Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition)
Autoren: Moe Teratos
Vom Netzwerk:
Allerdings führten diejenigen sie mit Freude aus.
    »Wir gehen jetzt rein, Tomas.« Jürgen kam ganz nahe an Pauls Helmkamera heran.
    »Ich drück euch die Daumen!«
    Jürgen drehte sich um und lief zu einer Haustür. Er trat ein Stück zur Seite und machte für Leute des SEKs Platz, die mit einer Ramme die Tür aus den Angeln schlugen. Ein wildes Gewusel entstand und ich sah nur die Rücken von Jürgen und der SEK-Truppe.
    »Da ist er!«, rief jemand.
    »Waffe fallen lassen, sofort!«, brüllte ein anderer.
    Ich konnte nicht sehen, was vor sich ging; es war nicht tragisch und auch so geplant. Denn bei solch einem Einsatz musste ein Beweisvideo mitlaufen und darauf sollte schließlich nicht zu erkennen sein, was als Nächstes geschah, nicht wahr?
    »Waffe fallen lassen!«, schrie erneut jemand.
    Ein Handgemenge brach aus und ein Schuss fiel. Meine Ohren dröhnten, ich nahm die Kopfhörer aber nicht ab. Ich wollte wenigsten alles hören, wenn ich es schon nicht sah.
    »Mann am Boden!« Ich glaubte, Jürgens Stimme zu erkennen.
    Langsam lichtete sich das Chaos und ich sah, wie Paul samt Helmkamera auf den am Boden hockenden Jürgen zuging.
    »Scheiße«, entfuhr es Paul. Er spielte seine Rolle ziemlich gut. »Lebt er noch?«
    »Ja!«, schrie Jürgen. »Jemand soll den Notarzt rufen und sucht irgendwas, was ich auf die Wunde drücken kann.«
    Paul ging einen Schritt zur Seite und endlich konnte auch ich ihn sehen: Einen jungen Mann, blond, Mitte zwanzig schätzungsweise, sofern ich das durch das ganze Blut überhaupt sagen konnte. Er lag auf dem Rücken und aus seinem Mund spritzte fontänenartig Blut, wenn er hustete. Sein Gesicht war übersäht mit dicken roten Tropfen und seine Augen blickten hektisch umher. Er atmete stoßweise und drückte sich eine Hand auf die linke Brust, in der anderen hielt er eine Pistole.
    Volltreffer, Kollege Jürgen.
    »Schnell!«, brüllte Jürgen, Speichel flog in hohem Bogen aus seinem Mund. Er ging in seiner Rolle richtig auf. Von der Seite reichte ihm jemand ein Handtuch und Jürgen presste es auf die Schussverletzung. »Halten Sie durch, Mann!«
    Er würde nicht durchhalten, das sah unser Plan nicht vor. Und es schien so, als würde der junge Mann schon schwächeln  … Armer Kerl. Er zuckte, schaute gequält zu den Beamten und starb. Eine Blutlache breitete sich unter ihm aus und besudelte den schönen Perserteppich.
    »Er ist tot«, sagte Paul zu dem eintreffenden Notarzt und entfernte sich von der Leiche. »Festnahme fehlgeschlagen. Aufzeichnung wird gestoppt.«
    Dann wurde der Bildschirm schwarz. Ich lehnte mich im Stuhl zurück, faltete die Hände überm Bauch zusammen und schloss die Augen. Ich glaubte nicht an Geister, Wiedergeburt oder allgemein an das Leben nach dem Tod, dennoch sprach ich jetzt mit einer Person, die unter der Erde lag und verweste.
    »Hast du gesehen, Snake? Er lebt nicht mehr. Ein Schuss mitten ins Herz.«
    Natürlich antwortete mir niemand. Aber ich hatte meine Schuld beglichen. Ich hatte ihm versprochen, den Mörder seiner Schwester aufzuspüren und ihn zu töten. Dank meiner Kollegen war es vollbracht. Pete Hoffner – Sohn stinkreicher Eltern, die sein Hobby finanzierten – lag tot auf dem Boden seiner Villa. Ich hätte es gern selbst getan. Meine Kollegen rieten mir davon ab, da ich bereits genug Probleme am Hals hatte. Auch Schroer wusste von der Sache und billigte sie.
    Jürgen und Paul hatten mir vorgeschlagen, es wie Notwehr aussehen zu lassen. »Bei der Menge an Festnahmen kann schnell mal ein Unglück geschehen, oder nicht?«, hatte Paul mich gefragt. Er und Jürgen tüftelten einen Plan aus und weihten die Jungs des SEKs ein. Ein riskantes Unterfangen, schließlich hätten sie uns verpfeifen können. Aber wie sich rausstellte, waren sie sofort einverstanden und spielten ihre Rolle in unserem Theaterstück mit. Einer von ihnen hielt Pete fest, ein anderer drückte ihm die Pistole in die Hand und Jürgen schoss ihm genau ins Herz. Auf dem Video sah es so aus, als hätte Pete die Beamten bedroht und Jürgen keine andere Wahl gehabt, als auf ihn zu schießen. Es war eine todsichere Angelegenheit, niemand würde die Echtheit des Einsatzes infrage stellen, wenn alle die gleiche Version erzählten, und ich konnte allmählich mit der ganzen Sache abschließen. Snake und seine Schwester waren gerächt, einer der größten Skandale der letzten Jahre hatte ein Ende und ich … ja, ich näherte mich meinem persönlichen Happy End. Nach all den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher