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Das Maedchengrab

Das Maedchengrab

Titel: Das Maedchengrab
Autoren: Nadja Quint
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mit seiner Mutter gekämpft, als ginge es um sein eigenes Leben. Und die Schwarze Marjann hat die Mädchen getötet, weil sie wütend auf sie war! Und eifersüchtig ...« Fines Stimme brach, in ihren Augen standen Tränen, sie hatte sich in Rage geredet.
    »Danke, Fräulein Aldenhoven« Der Wachleiter legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Wir glauben Ihnen, aber wir mussten diese Fragen so stellen. Im Übrigen hat Johannes Kürten umfänglich ausgesagt. Er konnte sogar beweisen, dass er zum Zeitpunkt von Elisabeth Breidbachs Tod tatsächlich schon auf dem Weg nach Amerika war. Dafür gibt es Zeugen.«
    Fine senkte verwirrt den Kopf. Etliche Augenblicke schwieg sie, dann meinte sie leise: »Aber Hannes wird in Belgien von der Polizei gesucht. Das hat die Schwarze Marjann gesagt.«
    »Das wissen wir längst, Fine.« Gerd nickte ihr freundlich zu. »Wir waren auch einige Male in Marjanns Haus, als sie nicht da war. Doch sein Versteck haben wir nicht entdeckt. All das durfte ich dir nicht sagen. Niemand im Dorf sollte davon wissen, denn dann wäre Hannes ja gewarnt gewesen.«
    Fine blickte erstaunt auf. »Was hat er denn überhaupt begangen?«
    »Er hat alles umfänglich gestanden«, entgegnete Hauptmann Schmitz. »Darum kann er Ihnen selbst sagen, womit er sich strafbar gemacht hat.«
    »Also darf ich jetzt zu ihm?«
    Der Wachleiter schüttelte den Kopf. »Nicht so eilig, Fräulein Aldenhoven. Da ist noch ein anderer Herr, der mit Ihnen sprechen möchte.«
    »Ein anderer Herr?«
    »Ja«, sagte Gerd. »Nämlich der Lohbauer. Er hat gestanden, dass er tatsächlich eine Liebschaft mit Bärbel hatte. Dafür wird der Richter ihn zu einer hohen Geldstrafe verurteilen. Und nun möchte er dir persönlich noch etwas sagen.«
    Gerd öffnete die Tür zum Nebenraum. Der Lohbauer kam auf Fine zu. Im ersten Moment erstarrte sie, so sehr musste sie an die schlimme Begebenheit auf dem Rückweg von der Hochzeit denken. Erst dann sah sie, dass dem Bauern die Tränen über beide Wangen liefen – vor Rührung und vor schlechtem Gewissen.
    »Ich möchte mich von Herzen bedanken«, brachte er hervor, während er mit beiden Händen ihren Arm schüttelte. »Und natürlich entschuldigen für den Schrecken, den ich dir eingejagt habe. Aber das soll nicht alles sein, Fine. Ich will dir meine tätige Reue zeigen. Wenn du einen Wunsch hast, dann nur heraus damit.«
    Fine verstand nicht gleich, so sehr verwirrte sie alles. Erst als Hauptmann Schmitz es ihr erklärte, begriff sie: Der Lohbauer wollte ihr einen größeren Geldbetrag schenken.
    »Eure Taler nehme ich nicht, Herr Bauer«, meinte sie nach kurzem Überlegen. »Aber Ihr könnt meinem Bruder und mir einen großen Gefallen tun.«
    »Und welchen? Sprich nur, Kind.«
    Da straffte sie die Schultern und brachte klar hervor: »Ihr könnt unser einstiges Elternhaus kaufen und es gut instand halten. Derzeit brauchen wir es noch nicht. Aber wenn mein Bruder oder ich einen eigenen Hausstand gründen, so sollt Ihr es uns zu einem günstigen Zins überlassen.«
    Der Lohbauer versprach, den Wunsch gern zu erfüllen. Auch Hauptmann Schmitz und Gerd zeigten sich von Fines Vorschlag angetan. Man entließ sie aus der Vernehmung und führte sie zu Hannes in den Zellentrakt.
    »Wie geht es dir?« Hannes trat nah an die Gittertür.
    »Das sollte ich wohl eher dich fragen«, entgegnete Fine, »denn ich bin frei und du bist gefangen, obwohl du mir das Leben gerettet hast.«
    »Es ist nur recht, dass ich einsitze«, antwortete er freimütig. »Und ich werde es auch noch eine ganze Weile tun, aber in Belgien, denn dorthin werde ich morgen überstellt. Aber ich habe alles gestanden. Und dass ich dir das Leben retten konnte, wird meine Strafe mildern.«
    Er erzählte, wie er in Portland in schlechte Kreise geraten und zum Betrüger geworden war. Unwissende Bürger überließen ihm ihr Geld im Glauben, er lege es im Eisenbahnbau für hohe Zinsen gut an. Stattdessen verprasste er es in Spielhöllen. Nachdem die Polizei ihm auf den Fersen war, floh er nach Belgien, doch auch dort betrog er die Leute, denn er konnte vom Glücksspiel nicht lassen. Nur manchmal, wenn es zu brenzlig wurde, trat er durch die dichten Wälder den Rückzug über die Grenze an und suchte für einige Tage in Marjanns Haus nach Unterschlupf. Doch immer wieder kehrte er nach Belgien zurück. Denn dort hatte er seine große Liebe gefunden, ein Mädchen namens Yvonne.
    »Und von all dem habe ich nichts bemerkt«, wunderte Fine
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