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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Romantik.«
    Mendy hat sich gerade wieder in die Arbeit vertieft, als der Klingelton ihres Handys sie aufschreckt. Ein Anruf von der Bank Nummer eins in Deutschland! Sie kann es kaum glauben. Ihre Bewerbungsunterlagen liegen schon eine gefühlte Ewigkeit dort.
    Zwei Minuten später stürzt sie hinaus in die Gaststätte. Mehr als die Hälfte der Tische ist jetzt besetzt, und entsprechend groß ist der Lärm. Inzwischen sind noch eine weitere Kellnerin und ein Küchengehilfe eingetroffen. Sie flitzen zwischen den Gästen hin und her wie Bienen auf einer Blumenwiese. Peipei geht gerade auf die Durchreiche zu, um zwei weitere Gerichte, die Tubai dorthin gestellt hat, zu übernehmen. Ihr Kopf ist zur Seite geneigt, und sie wirkt etwas schlapp. Als Mendy sie plötzlich von hinten umarmt, erschrickt sie und dreht sich hastig um.
    »Hör mal! Ich krieg die Stelle bei der Bank. Nächsten Monat, wenn die Abteilungsleiterin aus dem Skiurlaub wieder da ist, wird der Arbeitsvertrag unterzeichnet! Dann ist es vorbei mit dem Studentenleben und dem Kellnern!« Vor Freude gibt sie der Freundin einen Kuss.
    »Du lieber Gott! Kaum bist du mit dem Studium fertig, hast du auch schon eine Stelle. Du bist ein Glückspilz, eine echte Karriererakete«, sagt Peipei und lächelt leicht verkrampft. Sie pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wischt sich mitdem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Gib eine Party! Wir müssen deinen Erfolg feiern. Aber mach bitte die Korrektur fertig, bevor ich zusammenklappe. Ich bin heute nicht auf der Höhe. Ich glaube, der Stress mit der Uni hat meinen Hormonhaushalt total durcheinandergebracht.«
    »Ich werde durch dein Manuskript rasen wie ein Taifun«, sagt Mendy und streichelt der Freundin über den Rücken. »Aber vorher helfe ich dir noch ein bisschen, okay?« Ohne auf eine Antwort zu warten, geht sie ins Restaurant und sammelt das benutzte Geschirr ein. Sie ist so aufgekratzt, dass sie sich ein Mal um die eigene Achse dreht, bevor sie den Tellerberg ablädt, und ein Messer segelt durch die Luft in Richtung der Durchreiche. Mendy stößt vor Schreck einen kleinen Schrei aus, aber Tubai hebt einfach die Hand und fängt das fliegende Messer ein. Schon hüpfen die schmutzigen Teller in die Spülmaschine.
    »Mit der Messernummer kannst du im Nationalzirkus auftreten«, sagt Mendy.
    »Aber nur mit dir«, lächelt Tubai. Sobald der junge Mann mit Mendy allein ist, legt er seine Schweigsamkeit ab. Ja, er bemüht sich sogar, sie ein bisschen länger in seiner Nähe zu halten.
    Mendy grinst und tut so, als wollte sie gehen. Aber als Tubai sich wieder zur Maschine hinunterbeugt, greift sie sich plötzlich zwei Gläser, die auf der Durchreiche stehen, und wirft sie in Richtung des jungen Mannes. »Fang!«, ruft sie laut.
    Tubai richtet sich auf und fängt die Gläser aus der Luft wie ein Adler zwei Tauben. Allerdings muss erdafür das Besteck, das er gerade in der Hand hält, loslassen. Ein lautes Klirren ertönt. Während Mendy Mund und Nase aufsperrt, brüllt plötzlich Koch Lin aus dem Hintergrund: »Drei Gerichte dampfen hier wie heißer Teufelsatem. Habt ihr die Augen in eurer Unterwäsche versteckt?«
    Mendy wird rot. Sie schiebt verlegen die Zunge zwischen die Lippen, greift nach den dampfenden Tellern und bringt sie den Gästen.
    Um kurz vor halb vier ist das Restaurant, abgesehen von einem Gästepaar, leer. Peipei hat sich an den Tisch für das Personal hinten neben der Küche gesetzt und isst jetzt auch ihr Mittagessen. Um halb vier wird das Restaurant für zwei Stunden schließen. In der Küche scheppert es noch, aber das ist nur Tubai. Koch Lin hat sich längst die Hände gewaschen und rührt nichts mehr an. Als er gerade die Schürze ablegen will, sieht er zufällig, dass der Besitzer des Restaurants von der Straße hereinkommt. Sein Gesicht verfinstert sich. Er senkt den Kopf und beginnt, ein paar Sachen zum Kühlschrank zu tragen.
    Peipei, die eben noch den Kopf hängen ließ, ist sofort wachsam wie eine Katze. Sie legt die Stäbchen beiseite und steht auf. »Hallo, Boss Guan, welcher günstige Wind hat dich hierhergeweht?«, sagt sie, während ihre Hände die Frisur zurechtrücken.
    »Du arbeitest heute? Was macht denn Mendy? Faulenzen?« Boss Guan scheint überrascht.
    »Sie ist im Büro. Hat etwas Dringendes zu erledigen«, erklärt Peipei und macht einen Schmollmund.»Warum fragst du nicht, wie es mir geht? Wir haben uns lange nicht gesehen.« Sie steht mit dem Rücken zur Küche,
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