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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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Verbindung, warf Wellen in die Magie.
    »Wir beide wussten, dass dieser Tag kommen würde, Fe´din. Wir müssen jetzt damit leben oder dabei sterben.« Ihre Worte klangen fast boshaft entschlossen. Sam entschied ebenfalls.
    »Es darf nicht hier bleiben.« Zweibaum nickte wissend, dennoch wirkte die Geste ängstlich.
    »Einer der alten Jäger wird kommen.« Das weiße Gesicht wandte sich ab, müde von der Welt.
    »Wer?« Die Verbindung zerfiel bereits an ihren Rändern. »Wie werde ich ihn erkennen?«, flüsterte er dem vergehenden Bild hinterher. Seine Worte zischelten in der kleinen Höhle.
    Zweibaum schüttelte betrübt den Kopf, machte eine Handbewegung und der Wald in der Brille verschwand endgültig in Dunkelheit.
    ›Einer der alten Jäger? Götter, was hatte er nur getan.‹
     
    Das Barometer fiel wie ein Stein. Es würde ein Sturm kommen. Ein ganz fürchterlicher Sturm. Doch das war Sam nicht länger wichtig. Er beugte sich über seine geliebte Frau und half ihr dabei, nicht zu schnell zu sterben, obwohl er es besser wusste. Frostfieber war grausam. Zogen die meisten Fieber ihre Opfer in ein gnädiges Dämmern, so ließ das Frostfieber einen bei lebendigem Leib erfrieren. Jede Sekunde war man wach, klapperte mit den Zähnen und schrie mit jeder Pore nach Wärme. Acht Decken, alles was er hatte, wölbten sich über ihrem zitternden Körper, selbst seinen Schutzanzug hatte er über sie gelegt, als könne er damit die Kälte ersticken. Er hatte ihr auch seine Handschuhe und die Fellmütze übergezogen. Doch es würde nichts helfen. Er wusste es. Und sie wusste es auch.
    Sam stand auf und warf die letzten drei Briketts in den bauchigen Ofen, befühlte kurz die Hitze des Lappens, der davor hing. Ein verbittertes Lächeln trat in seine Züge. Als ob es noch etwas ausmachte ein paar Stunden später zu … Nein! Er drehte sich herum, das Licht, das aus der offenen Klappe drang, füllte das Zimmer mit einer fast stillen, rötlichen Farbe. Alles hier war aus tiefbraunem Eisenholz gebaut. Man fühlte sich wie im Bauch eines sehr kleinen Schiffs. Gebogene Planken für die Wände, dicke Bohlen für den Boden. Dahinter überall Eis. Meterdickes, meilenweites Eis.
    Sam ließ den Kopf hängen, eine verzweifelte Geste, aber er war am Ende seiner Kräfte. Für einen Moment streifte sein Blick den Behälter, der fast versteckt unter seinem Schreibtisch an einem der verzierten Beine gelehnt stand. So harmlos sah er aus, so unglaublich war sein Inhalt. Gehämmertes, mit Magie verbundenes Kupfer schirmte ab, was niemand bekommen sollte. Nicht, solange er lebte. ›Warum war er noch hier?‹ Er wusste es nicht mehr. Nur wenn er sie ansah, dann bekam er eine Vorstellung davon, wohin es ihn getrieben hatte. Und für diesen kurzen Augenblick war er glücklich bis in die Fingerspitzen.
    So leise wie möglich setzte er sich auf die Bettkante, nahm den heißen Lappen und legte ihn auf ihre Stirn. Starre, weite Augen flehten in einen nicht vorhandenen Himmel.
    »Ich wollte eine Sonne für dich sein und was habe ich erreicht? Ich war nur eine flackernde, kleine Kerze.« Er stopfte die Decken enger um ihren Körper. Sam Fe´din weinte, ohne es zu merken.
     
    Sam schreckte hoch, war eingeschlafen. Der Raum war merklich kühler geworden, die Ofenglut erhellte kaum noch ihr blasses Gesicht. Er wischte sich über die müden Augen. Und dann kam es … Ein Gefühl, so intensiv wie ein Instinkt, so leise wie eine Gewissheit. Er sah hinüber zu dem Behälter. Hatte sich seine Lage verändert? Nein. Etwas drängte sich plötzlich aus dem Boden heraus, der Kuss der Magie, erhob sich über alles andere. Der Jäger war da! Wartete.
    Sam griff eilig nach einem alten Rucksack. Zerschlissen von der ewigen Kälte hier, aber noch immer zu gebrauchen. Er ging vor dem Schreibtisch in die Knie, warf einen letzten Blick auf die kupferne Transporthülle, die das Artefakt umschloss. Es ging nicht anders. Er legte fast flehend seine Hände auf das Metall, das warm in seine Haut drang. Hier könnte er nicht für seine Sicherheit sorgen, im Gegenteil. Eine heftige Wehmut überkam ihn, drängender als die Magie, die ihn rief. Zweibaum hatte einmal zu ihm gesagt, wenn etwas auf der Welt seinen Ursprung nimmt, sollte man sein Herz und seinen Arsch schleunigst in Sicherheit bringen. Dies hier war ein solcher Ursprung. Ein neuer Weg, der neue Wege schaffen würde. Gefährlich für alle in seiner Nähe. Er fasste sich wieder und steckte den Behälter in den Rucksack,
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