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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff
Autoren: Alistair MacLean
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zu erkennen und das dort verankerte Tauchboot. Das war äußerst primitiv.«
    Lavorski sah Imrie an, der nickte. »Das mußte ihm auffallen. Ich war damals schon dagegen. Gab es noch mehr, Calvert?«
    »Donald MacEachern auf Eilean Oran. Sie hätten ihn mitnehmen sollen, nicht seine Frau. Auch Susan Kirkside hätten Sie nicht herumlaufen lassen sollen. Wann haben Sie eine Einundzwanzigjährige, die völlig gesund ist, mit so großen Augenringen herumlaufen sehen? Ich meine ein junges Mädchen, dem nichts auf der Welt fehlt, das soll so aussehen? Und außerdem hätten Sie die Spur, die das Flugzeug von Lord Kirksides ältestem Sohn gemacht hat, verwischen sollen, als Sie es an der Nordklippe abstürzen ließen. Das konnte ich sogar vom Hubschrauber aus sehen.«
    »Ist das alles?« fragte Lavorski. Ich nickte, und er sah wiederum zu Imrie.
    »Ich glaube ihm«, sagte Imrie. »Keiner hat geredet, das ist alles, was wir wissen wollten. Zuerst Calvert. Mr. Lavorski?« Sie waren wirklich ein geschäftstüchtiges Unternehmen.
    Ich sagte schnell: »Zwei Fragen noch! Zwei Antworten. Ich bin Fachmann und möchte es gerne wissen. Ich weiß nicht, ob Sie das begreifen.«
    »Und zwei Minuten«, lächelte Lavorski. »Beeilen Sie sich, wir haben noch eine Menge zu tun.«
    »Wo ist Sir Anthony Skouras? Er sollte doch eigentlich hier sein.«
    »Das ist er auch. Er ist oben im Schloß bei Lord Kirkside und Lord Charnley. Die ›Shangri-la‹ hat auf der Westseite festgemacht.«
    »Stimmt es, daß Sie und Dollmann den ganzen Plan ausgeheckt haben, daß Sie Charnley bestochen haben, Ihnen die Versicherungsgeheimnisse anzuvertrauen, daß Sie – oder vielmehr Dollmann – Kapitän Imrie aussuchten, damit er sich eine Mannschaft zusammenstellen sollte, und daß Sie für das Kapern und Versenken der Schiffe und die nachfolgende Sicherstellung der Beute verantwortlich waren? Und übrigens auch für die Toten, direkt oder indirekt, die wir zu beklagen haben?«
    »Es ist zu spät am Tag, um das Offensichtliche zu bestreiten.« Und wieder Lavorskis dröhnendes Lachen. »Ich glaube, wir haben das alles ganz gut ausgeklügelt, was John?«
    »In der Tat sehr gut«, sagte Dollmann kalt. »Wir verschwenden unsere Zeit.«
    Ich wandte mich an Charlotte Skouras. Die Pistole zeigte noch immer auf mich. »Ich soll anscheinend umgebracht werden«, sagte ich. »Da Sie für meinen Tod verantwortlich sein werden, sollten Sie die Arbeit auch zu Ende führen.« Ich griff nach unten, erfaßte die Hand mit der Pistole und drückte sie gegen meine Brust, dann ließ ich meine eigene Hand herunterfallen. »Bitte tun Sie es schnell.«
    Nur das leise Geräusch von der Dieselmaschine der ›Firecrest‹ war zu vernehmen. Alle Augen im Bootsschuppen waren jetzt auf uns gerichtet. Ich stand mit dem Rücken zu ihnen, aber ich wußte, was ich wollte. Ich wollte, daß in diesem Augenblick alle Augen im Bootsschuppen auf uns gerichtet waren. Onkel Arthur trat einen Schritt durch die Steuerbordtür auf uns zu und sagte eindringlich: »Sind Sie verrückt, Calvert? Sie wird Sie umbringen! Sie gehört zu ihnen.«
    Die braunen Augen waren zu Tode erschrocken. Es gab keinen anderen Ausdruck dafür, es waren die Augen eines Menschen, der weiß, daß seine Welt zusammenbricht. Der Finger löste sich vom Abzug, langsam öffnete sich die Hand, und die Pistole fiel auf das Deck. Der Lärm dröhnte durch den Bootsschuppen, kam als Echo von beiden Seiten zurück. Ich nahm ihren linken Arm und sagte: »Es hat den Anschein, als ob Mrs. Skouras doch nicht ganz dazu in der Lage wäre. Ich fürchte, Sie werden jemand anders dafür suchen müssen.«
    Charlotte Skouras schrie vor Schmerz auf, als sie mit den Füßen gegen die Schwelle des Steuerhauses fiel. Vielleicht hatte ich sie auch mit unnötiger Gewalt durch die Tür gestoßen. Aber es war jetzt zu spät, um irgendwelche Risiken einzugehen. Hutchinson war auf der Hut gewesen und fing sie auf, als sie fiel, wobei er gleichzeitig in die Knie ging. Ich raste durch die Tür hinter ihr her wie ein internationaler Rugbyspieler, der einer Mannschaft zu entkommen sucht, die mit mindestens einem Dutzend Händen nach ihm greift. Aber Onkel Arthur war noch schneller. Onkel Arthur hatte durchaus den Wunsch zu überleben. Noch im Fallen ergriff ich das Megaphon, das auf dem Deck des Steuerhauses bereit lag.
    »Schießen Sie nicht!« Die verstärkte Stimme dröhnte gegen die Mauern des Bootsschuppens. »Falls Sie schießen, werden Sie sterben. Ein
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