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Das Meeresfeuer

Das Meeresfeuer

Titel: Das Meeresfeuer
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sahen Ben an, der
so leise hinter ihnen aufgetaucht war, daß sie ihn nicht gehört
hatten. Der spöttische Blick, mit dem er Juan maß, machte klar,
daß er zumindest einen Teil ihres Gespräches mit angehört
hatte. »Wie meinst du das?« fragte Mike.
»So wie ich es sage«, antwortete Ben. »Warum eigentlich? Ich
meine, die Tatsache, daß Winterfeld uns seinerzeit gehen ließ,
verpflichtet uns doch nicht automatisch, die Welt jetzt vor
diesem Verrückten in Schutz zu nehmen, oder? Im Grunde geht
uns die Sache nichts an. Es ist nicht unsere Schuld, wenn er sich
mit der ganzen Welt anlegt. Wir könnten einfach unserer Wege
gehen. Irgendeiner wird ihn schon erwischen. « »Ja«, sagte
Juan. »Und diese Art zu denken ist genau der Grund, aus dem
die Welt so ist, wie sie ist. « »Was gefällt dir daran nicht?«
stichelte Ben. »Kriege hat es immer gegeben, und es wird sie
immer geben. Und–«
Falls ihr irgendwann einmal damit fertig werdet, über den
Sinn des Lebens zu philosophieren, könntet ihr mal nach vorne
kommen, flüsterte eine Stimme in Mikes Gedanken und ließ ihn
zusammenzucken. Es war nun ein gutes Jahr her, daß der Kater
an Bord gekommen war, aber es gab wohl Dinge, an die man
sich nie gewöhnen konnte
– und ein intelligenter, einäugiger
Kater, der Gedanken lesen konnte, gehörte eindeutig dazu.
»Astaroth hat etwas entdeckt«, sagte er. »Kommt mit. « Ben
und Juan hörten sofort auf zu streiten und folgten ihm.
Unterwegs schlossen sich ihnen auch Singh und Chris an, so
daß sie alle gemeinsam am Bug der NAUTILUS eintrafen.
Astaroth war noch ein Stück weitergelaufen, als es ihnen
möglich war, und hockte auf dem gezackten Rammsporn, der
den Bug des Tauchbootes noch einmal um gute zehn Meter
verlängerte. »Was soll da sein?« fragte Ben. »Ich sehe nichts. «
Da draußen, antwortete Astaroth. Jemand ist dort draußen.
Ein Mensch. Vielleicht zwei. Ich bin nicht sicher.
Da Mike der einzige war, der die lautlose Stimme des Katers
verstehen konnte, teilte er den anderen mit, was Astaroth ihm
gesagt hatte. Einige Sekunden lang starrten sie alle gebannt in
die Dunkelheit vor dem Bug der NAUTILUS hinaus, aber auch
Mike und den anderen erging es nicht besser als Ben zuvor.
Zumindest so weit sie sehen konnten, war der Ozean
vollkommen leer. »Der Kater spinnt!« sagte Mike schließlich.
»Da ist gar nichts. Außerdem hätten es die Ortungsgeräte
gezeigt. Es gibt im Umkreis von fünf Meilen kein Schiff. « Es
ist mir egal, was eure komischen Apparate behaupten, antwortete Astaroth in leicht beleidigtem Ton. Dort draußen ist
jemand. Gar nicht weit. Aber etwas... stimmt nicht mit ihm.
»Was stimmt nicht mit ihm?« erkundigte sich Mike. Mit
seinen Gedanken, antwortete Astaroth. Sie sind so ... so wirr.
Nicht daß das bei euch Menschen etwas Außergewöhnliches
wäre. Aber in seinem Kopf herrscht noch mehr Durcheinander
als in euren Köpfen. Ich glaube, er ist krank.
Mike bedachte den Kater mit einem angemessen bösen Blick,
gab das Gehörte aber doch rasch an die anderen weiter. Singh
blickte nur noch einen Moment in die Dunkelheit hinaus, dann
wandte er sich um und rannte im Laufschritt zurück zum Turm.
Nicht einmal zwei Minuten später konnten sie hören, wie die
Maschinen der NAUTILUS tief unter ihren Füßen zu rumoren
begannen. Das Schiff hob sich weiter aus dem Wasser, und
dann flammten zwei riesige Scheinwerfer an seinem Bug auf,
die wie leuchtende, halb meilenlange Finger in die Nacht
hinaustasteten.
»Da!« Juan schrie auf und deutete nach rechts. »Seht doch!«
Das Licht des Scheinwerfers hatte ein winziges Boot erfaßt,
das in einer Entfernung von zwei- oder dreihundert Metern von
der NAUTILUS auf den Wellen trieb. Es hatte kein Segel und
auch sonst keinen sichtbaren Antrieb, und sie konnten auch
keine Spur einer Besatzung erkennen, aber es war da, ganz wie
Astaroth gesagt hatte.
Langsam nahm die NAUTILUS Fahrt auf und glitt auf das
kleine Boot zu. In dem Schiff rührte sich nichts, obwohl es jetzt
von beiden Scheinwerfern erfaßt und in gleißende Helligkeit
getaucht war. Mike war nicht sehr wohl dabei – in der Nacht
mußte das Licht meilenweit zu sehen sein. Ganz bestimmt
waren sie in diesem Moment bereits entdeckt worden.
Es dauerte einige Minuten, bis Trautman das riesige Schiff
behutsam neben das kleine Boot bugsiert hatte, so daß sie
endlich einen Blick in sein Inneres werfen konnten. Mike
erschrak, als er die gekrümmte Gestalt sah, die auf dem nackten
Holz
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