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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich
Autoren: Sellers Alexandra
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geschlagen, rang Desirée nach Atem. Sie errötete. Die Leute um sie herum verstummten.
    „Davon kann gar keine Rede sein! Du hast ja keine Ahnung, wie viel ich damit verdient habe!“, rief sie gekränkt. „Und das Hotel, in dem wir Models gewohnt haben …“
    „Sie stecken euch in ein teueres Hotel und geben euch Geld, damit ihr euch zur Schau stellt“, sagte Salih.
    „Wie meinst du das?“, fragte Desirée bestürzt. „Man sieht nur meine Beine! Da ist doch nichts dabei. Ich bin ja nicht nackt.“
    Er erwiderte nichts. Allerdings war nicht zu leugnen, dass die Position der Tasche in Verbindung mit Desirées unschuldigem Gesicht auf dem Foto unglaublich erotisch war …
    Schnell schaltete sich ihre Mutter ein.
    „Ist es nicht interessant, wie groß die kulturellen Unterschiede immer noch sind? Amerika ist eben nicht das Maß aller Dinge.“ Mit diesen Worten klappte sie das Heft zu. „Herzlichen Glückwunsch, Desirée. Wir schauen das Bild später genauer an.“ Zu den Gästen gewandt, sagte sie: „Das Essen ist fertig. Heute Abend gibt es belegte Brote.“
    Mit Tränen in den Augen stürzte Desirée hinaus. Hinter ihr fiel die Tür ein zweites Mal zu, doch sie lief unter dem nächtlichen Sternenhimmel einfach weiter.
    Am Ufer holte er sie ein.
    „Desi!“
    „Warum hast du das gemacht? Vor allen Leuten … Es war so … entwürdigend.“
    „Entwürdigend war das Foto, Desi. Weißt du …“
    „Ach, sei still! Das stimmt doch gar nicht. Es ist eine Modeaufnahme, sonst nichts. Weißt du, wie viele junge Frauen sich um so eine Chance reißen? Damit schaffe ich den Sprung nach ganz oben.“
    Das war ihr von ihrer Agentur versichert worden. Eigentlich hatte Desirée, im Gegensatz zu anderen Mädchen, nie von diesem Beruf geträumt. Und was sie bisher als Model erlebt hatte, hatte ihr nicht wirklich gefallen. Doch das würde sie Salih gegenüber nicht zugeben, zumindest nicht jetzt.
    „Desi, du wirst meine Frau. Du kannst nicht für andere Männer posieren!“
    „Für Männer?“, rief sie entrüstet. „Erstens ist es ein Modemagazin, das von Frauen gelesen wird. Und zweitens werbe ich nur für eine Handtasche.“
    „Nein“, widersprach er ruhig. „Für Sex.“
    Für ihn war die Sache völlig klar. Er hatte keine Ahnung von Werbung.
    „Du weißt ja gar nicht, wovon du redest!“
    „Desi, auf dieses eine Foto kommt es nicht an. Aber wird deine Arbeit als Model immer so sein?“
    „Was soll die Frage? Ich war komplett angezogen. Warte bis nächsten Monat! Da bin ich in einer Werbung für Unterwäsche zu sehen!“
    „Für eine muslimische Frau kommt das nicht infrage. Auf keinen Fall!“
    Sie schwieg. Nur das Zirpen der Grillen war zu hören. Langsam erwiderte sie: „Ich bin keine muslimische Frau.“
    „Desi“, sagte er fast flehentlich.
    Sie begann zu weinen. „Wenn du meine Modeaufnahmen ablehnst … und womöglich sogar anrüchig findest … dann … dann lehnst du auch mich ab. Ich fühle mich wie … wie …“
    Beide waren zu jung, um zu erkennen, dass Salihs Ansicht nicht auf religiösen Vorbehalten beruhte, sondern schlicht auf Eifersucht.
    „Wenn du so feste Grundsätze hast, Salih, wie stehst du dann zu dem, was wir getan haben? Wie passt das in dein Weltbild?“
    „Wir lieben uns und wollen heiraten“, antwortete er. Doch Desirée glaubte, den Schatten eines Zweifels in seinen Augen wahrzunehmen.
    Vorwurfsvoll fragte sie: „Du bereust es, stimmt’s?“
    „Nein, Desi!“
    Doch sie war am Boden zerstört. Wenn Salih ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie miteinander geschlafen hatten, was war sie dann jetzt für ihn? Auf einmal schämte sie sich. Ihr Traum einer gemeinsamen Zukunft zerbrach.
    Wie dumm ich gewesen bin!, dachte sie.
    Sie war so außer sich, dass sie hässliche Dinge zu ihm sagte. Sie behauptete, er habe sie verführt. Und obwohl sie selbst nicht glaubte, was sie ihm da entgegenschleuderte, konnte sie nicht damit aufhören.
    Salih wurde bleich und begann, auf die westliche Zivilisation und ihre fehlenden Werte zu schimpfen – obwohl er zu Hause bei Gesprächen mit seinen Freunden immer die gegenteilige Position vertreten hatte.
    Fehlende Werte. Verwirrt und tief verletzt sahen sie einander an. Beide waren viel zu jung, um mit der Situation fertig zu werden.
    „Damit meinst du mich!“, brach es aus Desirée heraus. „Ich habe feste Wertvorstellungen gehabt, aber du hast dich darüber hinweggesetzt. Ich hasse dich!“ Sie wandte sich um und rannte ins Haus
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