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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich
Autoren: Sellers Alexandra
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sich wieder bewegen. Sie folgte ihm, wobei sie einige Schritte zurückblieb. Wie eine brave muslimische Ehefrau, schalt sie sich selbst und lief schneller, um ihn einzuholen.
    Ihre Gefühle waren in Aufruhr, nicht zuletzt, weil er sich so sehr verändert hatte. Ob das an der Wüste lag? Brachte sie mit ihren Extremen einen so harten und entschlossenen Männertyp hervor? Einen Mann, dem man besser aus dem Weg ging?
    Doch sie hatte keine Wahl.
    Ich bin sicher, dass er nie über eure Trennung hinweggekom men ist, hatte Samiha gesagt. Für einen Kuss von dir würde er alles geben.
    Ein bisschen hatte Desirée sogar gehofft, dass es ihr Spaß machen würde, die alte Rechnung zu begleichen. Wie dumm von ihr! Diesem stolzen und verschlossenen Mann machte ihre Begegnung offenbar nicht das Geringste aus.
    Er ging auf eine Tür zu, auf der ein schwungvoller arabischer Schriftzug prangte. Darunter stand „Privat“. Dahinter lag ein langer leerer Korridor, den sie wortlos entlanggingen. Angestrengt überlegte Desirée, was sie sagen könnte.
    Wenn er sie doch fragen würde, wie der Flug gewesen war! Empfand er das Schweigen nicht auch als bedrückend? Machte es ihm denn gar nichts aus?
    „Vom Flugzeug aus habe ich die Wüste von Barakat gesehen“, meinte sie schließlich. „Zum ersten Mal. Ich fand sie sehr … schön ist nicht das richtige Wort … eindrucksvoll und …“
    Als er sie mit seinen dunklen Augen ansah, verstummte sie.
    „Viele Menschen sind von der Wüste tief bewegt“, sagte er. „Aber welche Gefühle sie auch auslöst, sie selbst ändert sich dadurch nicht. Sie bleibt immer gleich gefährlich, egal ob du sie hasst oder liebst.“
    Offensichtlich ein Einschüchterungsversuch, der seine Wirkung auf Desirée prompt nicht verfehlte. Ebenso gut hätte Salih sagen können: Egal, ob du mich hasst oder liebst.
    Beide Gefühle für ihn kannte sie zur Genüge. Doch das ist lange her, sagte sie sich.
    „Die Arktis ist genauso“, versetzte sie und spielte damit auf ihre kanadische Herkunft an. „Erfrieren ist auch nicht besser als Verdursten.“
    Ohne zu lächeln, sagte er: „Am besten ist es, zu überleben.“
    Sie betrachtete die feine Narbe, die sich über seine Wange bis zum Haaransatz zog, wo sie unter dem Tuch, der Kefije, verschwand.
    „Und du beherrschst diese Kunst, stimmt’s?“, fragte Desirée.
    Salih ist verletzt! Noch einmal durchlitt sie für einen Moment die entsetzliche Furcht um ihn, die sie bei dieser Nachricht ausgestanden hatte. Schon beim bloßen Gedanken daran spürte sie das Bedürfnis, Salih zu berühren. Doch sie war ganz sicher nicht hier, um ihn in irgendeiner Form zu trösten.
    „Ja“, bestätigte er.
    Am Ende des Flures wurde ihnen von einem Wachmann, der militärisch grüßte, die Tür geöffnet. Während Salih stehen blieb, um ihm weitere Anweisungen zu geben, trat Desirée in das gleißende Sonnenlicht hinaus.
    „Mein Gepäck!“, rief sie plötzlich.
    Doch Salih ging ungerührt an ihr vorüber. „Komm!“, war alles, was er sagte, und sein Burnus wehte hinter ihm im Wüstenwind wie der Mantel eines Königs.
    Nach dem langen Flug schlug Desirée die heiße Luft, die nach Orangen und auch ein bisschen nach Benzin roch, förmlich entgegen.
    Nun war sie hier, im Land ihrer Sehnsüchte. Vor zehn Jahren hatte Salih versprochen, sie mit hierher zu nehmen. Sie hatte gehofft und geträumt, hier eines Tages zu Hause zu sein. In der Wüste, hatte er gesagt, gäbe es noch richtige Männer, und das Leben und die Liebe seien intensiver als irgendwo sonst. Hier würde alles von Leidenschaft beherrscht, und hier würden seine Gefühle für sie stets neue Nahrung finden.
    Immer wenn er so von seinem Herkunftsland gesprochen hatte, hatte sie sich vorgestellt, einmal dort zu sein. Sogar noch lange Zeit nach ihrer Beziehung hatte sie sich inständig gewünscht, es wäre anders gekommen. Am liebsten hätte sie damals die Zeit zurückgedreht und die Trennung ungeschehen gemacht. Und nun, zehn Jahre später, befand sie sich tatsächlich in Salihs Heimat.
    Nur hätte sie jetzt einiges darum gegeben, nicht hier zu sein.
    „Was für eine Hitze!“, rief sie. „Und dabei ist es erst zehn Uhr vormittags.“
    „Für Fremde ist das keine gute Zeit im Mittleren Barakat“, meinte er.
    „Mit fremd meinst du doch nicht etwa mich?“
    „Glaubst du, du bist so anders als andere Menschen, Desi? Ist dir der Erfolg zu Kopf gestiegen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Zu dieser Jahreszeit
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