatio-14
    nen, Filme. Emma, die für die Firma Bootstrap arbeitete, sah darin
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