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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein
Autoren: Gordon R. Dickson
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können sich nun alle beruhigt wieder nach Hause begeben. Ich versichere Ihnen, daß keine Gefahr mehr besteht und die Schuldigen ihrer gerechten Strafe nicht entgehen werden. Ich bitte Sie deshalb ganz besonders, auch wenn Ihr berechtigter Grimm über die geplanten Untaten Sants Ihr Blut in Wallung bringt, diese Gerechtigkeit nicht in Ihre eigenen Hände nehmen zu wollen.«
    Der Mob brüllte wie eine bis zum äußersten gereizte Bestie.
    »Ich verlasse mich darauf«, schloß Jai mit einem leutseligen Lächeln, »genau wie der Chef der Polizei und der Gebietsdirektor, daß Sie diese beiden Verbrecher und ihre zwei Bewacher auf dem Weg zum Polizeihauptquartier nicht behindern.«
    Nur mit größter Willensanstrengung gelang es Chaz, sich zu erheben und seinen Stuhl auf den schlaksigen jungen Mann zu werfen. Er sprang sofort hinterher, aber es schien ihm, als bewege er sich im Zeitlupentempo. Trotzdem glückte es ihm, dem Niedergestreckten den Laser zu entreißen. Er wurde jedoch unmittelbar von mehreren der Anwesenden gleichzeitig überwältigt und auf seinen wiederaufgerichteten Stuhl gezwungen, nachdem man ihm die Waffe abgenommen hatte.
    »Nicht Eileen«, bat er Jai in stumpfem Protest. Seine Stimme dröhnte aus den Sprechern wider und erst jetzt wurde ihm bewußt, daß die Kamera die ganze Zeit über auf ihn gerichtet gewesen war.
    Jai schritt um den Tisch herum. Das gutaussehende Gesicht beugte sich zu ihm herab und lächelte ihn traurig an, während er nicht nur zu ihm, sondern auch zum Mob auf dem Platz sprach.
    »Ich fürchte, deine Komplizin muß genau wie du für ihre Untaten geradestehen. Ihr bedrohtet viele unschuldige Menschen.« Immer noch lächelte Jai sanft und bedauernd.
    In diesem Augenblick begann der dicke Nebel, in den Jais Kräfte ihn gehüllt hatten, sich ein wenig zu lichten, und Chaz erkannte das volle Ausmaß ihrer Situation. Die Reaktion darauf setzte unmittelbar ein. Etwas explodierte in ihm, und er wurde zum Berserker.

 
15.
     
    Chaz wurde jedoch nicht zum Berserker lediglich physischer Art. Dafür war der Stau, der sich in ihm sein Leben lang gesammelt hatte, zu gewaltig.
    Alles, worunter er gelitten hatte, kam mit einemmal an die Oberfläche. Die Scheinheiligkeit und das Pharisäertum seiner Tante und Kusinen, die unerträgliche Enge der Straßen und Gebäude unter der Kuppel, die Unterdrückung einer Rasse, die mit den Händen im Schoß auf ihr Ende wartete. All das, einschließlich seiner seelischen Einsamkeit, seiner Rebellion gegen die herrschenden Zustände und schließlich das einzige Plus in seinem Leben, die Liebe Eileens, des Mädchens, das Jai mit Chaz dem aufgebrachten Mob auf der Straße zur Lynchjustiz ausliefern wollte, neutralisierte nun Jais Bann und führte zum Ausbruch, zur Explosion.
    Chaz griff nach der Masse auf der Erde, wie er sie gefunden hatte, als er jenseits des Pluto nach ihr getastet hatte, um zu Eileen zurückzukehren. Er berührte sie und holte sich Kraft von ihr. Mit dieser Kraft befreite er sich aus dem Bann der Hoffnungslosigkeit, in dem Jai ihn gefangenhielt. Es hatte nicht mehr viel gefehlt, und er hätte sich wie ein Schaf zur Schlachtbank führen lassen.
    Sein Kopf wurde klar, und mit einemmal lag alles wie ein offenes Buch vor ihm, und das, was er tun mußte, schien ihm leicht.
    Ohne den Schlaksigen zu beachten, der erneut den Strahler auf ihn gerichtet hielt, erhob er sich von seinem Stuhl – doch diesmal waren es die anderen, die sich scheinbar im Zeitlupentempo bewegten, als sie ihn zurückhalten wollten – und schritt auf den Tisch mit den Aufnahmegeräten zu. Er schob den Kameramann zur Seite und sprach direkt ins Mikrophon.
    »Roter Stromer!« befahl er. »Zünde sofort die anderen Sprengkörper. Alle!«
    Er hörte seine Stimme aus dem Bild zwischen den Antennen dröhnen und sah den Schlaksigen, der mit der Waffe nun fast direkt vor seinem Gesicht herumfuchtelte.
    »Machen Sie kein Theater!« knurrte Chaz. »Ich weiß genau, daß Sie den Befehl haben, nicht zu schießen, sonst würde ja der Mob um sein Vergnügen gebracht.« Er schob nun auch den Bewaffneten zur Seite und sprach erneut ins Mikrophon.
    »Tut mir leid, Leute«, wandte er sich an die Bevölkerung des Chicagoer Sterilgebiets. »Aber ihr müßtet euch ohnehin bald mit der Seuche abfinden. Immer mehr Bürger werden ausgestoßen. Was glaubt ihr, wie lange es noch gedauert hätte, ehe sie von selbst auf die Idee gekommen wären, die Sterilgebiete zu sabotieren?«
    Er drehte den
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