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Das Meer in deinem Namen

Das Meer in deinem Namen

Titel: Das Meer in deinem Namen
Autoren: Patricia Koelle
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gerne ansehen, wenn sie fertig ist.“
    „Wunderbar.“ Elisa steckte die Papiere ein. „Schön, dass du bleibst, Carlotta. Naurulokki ist in guten Händen. Feine Sache. Bis dann.“
    „Bettzeit, Anna-Lisa!“ Jakob stand auch auf, streckte die Hand nach seiner Tochter aus.
    Auf einmal war es ruhig. Nur Myra blickte noch gedankenverloren in ihr Weinglas, und Thore verstaute die Kopien von Elisas Verträgen in seiner Aktentasche. Carly stellte leere Gläser in die Spüle, als ihr Handy klingelte.
    „Entschuldigung. Ich muss kurz raus, der Empfang … bin sofort wieder da.“
    Sie lief hinaus an die Hausecke, wo der Empfang erfahrungsgemäß am besten war.

    „Ralph! Floh! Stell dir vor ...“
    „Ich weiß es schon“, unterbrach Ralph sie. „Herzlichen Glückwunsch! Genau das Richtige für dich.“
    „Ja, ist das nicht fantastisch? Wo bist du überhaupt?“
    „In einem Hotel in Dänemark. Ein Sturm hat unser Zelt weggefegt. Hör mal. Ich habe Tante Alissa angerufen, da hat sie mir erzählt, dass sie Naurulokki gekauft hat. Ich freue mich riesig für dich. Aber bei der Gelegenheit konnte ich sie noch etwas fragen, was mir die ganze Zeit im Kopf herumgegangen ist. Ich kam nur nicht drauf. Du wirst staunen.“ Er räusperte sich.
    „Nun mach’s nicht so spannend, Floh.“
    „Badonin! Der Name ging mir nicht aus dem Kopf. Den hatte ich irgendwo schon gehört oder gelesen. Gestern erst fiel es mir ein, mitten im Sturm. Kannst du dich erinnern, wie wir im Familienstammbaum nach Kapitänen oder Fischern gesucht haben, um uns die Sehnsucht nach dem Meer zu erklären? Und wie Tante Alissa böse wurde und uns den wegnahm, weil sie Angst hatte, wir fänden welche und würden verlangen an einen Strand zu dürfen?“
    „Ja ... und?“
    „Ich habe sie gebeten, mir den zu faxen. Sie hat noch ein paar andere Papiere mitgeschickt, die dabei waren, ungelesen. Es stellte sich heraus, dass unsere Großmutter die Ahnentafel aufgezeichnet hat. Alissa hat sich nie damit beschäftigt. Du weißt ja, sie interessiert sich nur für die ganz alten Sachen. Und weißt du was?“
    „Nun spuck es schon aus.“
    „Unser Opa Maruhn, der Vater von Alissa und unserer Mutter. Der, der keine Kinder mochte und ein eitler Casanova war …“
    „Was ist mit ihm?“
    „Der hieß ursprünglich gar nicht Maruhn. Der kam nach Berlin und heiratete Inge Maruhn, die Tochter eines angesehenen Portraitfotografen, der einen Nachfolger für sein Fotostudio suchte. Die einzige Bedingung war, dass er ihren Namen annahm. Und das schien dem Schlawiner erstaunlich recht zu sein. Da er so eitel war, besaß er offenbar eine Begabung dafür, auch die Eitelkeit anderer ins rechte Licht zu setzen. Er wurde ein sehr guter Portraitfotograf und außerdem ein gerissener Geschäftsmann. Er und sein Schwiegervater brachten das Studio über den Krieg und waren danach noch lange erfolgreich. Hendrik Maruhn war ein gefragter Mann im Wirtschaftswunder.“
    „Ja, und? Was willst du mir mit all dem sagen?“
    „Der Knaller kommt jetzt. Weißt du, wie er vorher hieß?“
    „Ralph! Woher um Himmels willen soll ich das wissen, und warum ist das wichtig?“
    „Badonin!“, sagte Ralph triumphierend in den Hörer.
    „Badonin …?“ Carly begriff nicht.
    „Er hieß Badonin! Verstehst du nicht? Hennys Vater! Der, auf den Myra sauer ist, weil er, wie Synne erzählte, abgehauen ist, als Hennys Mutter starb, und sein Baby zurückließ. Hennys Vater und unser Großvater sind ein und derselbe Mann! Was sagst du jetzt?“
    Carly versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    „Unsinn. Der ist doch im Krieg gefallen.“
    „Falsch. Man hat angenommen , dass er im Krieg umgekommen ist. Das war ein Gerücht. Ein bequemes noch dazu.“
    „Das kann nicht sein.“
    „Was glaubst du wohl, wie viele Badonins es gibt, die 1933 in Berlin aufgetaucht sind? Außerdem muss sie wohl nach ihm benannt worden sein. Hendrik – Henrike. Das ist niemals ein Zufall. Du kannst ja noch Erkundigungen einziehen, wenn du mir nicht glaubst.“
    „Dann ist ... dann bin ... dann sind wir also mit Henny verwandt?“
    „Sieht so aus. Tolles Ding, oder? Du, ich muss Schluss machen. Ich melde mich wieder.“
    „Floh, warte, danke, dass du das herausgefunden hast! Wann kommst du?“
    „Wir fahren jetzt nach Berlin. Ich will erst mal in die Hauswartwohnung ziehen. Und dann komme ich dich besuchen, wenn sich alles beruhigt hat und ich einen Job gefunden habe. Es geht mir prima, also keine Sorge! Ich bereue
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