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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz
Autoren: Roman Rausch
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war deutlich spürbar. Wilde duckte sich unwillkürlich, Imhof blieb die Ruhe selbst.
    «Du hast mich in ein Auto ohne Bremsen gesetzt und in den Tod geschickt.»
    Damit war der Schalter in Wildes Kopf umgelegt. Er wusste sofort, worum es ging. Giftig zischte er ihn an. «Dann bist du der Drecksack, mit dem meine Rosie gefickt hat?»
    Unter der Decke schnellte Imhofs Faust hervor und traf Wilde im Gesicht. «Sprich nicht so von ihr. Ich bin der, den sie geliebt hat.»
    Wilde erholte sich von dem Schlag, seine Lippen formten ein hämisches Grinsen. «Zu dumm, dass ich dich erst jetzt kennenlerne. Ich hätte mich gern früher mit dir beschäftigt. Aber mit der hinterlistigen Schlampe hat es nicht die Falsche erwischt.»
    Wieder ein Schlag. Dieses Mal härter. Er ließ Wilde zur Seite fallen. «Du fühlst dich stark», sagte er, als er sich wieder erhob, «solange ich gefesselt bin. Mach mich los, und lass uns das unter Männern klären.»
    «Es gibt nichts mehr zu klären, nur noch zu beenden.»
    Er deutete auf die Decke und die Fackeln. «Mit Benzin? Dann wirst du auch draufgehen.»
    «Ich habe nichts mehr zu verlieren. Du hast mir das Wichtigste in meinem Leben genommen. Jetzt heißt es für dich,Abschied zu nehmen, und für mich, endlich anzukommen. Außerdem würde ich mir an deiner Stelle nicht wegen des Benzins die größten Sorgen machen. Das weiße Pulver um uns herum ist Magnesium. Wenn es nicht bald selbständig an der Luft reagiert, so wird der Regen das übernehmen. Es brennt mit bis zu dreitausend Grad. Wir werden ein weithin sichtbares Zeichen abgeben. Bis in den Weltraum wird das Licht zu sehen sein und bis an den Ort, an dem sich Rosie befindet, scheinen. Und nicht du oder ich werden diese Entscheidung treffen, sondern die Götter. Es ist wie das Entzünden der olympischen Flamme. Ihr Geist wird auf uns übergehen und uns erleuchten.»
    Wilde wurde beim Blick auf das weiße Pulver an seiner Seite unruhig. Er rückte ein Stück von der bedrohlichen Linie weg. «Was faselst du da für einen Blödsinn, Mann. Lass uns hier verschwinden. Wir können doch über alles reden.»
    Imhof legte die Hand auf das Steinkreuz zu ihrer Seite. «Weißt du, was hier geschrieben steht? Rós Fódhla, meine gälische Rose. Ich war nie im Leben glücklicher als mit ihr. In dieser kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand. Wir beide werden sie heute verewigen. Das ist das Beste, was du in deinem nutzlosen Leben noch für sie tun kannst. Und ich mache es dir leicht. Es ist alles vorbereitet. Der Stein, die Legende, das Opfer. Zeig dich würdig und   …»
    Ein Auto stoppte mit quietschenden Reifen auf dem Asphalt. Die Türen wurden aufgerissen, und die Kommissare Kilian und Heinlein kamen auf sie zugerannt. Sie ahnten nicht, in welcher Gefahr nicht nur Wilde und Imhof steckten, sondern auch sie selbst. Ein einziger Regentropfen genügte, um das Magnesium und dann das Benzin zu entzünden. Dieser Vorgang würde nicht nur alle blenden, sondern unter Umständen auch eine Explosion herbeiführen.
    Kilian ging mutigen Schrittes voran und umkreiste vorsichtig die tödliche Installation. Der Geruch von Benzinentging ihm nicht. «Hol den Feuerlöscher aus dem Wagen», sagte er vorsorglich zu Heinlein.
    «Nicht weggehen», rief Wilde ihm verzweifelt hinterher. «Befreien Sie mich von diesem Verrückten.» Er machte Anstalten, sich zu erheben, doch Imhof drückte ihn auf die Erde zurück. In seiner Hand hielt er ein Feuerzeug.
    «Ruhig», sagte er, «es ist gleich geschafft. Bitte treten Sie zurück. Ich will niemanden verletzen. Sollten Sie mich jedoch zwingen, dann werde ich die Entscheidung der Götter nicht abwarten.» Ein Klick entzündete eine kleine Flamme. Dabei blickte er in den Himmel, als wolle er die Entscheidung nicht länger hinauszögern.
    «Vorsichtig», sagte Kilian. Er hielt sich wohlweislich jenseits des Fackelrings. «Machen Sie das Feuerzeug aus, und lassen Sie sich helfen. Bitte, bevor es zu spät ist.»
    Heinlein kam mit einem kleinen Autofeuerlöscher bewaffnet an seine Seite, den Finger bereit am Abzugshebel, um das Aufflammen des Benzins, falls nötig, einzudämmen. «Herr Imhof», sagte er beschwörend, «es ist noch nicht zu spät. Bitte machen Sie das Feuerzeug aus. Rosie hätte das nicht gewollt.»
    Stoisch blickte Imhof in den dunklen Nachthimmel, als wollte er damit die Entscheidung erzwingen.
    «Das weiße Pulver», schrie Wilde verzweifelt, «ist das gefährlichere Zeug.»
    Kilian und Heinlein zeigten
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