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Das Mordhaus (German Edition)

Das Mordhaus (German Edition)

Titel: Das Mordhaus (German Edition)
Autoren: Moe Teratos
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die Gegen stände und geilten sich daran auf. So auch Björn. Allerdings han delte es sich bei seinen Trophäen nicht um etwas so Lapidares wie ein Schmuckstück oder Ähnliches, nein, er bevorzugte es, die Herzen der Kinder aufzube wahren. Unter dem Laken lagen auf einem Gewirr von Kissen wie aufgebahrt die lebenswichtigen Or gane. Drei Stück, um genau zu sein. Zweien sah man an, dass sie schon länger hier lagen, das Dritte wirkte frisch, als wenn es eben erst aufgehört hatte zu schlagen. Die ersten beiden Kinder wur den ohne Herz aufgefunden, bei der Toch ter von Paul wurde es nicht entnommen ... wem gehörte dann das Dritte? Ich schluckte schwer und wusste, wem es gehörte, wir waren zu spät!
    Ich hastete aus dem Raum und hörte, wie Schroer mir folgte. Eine Tür nach der anderen riss ich auf. Hinter der ersten befand sich nichts außer einer Kiste Wasser. Im nächsten Raum standen eine Wanne, ein Futtertrog, ein Stuhl und eine Werkbank. Sein Folterkel ler, wie nett! Hinter der letzten Tür erwartete mich das, was ich be fürchtet hatte. Die toten Körper meiner Schwester und meiner Nich te. Kerstin lag auf der Erde, der Bauch aufgeschnit ten und ausge nommen wie ein Fisch, genau wie bei Pauls Frau. Ihre Eingeweide lagen auf dem Boden, Blut sickerte in den Sand.
    Lucy lag neben ihrer Mutter, das Gesicht mit Blut verschmiert. Es glänzte mir frisch entgegen, als wolle es mich verhöhnen. »Haha, Ratz, alter Freund, du bist zu spät, aber nur ein kleines bisschen. Siehst du? Ich bin noch nicht komplett geronnen!«
    Ich trat näher an sie heran. Schroer wollte mich am Arm fest halten, ich riss mich los und sah ihn warnend an. Ich musste es mir anse hen! Er ließ mich gewähren und trat auf den Flur hinaus. Ich hörte noch, wie er mit jemandem sprach, dann verschwam men meine Sin ne. Meine Finger wurden taub, die Augen trübten sich durch Trä nen, der Geschmack in meinem Mund wurde fahl. Ich kniete mich hin und betrachtete meine Nichte. Sie lag mit of fenen Augen und of fenem Brustkorb vor mir. Ich nahm ihre klei ne Hand und küsste sie. Wie konnte dieses Schwein ihnen so et was antun? Seiner eigenen Fa milie? Das, was einem Mann eigent lich am Heiligsten sein sollte. Ich ließ ungehemmt die Tränen flie ßen. Wir waren zu spät gekommen, wir hatten versagt. Oder nur ich? Hätte ich die Möglichkeit gehabt, all das zu verhindern? Hätte ich mich nicht in mein Schneckenhaus zurückgezogen, hät te ich mitbekommen, was zwischen Kerstin und Björn abgelaufen war und hätte eingreifen können. Wäre es dann zu den Morden gekommen? Ich stieß einen Schrei aus, ließ mich zu rückfallen und landete auf meinem Hintern. Meine Fingernägel gru ben sich in die Handflächen, bis es blutete. Mein Herz hämmerte, die At mung beschleunigte sich, mein Darm zog sich zusammen und schließlich wurde es um mich herum dunkel.
     
     
    Epilog
     
    Einen Monat später.
    Noch ein paar Tage, dann wollten sie mich entlassen. Seit fast vier Wochen sehnte ich diesen Tag herbei. Nach Aussage von Schroer und Diana lag ich bewusstlos neben Kerstin und Lucy, als sie mit dem Erkennungsdienst den Kellerraum betraten. Sie riefen einen Krankenwagen und ich wurde ins Krankenhaus ein geliefert. Diana erzählte mir, dass ich nach zwei Tagen aufwachte und wirres Zeug von mir gab. Immer wieder fiel ich in einen tie fen Schlaf, wachte auf und machte das Krankenhauspersonal samt meinen Angehörigen verrückt. Apropos verrückt. Meine Mutter ließ mich in eine psychia trische Klinik einweisen. Danke, Mama. Doch konnte ich ihr böse sein? Sie hatte ihre Tochter und ihre Enkelin am eigenen Geburtstag verloren und ihr Sohn kehrte dem gesunden Menschenverstand den Rücken. Meine Mutter hatte sich nach Absprache mit den Ärzten und meinem Chef für die Einweisung in die Psychiatrie entschieden. Mein Vater beugte sich dem Wunsch.
    Drei Tage hielt ich mich hier auf, bevor meine Erinnerungen anfin gen. Alles, was nach dem Auffinden meiner Schwester und meiner Nichte geschehen war, blieb für mich im Verborgenen. Erst nachdem mich die Ärzte in der Psychiatrie auf einen Medi kamentencocktail eingestellt hatten, kam mein Verstand langsam zurück und über nahm wieder das Denken. Meine Mutter sagte mir bei einem ihrer Besuche, dass ich wie ein Fremder auf sie ge wirkt hatte. Meine Stim me, mein Gesichtsausdruck schien nicht mir zu gehören. Sie gestand mir, dass sie Angst um mich und vor mir gehabt hatte. Doch diese Zeit schien vorbei zu sein. Jedenfalls solange ich
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