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Das Mordgesindel (German Edition)

Das Mordgesindel (German Edition)

Titel: Das Mordgesindel (German Edition)
Autoren: Moe Teratos
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Ihnen machen? Sie treiben mich noch in den Wahnsinn!« Er zog eine Schublade auf, holte ein Blatt Papier hervor und schob es mir über den Tisch zu. »Unterschreiben Sie das.«
    Ich sah mir das Dokument genauer an und erkannte, dass es ein Suspendierungsbescheid war.
    »Wie lange hätten Sie es denn gerne?«, fragte er und rieb sich die Schläfen.
    Ich wusste, dass ich viel von ihm verlangte, aber mittlerweile sollte er mich doch kennen  …
    »Fangen wir mit zwei Wochen an, dann sehen wir weiter.« Ich unterschrieb auf der vorgesehenen Linie und schob das Blatt zurück zu Schroer. Er kritzelte darauf herum und ließ es in einer Ablage verschwinden.
    Ich stand auf und streckte ihm die Hand hin.
    »Eins noch«, begann er, »bauen Sie nicht allzu große Scheiße, okay?«
    »Ich kann es Ihnen nicht versprechen, ich gebe mir Mühe.«
    Er lachte kurz und trocken auf, schüttelte meine Hand und brachte mich zur Tür. »Wenn Sie Hilfe brauchen, melden Sie sich.«
    »Das mache ich«, versicherte ich ihm und trat auf den Flur. Fleißige Beamte mit Ordnern unter den Arm geklemmt kreuzten meinen Weg, während ich zum Büro der Mordkommission ging.
    Schroer befürchtete, dass ich das Gesetz brechen würde, um Diana zu finden, und damit lag er verdammt richtig. Ich konnte nicht als Kriminalhauptkommissar im Dienst in die Niederlande reisen und die dortige Unterwelt auf den Kopf stellen. Das würde ein schlechtes Licht auf die deutsche Polizei werfen und meinem Chef den Job kosten. Aber wenn ich als Zivilist auftrat, konnte ich auf eigene Faust handeln und den Verbrechern so lange in den Arsch treten, bis ihnen die Gedärme aus dem Mund quollen. Schroer konnte behaupten, nichts von alledem gewusst zu haben, falls es hart auf hart kam.
    Dass ich vorhatte, allein zu arbeiten, stimmte nicht so ganz. Ich ließ Schroer bloß in dem Glauben, um meine Kollegen zu schützen.
    Mein Plan war, nach Amsterdam zu fahren und dort der letzten Spur von Diana zu folgen. Paul und Jürgen wollten aus dem Hintergrund operieren und mich mit Daten aus den Polizeiakten versorgen. So weit der Plan, ob er zum Erfolg führte oder ich mir damit ins eigene Knie schoss, blieb abzuwarten.
    Als ich unser Büro betrat, sahen Jürgen und Paul mich gleichermaßen gespannt an.
    »Und?«, fragte Jürgen.
    Ich grinste, breitete die Arme aus und drehte mich um die eigene Achse. »Na? Wie sehe ich als Zivilist aus?«
    Paul lachte und klatschte in die Hände. »Genauso beschissen wie vorher.«
    Ich verneigte mich vor ihnen und zog einen imaginären Hut. »Vielen Dank, die Herren. Mein Ego hat soeben den nächsten Riss bekommen.«
    Wir lachten gemeinsam. Auch wenn die Situation ernst war und Dianas Schicksal uns sehr zu schaffen machte, versuchten wir, den Humor nicht zu verlieren.
    Die Zeit der Tränen war ohnehin vorbei. Die ersten Wochen hatte ich jeden Abend geweint, während ich mit meinen neuen Mitbewohnerinnen schmuste; zwei Hauskatzen, die bei einem ehemaligen Kollegen und Mörder aufgewachsen waren.
    »Wann brichst du auf?«, wollte Jürgen wissen.
    »Morgen früh.«
    »Hast du jetzt jemanden für deine Muschis gefunden?« Paul fand es unheimlich witzig, sich nach meinen Muschis zu erkundigen und zu fragen, ob sie rasiert seien. Ich hatte mittlerweile die Befürchtung, die Ärzte könnten ihm zu viel Gehirnmasse entfernt haben …
    »Ich bring sie zu meiner Mutter, bevor ich fahre, sie wird sich um die Katzen kümmern.« Ich nahm mir einen Bürostuhl von einem anderen Schreibtisch und setzte mich meinen Kollegen gegenüber. »Habt ihr Snake Bescheid gegeben? Spielt er mit?«
    Snake war ein Zuhälter und hatte eine seiner Prostituierten an den Kannibalen-Ring verloren. Mir kam vor einiger Zeit der Gedanke, dass er uns bei der Suche nach Diana behilflich sein könnte.
    Jürgen nickte. »Ich hab ihn angerufen. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.«
    »Zuerst die gute.«
    »Snake kennt sich im Amsterdamer Rotlichtmilieu aus, er hat ein paar Beziehungen dort.«
    »Und die schlechte?«
    Jürgen seufzte. »Er will nicht telefonisch oder über das Internet Kontakt zu seinen Bekannten aufnehmen, sondern mitfahren.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt. Einmal hatte ich ihn in Aktion erlebt und das reichte mir bis an mein Lebensende.
    Jürgen fuhr fort: »Er hat sowieso etwas in Holland zu erledigen, meint er.« Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. »Augen zu und durch. Wird schon nicht so schlimm werden. Snake ist im Grunde seines Herzens ein netter
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