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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel
Autoren: Christian Ditfurth
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hatte doch sogar die Amerikaner mit hineingezogen. Ein internationaler Skandal, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Ein Geheimdienst ermordet den Führer einer Supermacht.
    »Warum haben Sie mich nach Moskau geschickt? Weil ich ein Greenhorn bin?«
    Klein hatte gelächelt. Dann wippte sein Daumen zwei Mal nach oben.
    Natürlich, dachte Theo. Die Bundesregierung hatte ihm befohlen, die Hintergründe von Scheffers Tod in Moskau aufzudecken. Das ging ja nicht, dass die einfach einen Bundesbürger umbrachten. Und Klein hatte dem Befehl folgen müssen, aber einen geschickt, der auflaufen würde.
    »Sie sollten einen Abschlussbericht schreiben, den ich nach Berlin weiterleiten kann. Darin sollte unsere Wahrheit stehen. Niemand hat etwas davon, alte Ge schichten auszugraben. Sie verstehen, was ich meine? Geschichten, die die Beziehungen zwischen Moskau und Berlin belasten oder vielleicht sogar zerstören würden. Was hätten wir davon? Wie stünden wir da? Es ist für alle besser, wenn es ein Unfall war. Sie eingeschlossen. Und nun machen Sie ein paar Tage Urlaub, in denen Sie bitte nicht nach Russland fliegen. Florida, was halten Sie von Florida?«
    Fath saß im Sessel und röchelte leise. Er lebte im dritten Stock eines Mietshauses in Berlin-Schöneberg. Sie stank nach Rauch, Fett und Alkohol. In der Küche hatte Theo schmutziges Geschirr in der Spüle entdeckt. Das Wohnzimmer diente als Ablage für Unmengen bedruckten Papiers, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, lose Blätter. Auch nach näherem Hinsehen konnte Theo kein System in der Ablage entdecken. Auf dem Tisch, auf dem Sessel und dem Sofa, auch auf dem Fußboden lag alles kreuz und quer. Fath stapfte mit hängenden Backen und einem monströsen Wanst achtlos über das Papier her, wischte einen Stapel vom Sofa und einen anderen vom Sessel. Er bot Theo nichts an, was dem die Pein ersparte, es ablehnen zu müssen. Kleine Augen lugten durch dicke Brillengläser in einer dunkelbraunen Hornfassung. Die wenigen verbliebenen Haare waren weiß.
    »Ich kannte Ihren Vater, feiner Kerl. Er lebt wirklich noch?«
    »Ja.« Theo ruckelte seinen Hintern in dem durchgesessenen Sofa in eine Lage, die ihm einigermaßen bequem war.
    »Dann grüßen Sie ihn von mir.«
    »Gerne. Sie wissen, warum ich gekommen bin.«
    »Ja, wegen des armen Scheffer. Er hat übrigens auf dem gleichen Platz gesessen wie Sie. Hoffentlich gibt esda nicht weitere Parallelen.« Er kicherte, dann schnaufte er und sagte: »Scheffer hatte sich nach Ihrem Vater erkundigt. Ganz freundlich und so, dass ich erst hinterher bemerkt habe, worauf er hinauswollte.« Er nickte, um seine Worte zu bekräftigen.
    Dabei hatte er sich gefreut, wieder mal mit jemandem aus der guten alten Zeit reden zu können. Und da redet man auch mal ein bisschen zu viel, dachte Theo.
    »Und er hat behauptet, der alte Henri wäre lange tot. Da könnte es doch nicht schaden, wenn ich ein bisschen was erzählen würde. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Natürlich. Scheffer hat Sie angelogen.«
    »Na ja, vielleicht hat er es ja wirklich geglaubt. Über Tote soll man nichts Böses sagen.« Er kicherte wieder. Dann zog er einen Tabakbeutel aus der Hemdtasche, dazu Zigarettenpapier, und begann sich eine zu drehen. Als er fertig war, zündete er die Zigarette mit einem Streichholz an und zog genüsslich. »Dabei weiß ich nicht viel. Ich weiß aber sicher, dass Scheffer immer noch sauer war, weil sie ihn wegen dieser Geschichte in Moskau nach Pullach zurückgeholt hatten. Von einem Tag auf den anderen. Er folgte dem guten Henri gewissermaßen auf dem Fuß. Bestimmt glaubte Scheffer, dass ihn das die … Karriere gekostet hat. Oder so.«
    »Und was wollte Scheffer nun von Ihnen wissen?«
    »Er hat mich gefragt, was ich mit Ihrem Vater zu tun hatte. Ich war damals in Moskau ein paar Mal mit Henri einen trinken, und er hat mir dabei gesteckt, wie furchtbar schlecht es dem Generalsekretär Tschernenko ging. Ich habe das dann verwertet. Offenbar hat es gestimmt. Die Russen haben es jedenfalls nicht dementiert … na gut, die haben so was nie dementiert.« Er röchelte, dann hustete er. Nach einem weiteren Zug aus seiner Zigarette murmelte er: »Komisch war das schon, dass er so was wusste.«
    »Er war beim BND «, sagte Theo.
    »Ach der BND , Kinderkram.« Er starrte einer Rauch wolke nach und sagte: »Der Scheffer wollte das Gleiche von mir wissen wie Sie.«
    »Was meinen Sie?«
    »Das mit der Krankheit von Tschernenko.« Er hüstelte.
    In Scheffers
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