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Das Loch in der Schwarte

Das Loch in der Schwarte

Titel: Das Loch in der Schwarte
Autoren: Mikael Niemi
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Öyvinds Buch beschrieben, unter anderem, wie der Parthenontempel zusammenstürzt und »einen Athleten mit kaputten Zähnen« tötet. Es stellte sich heraus, dass eines der Todesopfer der finnische Hockeynationalspieler Juhani Mäkinen war, der sich unter den Touristen befunden hatte, zusammen mit der kanadischen Balletttänzerin, mit der er momentan liiert war.
    Mehrere Leser des Buches registrierten die Ähnlichkeiten mit Öyvinds Beschreibung. Vorhersagen bekam eine positive Rezension in der Zeitschrift Aura, und weitere hundert Exemplare wurden verkauft. Aber immer noch wurde dem Buch keine größere Aufmerksamkeit geschenkt, ein Erdbeben in Griechenland war trotz allem eine ziemlich sichere Vorhersage, die früher oder später eintreffen würde.
    Doch dann fiel der Himmel auf Jerusalem. Er kam mit grellem Lärm herangerauscht, durchschlug ein Hausdach und landete in einem Schlafgemach, wo es den israelischen Verteidigungsminister massakrierte, der in seinem Ehebett schlief. Wie durch ein Wunder kam die Ehefrau so gut wie unverletzt davon. Alle betrachteten es zunächst als ein Attentat, eine Granatenattacke der Hisbollah. Doch Sekunden zuvor hatten Hunderte von Menschen einen zuckenden Feuerschwarm am Nachthimmel gesehen, und bald wurde bestätigt, dass es sich um einen Meteoriten handelte.
    In Öyvinds Buch, auf den Seiten 163-165, steht ganz deutlich, dass ein heißer Stein vom Himmel fallen und einen hohen israelischen Krieger töten wird. Was der Auftakt zu den Friedensverhandlungen wird, die endlich zur Gründung eines palästinensischen Staates führen. Auch hier bekam Öyvind Recht. Gott hatte seine Strafe auf den Kriegsfürsten geschleudert und damit auf alttestamentarische Art und Weise die Geschichte verändert.
    In den folgenden Jahren wurde Vorhersagen in vier Millionen Exemplaren verkauft. Ausländische Verlage boten astronomische Summen für die Übersetzungsrechte. Bald erschienen Vorhersagen II und III . Darin verwies Öyvind auf die Seidenrevolution in Pakistan, die Malariaimpfung, die Golfmorde, den ersten weiblichen schwarzen Präsidenten der USA, die Abschaffung des Zölibats für katholische Priester, die Ausrottung des Blauwals, die Alkaloiddrogen, die Veränderung des Erdmagnetismus, die epidemische Kinderlosigkeit in Zentraleuropa, die neue Vulkaninsel im Bottnischen Meerbusen sowie die Rückkehr des Säbelzahntigers.
    Die Aufregung war kolossal. Aus der ganzen Welt strömten Journalisten, Propheten, Hippies, Hellseher, Medizinmänner, Ekstatiker und Tausende von Neugierigen herbei. Doch Öyvind machte sich rar. Ann erklärte allen, dass er momentan Kartoffeln anbaue, anstrengende innere Reisen unternehme und an dem schreibe, was seine letzte, abschließende Prophezeiung sein sollte. Die weiter reichen sollte als je eine zuvor. Die bis an die Grenze führen sollte.
    Vorhersagen IV bekam den Untertitel »Der letzte Winkel der Zeit«. Und sie begaben sich gemeinsam dorthin, er und Nilson. Wanderten bis zum Rand des steilen, dunklen Felsabgrunds. Jetzt standen sie da, schweigend. Unter ihnen schwebten weiße Meeresvögel. Tief unten leuchtete die Brandung, durchsichtiger, eisiger Schaum. Vor ihnen hörte die Geschichte der Erde auf. Ein großes, windgepeitschtes Schweigen.
    »Da«, zeigt Nilson und beugt sich lebensgefährlich weit hinaus.
    Ein Vorsprung. Ein großer, feuchter, dunkler Felsbrocken. Man kann mit Mühe und Not daran vorbeischauen. Kann das Alleräußerste sehen, jedenfalls, wenn man sich reckt. Sie sind angekommen. Am letzten Winkel der Zeit.
    Und so wird es mit der Erde weitergehen. Jetzt wirst du es erfahren.
    Zum Teufel. Ja, leider. Eine riesige, alles vernichtende Magmaexplosion. Sie kommt von außen, aus dem Weltall, ein gigantischer Himmelskörper, und alles organische Leben wird verbrannt. Das Meer verdampft, trocknet aus und verdunstet ins Weltall hinein, die Erde wird zu einer öden Steinwelt.
    Doch kurz vor ihrem Ende … Öyvind verändert den Winkel ein wenig. Merkwürdig.
    Wie genau er auch Ausschau hält, Öyvind kann keine Spur von Menschen entdecken. Offensichtlich sind sie bereits von der Erdoberfläche verschwunden. Vielleicht durch irgendeine Pest oder einen Atomkrieg ausgerottet? Das ist aus diesem Winkel hier nicht zu erkennen.
    Stattdessen wird die Erde regiert von… Dinosauriern!
    Die Dinosaurier sind zurückgekehrt. Sie haben Intelligenz entwickelt und laufen in der Herbstkälte in einer Art sie einhüllender Kleidung herum. Ein meterhoher Velociraptor
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