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Das Mörderschiff

Das Mörderschiff

Titel: Das Mörderschiff
Autoren: Alistair MacLean
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Schuß, und Sie sterben alle. Hinter jedem von Ihnen befindet sich eine Maschinenpistole. Hinter jedem einzelnen Mann im Bootshaus. Drehen Sie sich um, ganz langsam, und überzeugen Sie sich selbst.« Ich erhob mich halb und blickte vorsichtig durch das Steuerhausfenster. Dann stand ich ganz auf, ging hinaus und nahm die Maschinenpistole vom Deck auf.
    Das war das Überflüssigste und Unnötigste, was ich in den letzten Tagen getan hatte. Wenn es überhaupt etwas gab, wovon in diesem Augenblick zuviel da war, dann waren es die Maschinenpistolen. Es gab zwölf. Und zwar in zwölf Paar Händen, die zu den ruhigsten gehörten, die ich je sah. Die zwölf Leute standen in einer Art Halbkreis im Inneren des Bootshauses. Ruhig, groß und überzeugend. Männer mit Wollkappen, grauschwarzer Tarnkleidung und Gummistiefeln. Ihre Hände und Gesichter waren kohlrabenschwarz. Die Augen glänzten weiß wie bei Mitgliedern einer Negertruppe. Aber hier endet jeglicher Vergleich mit der Unterhaltungsindustrie.
    »Nehmen Sie die Hände herunter und lassen Sie Ihre Waffen fallen.« Der Befehl kam von einem Mann in der Mitte der Gruppe, der sich durch nichts von den anderen unterschied. »Seien Sie bitte äußerst vorsichtig, langsam herunter, Waffen fallen lassen, absolute Ruhe. Meine Leute sind außerordentlich gut trainiert. Sie sind darauf trainiert, auf Verdacht zu schießen. Sie haben nur gelernt zu töten. Ihr Training umfaßt nicht, zu verwunden oder zu verkrüppeln.«
    Sie glaubten ihm. Ich glaubte ihm auch. Sie ließen ihre Waffen fallen und standen ganz ruhig da.
    »Jetzt verschränken Sie die Hände hinter dem Nacken.«
    Sie taten es. Alle bis auf einen, Lavorski. Er lächelte jetzt nicht mehr, und seine Miene ließ in jeder Hinsicht zu wünschen übrig. Daß sie bestens trainiert waren, wollte ich gern glauben. Kein Wort oder Kommando wurde gewechselt. Der Soldat, der Lavorski am nächsten stand, schritt auf leisen Sohlen, die Maschinenpistole vor der Brust, auf ihn zu. Der Griff schien sich nicht mehr als fünf Zentimeter zu bewegen. Als Lavorski sich wieder aufraffte, war die untere Hälfte seines Gesichts mit Blut bedeckt, und ich konnte sehen, wo einige seiner Zähne geblieben waren. Er faltete die Hände hinter dem Kopf.
    »Mr. Calvert?« fragte der Offizier.
    »Das bin ich«, sagte ich.
    »Kapitän Rawley, Sir, von der Königlichen Marine.«
    »Das Schloß, Kapitän?«
    »In unseren Händen.«
    »Die ›Shangri-la‹?«
    »In unseren Händen.«
    »Die Gefangenen?«
    »Zwei Männer sind gerade auf dem Weg nach oben, Sir.«
    Ich wandte mich an Imrie: »Wieviel Wachen?«
    Er spuckte aus und sagte nichts. Der Soldat, der sich gerade um Lavorski angenommen hatte, ging mit erhobener Maschinenpistole auf ihn zu. Imrie sagte: »Zwei.«
    Ich wandte mich an Rawley. »Sind zwei Männer genug?«
    »Ich hoffe, Sir, daß die Wachen nicht so dumm sind und Widerstand leisten.«
    Gerade als er den Satz beendete, hörte man das Feuern einer Maschinenpistole. Rawley zuckte mit den Schultern.
    »Jetzt ist es zu spät, klug zu werden. Robinson?«
    Er wandte sich an einen Mann, der einen wasserdichten Behälter über der Schulter trug. »Gehen Sie nach oben und öffnen Sie die Kellertür. Sergeant Evans, stellen Sie sie in zwei Reihen gegen die Wand da, immer einer stehend, einer sitzend.«
    Sergeant Evans führte den Befehl aus. Nun, nachdem keine Gefahr mehr bestand, in ein Kreuzfeuer zu geraten, gingen wir an Land, und ich präsentierte Onkel Arthur mit allen militärischen Ehren und was dazugehört, Kapitän Rawley. Die Ehrenbezeugungen von Kapitän Rawley waren einfach umwerfend. Onkel Arthur strahlte. Er übernahm jetzt das Kommando.
    »Fabelhaft gemacht, mein Junge!« sagte er zu Rawley. »Es wird für Sie in der Neujahrsliste der Königin eine kleine Überraschung geben. Oh! Hier kommen ein paar Freunde.«
    Nun, es waren nicht alles ›Freunde‹, die Gruppe, die in diesem Augenblick am Ende der Treppe auftauchte. Vier von ihnen waren harte, aber gebrochen aussehende Burschen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Zweifelsohne Imries Leute. Ihnen folgten Sir Anthony Skouras und Lord Charnley. Den Schluß der Gruppe bildeten vier Männer, mit den ruhigen Händen, die das Gütezeichen von Rawleys Leuten waren. Diesen wiederum folgte Lord Kirkside mit seiner Tochter. Es war unmöglich festzustellen, was die vier schwarzgesichtigen Männer wohl dachten, aber die anderen acht hatten alle den gleichen Gesichtsausdruck, verblüfft und völlig
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