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Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition)
Autoren: Moe Teratos
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kannte ihn dafür umso besser. Und jetzt musste ich diese unliebsame Person näher kennenlernen. Bei längeren Autofahrten erfuhr man viel vom Anderen – erwünschte oder unerwünschte Geschichten und Informationen. Aber da musste ich durch. Sofern der Zuhälter mir bei meiner Suche nach Diana in Holland Türen öffnen konnte, nahm ich den Schlüssel dafür gerne an, wenn auch mit einigem Zähneknirschen.
    Ich betrat das Haus und ging einen Flur entlang. An den Wänden hingen Fotos von Prostituierten, die ihre spärlich bekleideten Körper präsentierten. Unter jedem Bild befanden sich der Name und die Vorlieben der jeweiligen Frau. So konnten sich die potenziellen Freier Appetit holen, bevor sie sich auf den Zimmern dem Dinner widmeten. Mich interessierten weder die Damen noch die Kunden. Ich kam nicht als Hüter des Gesetzes, sondern als Mann mit einer Mission. Dennoch konnte ich es nicht lassen, mich im Empfangsraum sorgfältig umzusehen. Vier Frauen saßen auf mit rotem Plüsch überzogenen Sesseln und musterten mich aufmerksam. Sie schlugen lasziv ihre Beine übereinander und zwinkerten mir zu.
    Ich wandte meinen Blick von ihnen ab und ging zur Bar. Dahinter stand eine vollbusige Frau, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hatte.
    »Hallo, mein Hübscher, was darf’s sein?« Sie nickte zu den Damen hin. »Deutsch, asiatisch, französisch …?«
    Ich winkte mit meiner freien rechten Hand ab, in der anderen balancierte ich die beiden Kaffeebecher. »Nichts von alledem, danke.«
    Sie stemmte ihre Arme in die massigen Hüften und legte den Kopf schief. »Wenn du nach Männern suchst, musst du drei Häuser weiter dein Glück versuchen.«
    »Auch das nicht, danke. Ich bin mit Snake verabredet.«
    Die Bardame verzog den Mund, eins ihrer Augenlider zuckte. Der Name schien ihr nicht zu behagen.
    »Zum Chef willst du, mein Hübscher?« Sie kam hinterm Tresen hervor. »Dann folge mir.«
    Sie stapfte voran und ich kam mir schrecklich winzig und hager vor im Angesicht dieser geballten Weiblichkeit.
    Wir gingen durch verwinkelte Gänge und kamen an mehreren Türen vorbei. Entweder standen sie offen und ich sah darin Frauen, die sich für ihre Schicht vorbereiteten, oder sie waren geschlossen und dahinter erklang dumpfes Stöhnen und Liebesgemauschel.
    »Da wären wir.« Die Bardame blieb abrupt stehen und es wunderte mich, dass sie keine Bremsspuren auf dem Boden hinterließ. Sie klopfte an die Tür. »Chef? Besuch für Sie.«
    »Soll reinkommen!«
    Sie öffnete die Tür und lächelte mich mitleidsvoll an. Viel schien sie nicht von Snake zu halten …
    »Ah, Tomas, da bist du ja. Setz dich.« Er wies mit der Hand auf einen rosafarbenen Stuhl aus Plüsch. Gab es hier keine normalen Möbel?
    Ich nahm Platz und reichte ihm einen der Kaffeebecher und die Zigaretten. Snake trank einen Schluck und zündete sich eine Kippe an. »Auch eine?«
    Ich nickte und wir saßen uns einen Moment schweigend und rauchend gegenüber.
    »Hast du einen Plan?« Er beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch ab.
    »Nicht wirklich.« Ich drückte die Kippe im Aschenbecher aus. »Was schlagen Sie vor?«
    »Zuallererst lässt du das Siezen, da fühl ich mich immer schrecklich alt.« Er holte eine Flasche Whiskey aus einer Schublade und goss etwas davon in den Kaffee. »Und sobald wir in Amsterdam sind, rollen wir die Sache von hinten auf. Wenn wir sofort in dem Bordell anfangen, wo Diana angeblich gesehen wurde, erwecken wir zu viel Aufmerksamkeit. Vor allem, wenn wir nach einer knackigen Deutschen suchen.« Er lehnte sich zurück in den Stuhl. »Eins musst du wissen, Tomas: Amsterdam ist ein heißes Pflaster, ein falscher Schritt und du landest mit aufgeschnittener Kehle in einer Gasse. Wir müssen sachte vorgehen, nichts überhasten.«
    »Wieso hilfst du uns?« Diese Frage beschäftigte mich, seitdem Jürgen und Paul mir enthüllt hatten, Snake sei mit von der Partie.
    »Ich mag die Kleine, die hat Pfeffer im Hintern.« Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee mit Schuss. »Außerdem hab ich noch eine Rechnung mit den Zuhältern in Amsterdam offen. Lange Geschichte.«
    »Die kannst du mir ja unterwegs erzählen.« Bin schon ganz gespannt darauf … oder auch nicht.
    Snake nickte und sprang auf wie eine Sprungfeder. »Dann lass uns fahren. Kann’s kaum erwarten, ein paar Leuten in den Arsch zu treten.« Er blieb neben mir stehen und legte eine Hand auf meine Schulter. »Allein hab ich mich das nicht getraut, aber mit dir
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