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Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Autoren: David Macinnis Gill
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hinter mir her, während ich mich in Richtung Ausgang taste. Schließlich finde ich eine trockene Stelle, auf der ich Halt finde, und ziehe sie vorsichtig aus der Nährlösung, erleichtert, dass die Flüssigkeit so schnell trocknet.
    Dann hebe ich Vienne auf meine Arme und trage sie hinaus. Hinter mir lassen die Sandflöhe ein Brummen hören. Es ist ein Geräusch, das Wohlbehagen verkündet. So, als hätten sie gerade ein köstliches Mahl genossen. Ich stelle Vienne auf die Füße und untersuche sie flüchtig. Ihr Stiefel ist blutgetränkt, und sie friert. Ich ziehe sie an mich und versuche, sie zu wärmen.
    »Mimi, wie ...«
    »Immer noch unter Schock, aber stabil. Du musst sie auf die Krankenstation bringen.«
    »Kannst du der Rüstung sagen, sie soll ihren Körper wärmen oder so etwas? Sie ...«
    Dann höre ich ein Klappern, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es ist das unverkennbare Geräusch von Klauen auf Stein. Ich bin vor Angst wie erstarrt, mein Hirn verkrampft vor Panik. Meine Füße treten, versuchen, meinen Körper zu bewegen, aber es ist, als wäre ich wieder in dem Bohnenstangenfahrstuhl – ich kann mich nicht rühren.
    Die Sandflohkönigin huscht aus dem Vorraum, gefolgt von einem Heer aus Drohnen. Langsam, unerträglich langsam, umzingeln sie uns.
    »Du hast einen Panikanfall, Cowboy. Atme!«, beschwört mich Mimi, aber es ist zwecklos. Ich kriege keine Luft mehr.
    Sie klicken im Chor mit ihren Mandibeln. Aber sie schreien nicht. Die Königin trippelt näher heran, bis sie direkt vor meinen Füßen steht. Das Messer, das ich geworfen habe, steckt immer noch in ihrer äußeren Hülle, und sie reckt sich auf allen acht Beinen empor, bis sie mir bis zum Knie reicht.
    Sie neigt mir die Panzerung entgegen, und ich strecke die Hand aus und ziehe das Messer heraus. Die Königin schnattert, sinkt zurück auf den Boden, und überall um uns herum folgen die anderen Sandflöhe ihrem Beispiel.
    Da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll, lege ich meine beiden Mittelfinger an die Stirn und verbeuge mich. Sie summen erfreut, und die Königin trippelt davon. Die Drohnen folgen ihr im Gänsemarsch, als sie in einem dunklen Tunnel verschwindet.
    Erschöpft sinke ich auf den Boden und schnappe keuchend nach Luft. Ich zitterte immer noch.
    »Mimi«, sage ich, »was muss ich tun? Was ist richtig?«
    »Richtig oder falsch, du hast in diesem Moment keine Wahl«, antwortet sie. »Aber wenn wir ein moralisches Urteil fällen wollen, hast du das Richtige getan.«
    »Ich wusste nicht, dass man dich darauf programmiert hat, moralische Urteile zu fällen«, sage ich und nehme Vienne auf die Arme.
    »Das war ich nicht«, erwidert sie. »Aber ich bin imstande zu adaptiver Selbstprogrammierung. Genau wie du.«
    »Danke«, sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt. Und was hätte es auch genützt? Sie kann so oder so in meinem Geist lesen wie in einem Buch, und sie weiß, was sich in meinem Herzen regt.

KAPITEL ∞
    I N DER N ÄHE VON A USSENPOSTEN T HARSIS Z WEI ,
T HARSISEBENE
A NNOS M ARTIS 238. 7. 13. 11:59
    Die Straße wickelt sich wie ein Draht von einer Spule in Richtung Olympus Mons und seiner Brüder ab, einer Familie aus Vulkanen, Tausende von Kilometern vom Höllenkreuz entfernt. Als ich das Schild einer Tankstelle sehe, nehme ich Gas weg und lasse das Schneemobil an einer der Zapfsäuleninseln ausrollen. Alle Schilder der Tankstelle sind in Bischofslatein beschriftet, alle Preise durchgestrichen. Vor und hinter uns liegt eine pockennarbige Landschaft, geformt von Lava. Der Himmel ist dunkel, die Wolken hängen tief und treiben schnell und zürnend dahin, und ich frage mich, ob es das war, was die Erdenleute gesehen hatten, als sie mit der Besiedelung des Planeten begannen.
    Mein Schneemobil ist ebenso wie ich mit Staub verklebt, und als Vienne vom Sitz gleitet und sich den Schmutz von ihrem Minenarbeiteroverall schlägt, sehen wir im steifen Wind wie kreiselnde Staubteufel aus. Vienne löst den Riemen ihres Helms und schüttelt das Haar aus.
    »Den solltest du lieber nicht abnehmen«, sage ich. »In dieser Gegend könnte es Kopfgeldjäger geben, und auf deinen hübschen Kopf ist eine Prämie ausgesetzt.«
    »Falls es in dieser gottvergessenen Wildnis irgendwelche Kopfgeldjäger gibt, sollten die Angst vor mir haben, nicht umgekehrt.« Sie geht an der Tankwartin vorbei, einer gekrümmten alten Frau in einem ramponierten, blauen CorpCom-Overall.
    »Mimi?«
    »Ich empfange nur drei Biosignaturen,
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