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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich
Autoren: Sellers Alexandra
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kommen fast nur Arbeiter von den Ölfeldern her. Aber schon nächsten Monat wird es kühler sein.“
    Nächsten Monat ist es zu spät, dachte Desirée. Wie waren Samihas Worte gewesen? Ich weiß, dass es schrecklich für dich ist. Aber wenn du nicht zu ihm fliegst, bin ich verloren.
    Nie würde sie vergessen, wie sich die Stimme der Freundin angehört hatte – matt und tieftraurig. So klang eine Frau, die am Abgrund stand.
    Desirée betrachtete Salih. Warum war aus dem temperamentvollen Jungen ein so ernster und nachdenklicher Mann geworden?
    Vor zehn Jahren hatte sie jede seiner Gefühlsregungen verstanden und in seinem Gesicht wie in einem Buch gelesen. Doch nun? Seine Züge wirkten undurchdringlich und wie versteinert. Wieso hatte er sich so verändert? Durch seine Verletzung? Oder durch den Krieg?
    Am Fuß der Treppe wartete eine weiße Luxuslimousine. Dienstbeflissen sprang ein Chauffeur heraus, der schwarze Hosen, ein weißes Poloshirt und um den Kopf das typische Tuch trug.
    Als sie zusammen mit Salih im Wagen Platz nahm, brachte ein Flughafenangestellter Desirées Reisetaschen, die sie schon um die ganze Welt begleitet hatten. Der Fahrer verstaute das Gepäck im Kofferraum, schloss die Türen und setzte sich ans Steuer.
    Die Limousine fuhr los. Und schon fand sich Desirée in einer Situation wieder, die sie um jeden Preis vermieden hätte, wenn es nach ihr gegangen wäre: auf engstem Raum zusammen mit Salih.

2. KAPITEL
    Auf dem Höhepunkt der Hitzewelle hatte sie ihr Vater für zwei Tage zu Modellaufnahmen nach Vancouver begleitet. Desirée selbst hätte den Termin am liebsten abgesagt, um jede Minute mit Salih zu verbringen. In der schwülen Hitze der Großstadt fragte sie sich einmal mehr, worum ihre Freundinnen sie eigentlich beneideten …
    Es tat weh, so sehr vermisste sie Salih. Die Tage erschienen ihr wie Monate.
    Als auf der Rückfahrt die Fähre an der Insel anlegte, wartete er bereits auf sie.
    „Deine Mutter wollte bei dieser Hitze lieber im Haus bleiben“, erklärte er. Doch es war offensichtlich, dass er es keinen Moment länger ausgehalten hatte. Die blitzartige Erkenntnis durchzuckte Desirée wie ein elektrischer Schlag: Er hatte kommen müssen.
    „Du hast Salih sicher allerhand zu erzählen“, meinte ihr Daddy taktvoll – oder ahnungslos – und vertiefte sich auf dem Rücksitz des Autos in seine Zeitung. Also nahm sie vorne neben Salih Platz.
    Doch sie redeten nicht viel. Stattdessen herrschte zwischen ihnen erwartungsvolles Schweigen. Die starke Anziehungskraft war fast greifbar.
    Über dem heißen Asphalt flirrte die Luft, und als der Wagen in einen ungeteerten Weg einbog, stieg eine dicke Staubwolke auf. „Wie bei mir zu Hause“, sagte Salih. „Wie in der Wüste.“
    Verträumt schloss Desirée die Augen und stellte sich vor, in Barakat zu sein. „Ich möchte sie gern einmal sehen“, flüsterte sie. „Sie muss wunderschön sein.“
    „Ja. Genau wie du.“
    Desirée rang nach Atem. „Findest du?“
    „Eines Tages werden wir dort sein“, versprach er. „Und dann wirst du sehen, dass ich nicht übertrieben habe.“
    „Ja“, sagte sie, und sie sahen einander in die Augen. – Ein Versprechen, wie durch einen Kuss besiegelt.
    Zu dem Kuss kam es später auf der Hafenmauer, wo Desirée und Salih nach dem Schwimmen den Sonnenuntergang mit seinen leuchtenden goldenen Farben betrachteten.
    „In meinem Land werde ich dir ein Meer aus Sand zeigen“, sagte Salih. „Wenn die Sonne sinkt, wirkt der Himmel blau und violett. Weißt du, dass die Wüste jeden Tag anders aussieht? Weil der Wind immer neue Formen schafft, wie … Wie sagt man bei euch?“
    „Skulpturen?“
    „Ja genau, wie Skulpturen. Der Wind modelliert sie wie ein Bildhauer seine Werke. Ich wünschte, ich wäre Bildhauer“, seufzte Salih, zeichnete mit der Hand die Form ihrer Stirn, ihrer Wangen und des Kinnes nach und berührte schließlich ihren Nacken unter den nassen Haaren.
    Es war Desirées erster Kuss – unvergesslich und unglaublich süß. Ihr ganzer Körper wurde förmlich davon mitgerissen. Salih beugte sich über sie, und ihre Lippen schienen zu verschmelzen. Desirée ließ sich nach hinten auf die von der Sonne aufgewärmte Mauer sinken und gab sich den vollkommen neuen Gefühlen hin.
    Sie streichelte seine warme, sonnengebräunte Haut, seine Brust und die Schultern. Nach einer Weile hob Salih den Kopf und betrachtete sie.
    Sein Gesicht mit dem goldfarbenen Teint wirkte jung und wunderschön
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