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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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scheußliche Brille über Bord zu schmeißen. Jetzt weiß ich auch, warum diese Dinger Kontaktlinsen heißen! Sylvie hat endlich angebissen. Nächste Woche gehe ich mit ihr zu dem Openair-Konzert nach Mannheim!«
    Nach einem letzten Blick auf das makellos aufgeräumte Schlafzimmer schloss Tinchen die Tür. Schluss mit finnischer Birke, ab morgen würde sie wieder in Kiefer furniert schlafen.
    Auf der Treppe kam ihr Florian entgegen. Stolz schwenkte er seine Blumen. »Sehen die nicht prächtig aus?«
    Das fand Tinchen nun gar nicht. »Weiße Nelken? Wir gehen doch zu keiner Beerdigung.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Außerdem waren sie billig. Ich muss mich daran gewöhnen, dass ab morgen wieder der Rotstift regiert. Die Zeiten des gehobenen Lebensstandards sind vorbei.«
    »Tut es dir Leid?«
    »Ja und nein. Natürlich trinke ich lieber Beaujolais statt Kellergeister, und Steak schmeckt auch besser als Buletten, aber sie werden dir wenigstens nicht mehr anbrennen«, schmunzelte er. »Kochen hast du wirklich prima gelernt. Andererseits bin ich froh, wieder in einen überschaubaren Haushalt zu kommen und Artikel über Briefmarkensammler zu redigieren, statt Hemden zu bügeln. Das blaue habe ich übrigens weggeschmissen. Das Brandloch war doch ein bisschen zu groß.«
    Sie gab ihm einen Kuss. »Jetzt fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Ich hab’ nämlich geglaubt, du würdest dich von diesem ganzen Luxus hier nur schwer trennen.«
    »Irrtum! Den größten Luxus nehme ich ja wieder mit. Dich! Und jetzt zieh dich um, in einer halben Stunde müssen wir zum Flugplatz!«
    »Ich sehe noch in der Küche nach, ob alles in Ordnung ist.« Da saß Marthchen und hielt anklagend ihre eingegipste Hand in die Höhe. »Richtig operiert haben sie und gesagt, dass ich den Arm schonen soll. In drei Wochen muss ich zum Nachsehen, dann geht es vielleicht mit einer Binde, haben sie gesagt. Bloß was ich bis dahin machen soll, haben sie nicht gesagt.«
    »Schonen«, empfahl Tinchen. »Fahr nach Hannover.«
    »Das wird der Frau Doktor aber gar nicht recht sein.«
    »Es wird der Frau Doktor eben recht sein müssen. Und jetzt gehst du in dein Zimmer und legst dich noch ein bisschen hin. Vor zwei Uhr werden wir kaum zurück sein.«
    Brummelnd ließ sich Martha aus der Tür schieben, und im selben Augenblick fiel Tinchen ein, dass noch keine Kartoffeln geschält waren. Sie überlegte gerade, ob Nudeln nicht den gleichen Zweck erfüllen würden, als Florian, frisch gestriegelt und den Duft von Tinchens Arpège verbreitend, die Küche betrat.
    »Ein Glück, dass du schon fertig bist. Dann kannst du noch schnell die Kartoffeln schälen.«
    »Wer? Ich? Für elf Personen??«
    »Ich schicke dir Hilfe.« Sie lief von einem Zimmer zum anderen, fand aber deren Bewohner noch in den verschiedensten Stadien des Ankleidens. Melanie stand sogar erst unter der Dusche. Nur Urban war fast fertig. Er durchwühlte seinen Schrank nach einer Krawatte, fand aber nur den Bundeswehrschlips und warf ihn angeekelt wieder zurück.
    »Hier, nimm das Tuch«, sagte Tinchen, zog ihren Schal aus der Bluse und warf ihn Urban zu. »Und dann geh bitte sofort in die Küche. Florian ist schon unten.«
    »Gibt es einen Abschiedstrunk?« Hoffnungsvoll machte er sich auf den Weg.
    Als sie eine Viertelstunde später herunterkam, brach sie in schallendes Gelächter aus. Da saßen die drei Männer – Clemens hatte sich noch dazugesellt – um den Tisch, angetan mit der Sonntagsnachmittags-Ausgehkluft, und schälten um die Wette.
    »Lach nicht so blöd«, sagte Florian, »auch beim Kartoffelschälen muss man korrekt angezogen sein. Sie haben Augen.« Dann hielt er Tinchen den Topf entgegen. »Reichen die?«

    Aufgereiht wie die Orgelpfeifen standen sie auf der Aussichtsplattform und beobachtete die startenden und landenden Maschinen. Nur Rüdiger war unten geblieben, um im Viertelstundentakt die drei Groschengräber zu füttern. Damit war er hinreichend ausgelastet, denn natürlich hatten sie keine nebeneinander liegenden Parkplätze gefunden.
    Melanie hatte sich bei Florian eingehakt. »Vor einem halben Jahr haben wir auch hier gestanden, weißt du noch?«
    »Und ob! Diesmal brauchst du aber kein Taschentuch, nein?«
    »Und ob! Aber nicht zum Winken, sondern zum Heulen.«
    »Deine Mutter wird gerührt sein.«
    »Florian, du bist ein Esel! Die Wiedersehensfreude hält sich in Grenzen, zumindest was Mutter anbelangt. Aber mir wird ganz anders, wenn ich daran denke, dass ihr
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