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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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Welt vorgeht, auch noch etwas anderes zu bieten hat?«
    Einen Augenblick lang sah er sie nachdenklich an. »Doch«, meinte er dann entschieden, »ich könnte jetzt noch ein schönes saftiges Schinkenbrot essen.«

    »Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die zwischen Ferienanfang und Ferienende«, behauptete Melanie, als sie am ersten Tag des neuen Schuljahres den Staub von der Mappe bürstete. »Und nun auch noch elfte Klasse, in der wir den ganzen Mist der vergangenen sechs Jahre wiederkäuen. Ist doch absoluter Schwachsinn!«
    »Den Rest kriegst du auch noch herum«, tröstete Florian, »denn nicht für die Schule lernen wir …«
    »… sondern für die Katz’. Spar dir doch diese abgedroschenen Weisheiten! Was ich später mal werden will, weiß ich noch nicht, aber bestimmt nichts mit Mathe und Physik. Und wie sieht diese blöde reformierte Oberstufe aus? Mathe kannste nicht mehr abwählen, und Physik ist jetzt Hauptfach. Da weiß ich doch heute schon, dass ich einfahre.«
    Tobias hatte einen Vorschlag: »Du kannst doch Pfarrersfrau werden. Da musst du bloß einen Tag in der Woche arbeiten, und am Sonntagmorgen gibt es sowieso nichts im Fernsehen.«
    Das ausbrechende Gelächter dämpfte Florian mit der Überlegung, dass Geistliche es heutzutage viel schwerer hätten als in früheren Jahren. Sie müssten nach wie vor die Sünde bekämpfen, wüssten aber schon nicht mehr, was überhaupt noch darunter fällt.
    »Jetzt macht endlich, dass ihr rauskommt!« Wahllos stopfte Tinchen Butterbrotpakete in die Schultaschen, verteilte Kleingeld für die Pausenmilch, zog den Reißverschluss an Tobias’ Anorak zu und erinnerte Rüdiger an seinen Termin beim Augenarzt. Dann schob sie die ganze Meute zur Tür hinaus. »Bin ich froh, dass wieder ein normales Leben anfängt!«
    Vor einer Woche hatte Martha das Regiment in der Küche übernommen. Frau Künzel brauchte nur noch vormittags zu kommen, und sogar Oma Gant war zurückgekehrt. Vorzeitig. Nach einem Monat hatte sie die Kur eigenmächtig abgebrochen, »weil da wäre ich sonst verhungert«. Der Arzt hatte sie auf Diät gesetzt und ihr darüber hinaus Appetitzügler verordnet. »Erst hab’ ich die Pillen ja jenommen, aber denn hatte ich überhaupt nie nich mehr Hunger und denn hab’ ich se ins Klo jeworfen. Nu hatte ich wieder Appetit, aber nischt zu essen. Und bei so was soll man nu jesund werden.«
    Jetzt hätte sich Florian ungestört der Renovierung des Gartens widmen können, er hatte nur keine Lust dazu. »Ich weiß endlich, wie man die vier Jahreszeiten zu definieren hat: Umgraben, Säen, Mähen und Zusammenharken«, hatte er gestöhnt und aus der hintersten Ecke des Weinkellers, wo die ganze edlen Tropfen lagerten, eine Flasche mit dem edelsten geholt. Dann hatte er Blumen gekauft, weil die Produkte seiner eigenen Züchtung dem Auge des Fachmannes nicht standgehalten hätten, und war zu Kreuze gekrochen. Frau Luise Biermann hatte Nelken sowie Handkuss schweigend entgegengenommen und ebenso schweigend die Tür zum Wohnzimmer geöffnet, wo Herr Biermann im Unterhemd saß und Briefmarken sortierte.
    »Guten Tag, Herr Biermann«, sagte Florian, während er die Flasche aus dem Osterpapier wickelte, »ich habe mir gedacht, dass wir die Pulle hier gemeinsam austrinken und uns dabei wie vernünftige Menschen unterhalten. Ich gebe ja zu, dass ich …«
    »Wein trinke ich nie. Nur Bier und Klaren.«
    Damit hatte Florian nicht gerechnet. Diese strikte Ablehnung brachte sein ganzes Konzept durcheinander. Er hatte vorgehabt, Herrn Biermann so nach und nach den Inhalt der Flasche einzutrichtern, sich selbst, wenn auch schweren Herzens, mit nur einem einzigen Glas zu begnügen und abzuwarten, wann sich der Alkohol auf Herrn Biermanns Versöhnungsbereitschaft auswirken würde. Zur Sicherheit hatte er eine zweite Flasche, allerdings etwas minderer Qualität, im Wagen.
    Herr Biermann zeigte sich wenig kooperativ. »Jetzt geht Ihnen wohl der Arsch auf Grundeis?«
    Und wie!, dachte Florian, spielte den Ahnungslosen, fragte höflich: »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Tun Sie doch nicht so! Sie verstehen ganz genau! Zählen habe ich schon immer gekonnt, und die sechs Monate, wo die Frau Professor abwesend ist, sind bald rum. Nun stehn Sie auf’m Schlauch! Abends bin ich ja manchmal durch die Händelstraße gegangen und habe mir angesehen, was Sie aus dem gepflegten Garten gemacht haben. Um das so hinzukriegen, muss schon ein Volltrottel kommen.«
    Florian
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