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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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ist! Er zieht sich alte Kleider an, setzt einen Strohhut auf, hat in der einen Hand eine Heckenschere, in der anderen eine Bierflasche und sagt seinem Helfer, wo er graben soll. Und dafür kriegt er auch noch Geld.«
    Immerhin musste Florian zugeben, dass der Garten wieder diese Bezeichnung verdiente. Und zwei Tage vor dem Eintreffen der Amerikareisenden stellte Herr Biermann nach seinem letzten Rundgang fest: »Mehr war in der kurzen Zeit nicht zu schaffen, aber nun sieht er schon ganz ordentlich aus.« Dann ließ er sich sogar zu einem Lob herab. »Ich weiß überhaupt nicht, warum das alles so verkommen war, so untalentiert sind Sie doch gar nicht.« Bevor er ging, ermahnte er seinen Hilfsgärtner noch: »Übermorgen früh müssen Sie noch mal den Rasen mähen, und dann harken Sie auch gleich die Wege rundherum durch. Ich komme erst nächste Woche wieder, wenn die Frau Professor da ist.« Sprach’s, kassierte seinen Wochenlohn und schritt von dannen.
    Dank seiner permanenten Beschäftigung außerhalb des Hauses war Florian entgangen, was sich innerhalb desselben abspielte. Martha hatte Großreinemachen befohlen, obwohl das nach Tinchens Ansicht nun wirklich nicht nötig war und sie viel lieber mit dem Kofferpacken angefangen hätte, aber die Gardinen mussten abgenommen werden wegen des vielen Nikotins, das sich darin festgesetzt hatte – im Hause Bender wurde normalerweise kaum geraucht –, und dass bei dieser Gelegenheit auch die Schränke oben abgewischt und poliert wurden, verstand sich von selbst. Also turnte Tinchen die Leiter rauf und runter, wischte oben, Frau Künzel wischte unten, Martha begutachtete, fand immer noch etwas, das Frau Doktors Missbilligung hervorrufen könnte, und als sie am letzten Tag das Mittagessen auf den Tisch stellte, fiel ihr vor lauter Nervosität die Kartoffelschüssel herunter. Sie bekam einen Weinkrampf und lief in ihr Zimmer. Florian hinterher.
    »Martha, du spinnst!« Er drückte sie in den Sessel, sah sich nach etwas Stärkendem um, fand aber nur Oma Gants Pfefferminzlikör und goss ein viertel Wasserglas voll ein. »So, jetzt trinkst du das runter, dann legst du dich eine Weile hin, und danach reden wir mal miteinander.«
    Sie wollte aber jetzt schon reden. »Ach, Flori, die Zeit mit euch war so schön. Alle sind richtig aufgelebt, die Kinder waren viel mehr zu Hause aus früher, sie haben wieder gelacht, sie haben ihre Freunde mitbringen dürfen, sie sind wieder eine Familie geworden – und das alles hört nun auf. Ich habe mir schon überlegt, ob ich nicht doch zu Sophie ziehen soll. Wir haben uns nämlich gut verstanden, das hätte ich gar nicht geglaubt, und wo doch nun der Rüdiger auch bald mit der Schule fertig ist und die Melanie im nächsten Jahr in so ein feines Internat soll, da werde ich hier sowieso nicht mehr gebraucht. Sol sich doch die Frau Doktor eine Haushälterin suchen mit ausgebildeten Manieren, die den Kaffee nicht von der falschen Seite eingießt. Zum Umlernen bin ich zu alt.«
    »Du bist nicht alt, Marthchen, bloß Gisela ist eine dumme Gans. Aber die lernt ja auch nichts mehr dazu.« Zärtlich streichelte er über ihre faltigen Wangen. »Ich kann verstehen, wenn du diesen Zirkus hier nicht mehr mitmachen willst, denn anstrengend ist so ein großer Haushalt schon, das weiß ich jetzt selbst am besten, aber du solltest dir deinen Entschluss noch einmal reiflich überlegen. Wenn man wie du ein ganzes Leben lang bei derselben Familie verbracht hat, trennt man sich nicht so leicht. Wenn du erst einmal das Handtuch geworfen hast, kannst du nicht mehr zurück. Lass die Sache langsam angehen. Nimm bald deinen Urlaub, bleibe noch mal ein paar Wochen bei deiner Schwester, und dann wirst du besser beurteilen können, ob dir das auf die Dauer gefällt. Auf die Kinder brauchst du wirklich keine Rücksicht mehr zu nehmen. Sie werden über kurz oder lang ihre eigenen Wege gehen und sich einen Deibel darum scheren, wie du damit fertig wirst.«
    »Meinst du?«, fragte sie zaghaft.
    »Natürlich meine ich das. Kinder sind Leihgaben. Wir dürfen sie großziehen, uns mit ihnen herumärgern, wir dürfen sie lieben und Angst um sie haben, aber wenn wir uns endlich aneinander gewöhnt haben, ziehen sie aus, heiraten und kriegen selber welche. Und das ganze Spiel fängt von vorne an.«
    »Wenn man es so sieht, hast du natürlich Recht, Flori. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich sie vielleicht nie mehr wiedersehe …« Die Tränen rollten auf neue.
    Er nahm die
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