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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich
Autoren: Sellers Alexandra
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spazieren gingen. Die sengende Sonne drang nur an wenigen Stellen durch die Ritzen der Holzplanken, und die Luftmatratze schaukelte leise auf den Wellen.
    Am Abend lagen sie hier Arm in Arm und beobachteten, wie Sterne und Mond am Himmel aufgingen.
    Während sie den Kopf an seine Schulter lehnte, strich Salih ihr sanft über das Haar. Gemeinsam träumten sie von der Zukunft: Gleich nach der Schule würden sie heiraten und in die Emirate des Mittleren Barakat ziehen, um dort zu leben. Sie würden vier Kinder haben, zwei Jungen und zwei Mädchen.
    Vielleicht glaubten im Grunde beide nicht daran, dass dieser Traum Wirklichkeit werden würde. Und doch war es meistens Salih, der zur Vernunft mahnte, wenn Desirée so verliebt war, dass sie zu sehr ins Schwärmen geriet.
    „Wir haben Zeit, Desi“, sagte er zärtlich. „Unser ganzes Leben lang. Wir können warten.“ Was natürlich stimmte.
    Doch die Umstände machten es ihnen ausgesprochen schwer, sich selbst zu beherrschen: die Hitze. Die Unerfahrenheit von beiden. Und die Tatsache, dass sie ständig zusammen waren – meistens nur zu zweit.
    Als er ihr eines Tages unter dem Pier von dem Krieg in Parvan erzählte, war es um alle Zurückhaltung geschehen.
    Der Kleinstaat Parvan war von den Kaljuken überfallen worden und behauptete sich mithilfe seiner Verbündeten mehr schlecht als recht. Prinz Omar aus dem Mittleren Barakat hatte Truppen aufgestellt, um Prinz Kavian von Parvan beizustehen.
    „An dem Krieg sind ganz allein die Kaljuken schuld“, erklärte Salih Desirée. „Es ist gut, dass Prinz Omar nicht tatenlos zusieht, sondern in den Krieg eintritt.“
    Desirée blieb schier das Herz stehen – als ob sie das Schicksal vorausahnte.
    „Aber du? – Du wirst doch nicht etwa mitkämpfen?“
    „Mein Vater will es nicht erlauben. Ich soll erst mindestens ein Jahr lang studieren. Wahrscheinlich hofft er, dass die ganze Sache sich bis dahin erledigt hat. Die Kaljuken gelten bereits als kampfesmüde, weil Parvan sich nicht geschlagen gibt. Aber was ist, wenn diese Einschätzung nicht stimmt? Desi, was soll ich anderes tun? Ich muss dem Prinzen helfen.“
    Mit Tränen in den Augen bat sie ihn, nicht zu gehen. Sie fürchtete um sein Leben.
    „Heirate mich. Sobald wie möglich“, sagte er rau und zog Desirée an sich. „Wenn ich falle, wird unser Sohn für dich sorgen, sobald er größer ist. Komm mit mir in mein Land!“
    Als er sie zu küssen begann, hörte sie auf nachzudenken. In der Stille der wunderschönen Landschaft war nur das Rauschen des Windes, der Gesang der Vögel und das Plätschern des Wassers zu hören.
    Doch in ihren Herzen tobte ein Sturm der Gefühle, der sich mit aller Macht Bahn brach.
    Später wunderte sie sich oft über den verhängnisvollen Zufall. Denn nach zwei sorglosen Wochen in einer Welt, zu der Außenstehende keinen Zugang hatten, kam Desirées Bruder zu Besuch. Es war der letzte Abend vor Salihs Abreise.
    „Schau mal, Schwesterchen, das bist du!“, rief Harry und schwenkte stolz eine aufgeschlagene Zeitschrift: Ein Foto von Desirée nahm die komplette Seite eines Hochglanzmagazins ein – damals noch etwas völlig Neues.
    Bei den Aufnahmen vor ein paar Monaten in Toronto war Desirée zum ersten Mal mit der großen Modewelt in Berührung gekommen.
    An die Arroganz der Maskenbildnerin und des Fotografen – der als einer der Besten in seinem Fach galt – hatte sie sich erst gewöhnen müssen. Ergebnis dieser Arbeit war eine absolut professionelle Aufnahme: Das in Bronzetönen gehaltene Bild zeigte Desirée, die mit aneinandergedrückten Knien, aber weit gespreizten Füßen in einem Regiestuhl saß. Sie trug einen Trenchcoat mit breitem Revers. Im Ausschnitt war ein großzügiges Dreieck verführerischer schwarzer Spitze zu sehen.
    Den Ellbogen auf der Armlehne, stützte Desirée den Kopf in die Hand und blickte den Betrachter mit ihren hellen Augen kühl an. Auf dem Boden, zwischen ihren glänzenden Schuhen, stand eine passende exklusive Handtasche aus Leder.
    Familienmitglieder und Gäste rannten herbei, um die Aufnahme zu bewundern. „Du siehst umwerfend aus!“
    „Unglaublich sexy!“
    „So eine Tasche will ich haben! Mir fehlt bloß noch das nötige Kleingeld …“
    Begeistert riefen alle durcheinander. Nur einer schwieg: Salih. Schüchtern sah Desirée ihn an. Sie hoffte so sehr, dass auch er sich freuen würde.
    Doch er wirkte regelrecht schockiert. Ernst sagte er: „Du wirst ausgebeutet.“
    Völlig vor den Kopf
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