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Das Mordhaus (German Edition)

Das Mordhaus (German Edition)

Titel: Das Mordhaus (German Edition)
Autoren: Moe Teratos
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rötet und vor Nervosität unruhig.
    Ich legte die Hand an die Tür und drückte sie vorsichtig auf. Im Bruchteil einer Sekunde betete ich, dass Björn auch hier den Hang zum Peniblen gehabt hatte. Ich konnte mich nämlich noch gut daran erinnern, dass die Tür wahnsinnig gequietscht hatte und Kerstin sich aufregte, weil ihr Mann sie nie ölte. Alle Sorgen waren umsonst. Leise glitt sie auf und gab den Blick ins Innere frei. Mit nach vorn gerichteter Waffe trat ich ein. Immer lau schend, immer wachsam. Meine Instinkte und Sinne funktionier ten prächtig, als wenn es die letzten Tage nicht gegeben hätte, an denen ich begann, an mir und meinen Fähigkeiten zu zweifeln.
    »Gehen Sie vor, Ratz. Sie kennen das Haus«, flüsterte Schroer.
    »Versuchen wir es zuerst oben.« Ich ging voran, umklammerte meine Pistole fester, immer bereit zu schießen.
    Wir stiegen beinahe lautlos die Treppe hinauf. Oben befanden sich Elternschlafzimmer, Kinderzimmer, Björns Arbeitszimmer und ein Bad. Wo würde ich sie hinbringen? Vermutlich ins Schlafzimmer. Ich führte uns durch den langen Flur, blieb vor ei ner Tür stehen und lauschte. Kein Weinen, kein Schreien. Nichts. Ob wir hier richtig wa ren? Ich unterdrückte die Zweifel. Dafür war keine Zeit!
    Ich drehte mich zu meinen Kollegen und meinem Chef um und nickte ihnen zu. Sie verstanden und machten sich bereit. Wie in Zeit lupe drückte ich die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen Spalt. Ich konnte das Bett sehen. Leer. Dort lag Kerstin nicht. Aber etwas weckte mein Interesse. Mit klopfendem Herzen schob ich die Tür vollständig auf und trat ein. Mit schnellen Bli cken versicherte ich mich, dass sich niemand im Raum aufhielt. Ich winkte den anderen zu, damit sie sich ebenfalls im Zimmer umsahen. Ich hatte schon meine Schlüsse aus dem vor mir Lie genden gezogen, jetzt wartete ich auf die Meinungen meiner Kol legen.
    »Stand deine Schwester auf Fesselspielchen?« Diana in ihrer Un verblümtheit.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Dann sollten uns die Hand- und Fußfesseln am Bettgestell und das Blut auf dem Laken wohl Sorgen bereiten, oder?« Diana trat von einem Bein auf das andere und warf mir einen besorgten Blick zu. »Wo kann er sie hingebracht haben?«
    Ingo, der Beamte, der uns begleitete, fragte: »Gibt es einen Kel ler?«
    Schroer, Diana und ich wechselten hastige Blicke. Natürlich! Der Keller! Was eignete sich besser, als dunkle, fensterlose, unter der Erde liegende Räume, um lautlos zu töten? Es müsste mit dem Teu fel zugehen, dass die Nachbarn etwas mitbekamen. Noch dazu spielte es einem in die Hände, wenn das nächste Haus hundert Me ter weit weg stand.
    »Okay, gehen wir«, sagte ich und musste mich zusammenrei ßen, nicht in Schallgeschwindigkeit loszurennen.
    Wir mussten so gut es ging unsere Anwesenheit verbergen, um das Überraschungsmoment weiter auf unserer Seite zu haben. Wir schlichen zurück ins Erdgeschoss. Wo war gleich die Treppe zum Keller? Ach ja, eine Tür in der Küche führte hinunter in die dunklen Gemäuer dieses Hauses. Wort- und geräuschlos bahnten wir uns den Weg. Die Tür zum Kellerabgang war geschlossen. Ich stellte mich davor und atmete mehrmals tief ein und aus. Be fand ich mich mit meinen achtunddreißig Jahren kurz vor einem Herzinfarkt? Lan ge würde mein Herz jedenfalls nicht durchhal ten, wenn es weiterhin versuchte, aus meinem Brustkorb zu springen. Wie oben vor dem Schlafzimmer nickte ich den ande ren zu, legte meine Hand auf die Klinke und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Muffiger Kellergeruch verteilte sich in der Kü che. Aber war es nur der normale Geruch? Oder mischten sich andere Komponenten dazu? Es stank viel zu sehr. Verwesung? Tod?
    Ich öffnete die Tür ganz, sie schlug leicht an eine Wand. Wir zuck ten zusammen. Wenn sich jemand unten befand, hatte er uns jetzt gehört? Hatte ich unser Überraschungsmoment versaut? Niemand rührte sich oder sprach, alle lauschten. Aus dem Keller kam nichts. Kein Weinen, kein Schreien und vor allem kein Ge räusch des mögli chen Täters. Ich drehte mich um und sah zu Schroer. Er nickte mir zu und deutete mit einer Hand auf den Kellerabgang. Seine Augen schienen zu sagen: »Los! Machen Sie schon, Ratz! Gehen Sie runter!«
    Sein starrer Blick half. Meine Glieder kamen in Bewegung. Ich setzte vorsichtig einen Fuß nach dem anderen auf die steile Trep pe. Auf jeden Fall gab es brennendes Licht. Ein Anzeichen dafür, dass sich jemand im Keller aufhielt?
    In
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