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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff
Autoren: Alistair MacLean
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wußten, was wir taten –, dann hätte hier eine wilde Schlacht stattgefunden von der Sekunde an, wo wir durch die Tür brachen. Und wer weiß, wie viele Menschenleben dabei hätten geopfert werden müssen. Aber sie wußten, daß Sie die Kontrolle hatten, sie wußten, daß wir in der Falle waren, sie wußten, daß Sie sich an Bord befanden, mit einer Waffe, um uns fertigzumachen. Fünftens, und das ist am allerwichtigsten, Kapitän Rawley hier hatte sich fast hundert Meter weit in dem Seitentunnel verborgen gehalten, und die Gruppe oben war in einem Vorratsraum des Schlosses versteckt. Was glauben Sie, woher sollten die Leute wissen, wann sie losschlagen sollten, was gleichzeitig geschehen mußte? Nun, wie alle Kommandoeinheiten waren sie mit tragbaren Sendern ausgerüstet. Und sie hörten jedes einzelne Wort Ihres laufenden Kommentars mit. Sie dürfen nicht vergessen, daß Ihr Sender von der ›Firecrest‹ gestohlen worden war. Es war Calverts Sender, meine Liebe, er kannte die Frequenz, die Sie benutzten, und hatte sie in der vergangenen Nacht dem Festland mitgeteilt. Das geschah, nachdem er Ihnen – hm – eine Kleinigkeit zu trinken gegeben hatte. Dann kontrollierte er Ihren Sender, ehe er den Sender hier im Schloß vergangene Nacht benutzte.«
    Charlotte wandte sich an mich: »Ich glaube, daß Sie der hinterlistigste und verworfenste und vertrauensunwürdigste Mensch sind, den ich je getroffen habe.« Ihre Augen glänzten, ich weiß nicht, ob es Tränen waren oder was sonst. Ich war verlegen und betreten. Sie legte ihre Hand auf meinen Arm und sagte mit leiser Stimme: »Sie Narr, o Sie Narr! Die Pistole hätte losgehen können, ich … ich hätte Sie umbringen können, Philip!«
    Ich streichelte ihre Hand und sagte: »Das glauben Sie doch selber nicht.« Unter diesen Umständen hielt ich es für besser, ihr nicht mitzuteilen, daß – wäre die Pistole losgegangen – ich jegliches Vertrauen in den Nutzen einer Dreikantfeile verloren hätte.
    Der graue Nebel hob sich langsam, die Dämmerung kam herauf, und die See war ruhig, als Tim Hutchinson die ›Firecrest‹ auf Eilean Oran zusteuerte.
    Wir waren nur zu viert an Bord. Hutchinson und ich, Mrs. MacEachern und Charlotte. Ich hatte Charlotte vorgeschlagen, doch in Schloß Dubh Sgeir zu übernachten, aber sie hatte mich ganz einfach ignoriert und Mrs. MacEachern an Bord der ›Firecrest‹ geholfen. Danach machte sie keine Anstalten, das Schiff zu verlassen. Sie war äußerst willensstark, und ich konnte schon jetzt ahnen, daß mir das in zukünftigen Jahren noch eine Menge Ärger bereiten würde.
    Onkel Arthur war nicht bei uns. Nicht einmal eine ganze Herde wilder Pferde hätte Onkel Arthur in dieser Nacht auf die ›Firecrest‹ bringen können. Denn Onkel Arthur genoß einen Vorgeschmack vom Paradies. Er saß vor einem großen Kaminfeuer im Salon von Schloß Dubh Sgeir, kippte einige von Lord Kirksides unbeschreiblich guten Whiskys hinter die Binde und erzählte einer atemlosen Gruppe von Aristokraten seine Erlebnisse. Falls ich Glück hatte, würde er im Verlauf seiner Erzählungen ab und zu einmal meinen Namen erwähnen. Es konnte allerdings auch sein, daß er es vergaß.
    Mrs. MacEachern genoß keinen Vorgeschmack des Paradieses, sie befand sich bereits dort. Eine schweigsame, dunkle alte Dame mit einem runzligen braunen Gesicht. Sie lächelte und lächelte und lächelte, den ganzen Weg bis nach Eilean Oran. Ich hoffte nur, daß Donald MacEachern nicht vergessen hatte, ein frisches Hemd anzuziehen.
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