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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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ankündigenden Worte folgende gewesen: »Um Gehör bitte ich alle heiligen Menschenkinder. Ihr wollt, dass ich eine Geschichte erzähle. Eine Geschichte der Menschen, derer ich hiermit gedenke. So lasst mich erzählen:
Das Lied von Schnee und Liebe .«
     

Epilog
     
    Rückwärtsblick (vor vielen Jahren)
    Eislande - Geheime Forschungstation: /C/O/L/D/
     
    Sam Fe´din kauerte am Boden einer Eishöhle und betete.
    Es war die Furcht, die ihn dazu trieb, denn er hatte etwas getan, für das ihn die ganze Welt jagen würde, sollte sie je
davon erfahren. Aus einer Liebe, hell und wunderschön, war Dunkelheit geworden.
     Vorsichtig zerriss er eine Naht im Innenfutter seines Schutzanzugs. Er tastete in den Schichten herum, beförderte ein Knäuel aus gefärbten Fäden hervor und betrachtete es. Seine tauben Hände zitterten und er blies immer wieder seinen Atem dagegen. Behutsam legte er einen Kreis mit einem der roten Fäden. Er hoffte, der Radius würde reichen. Wann hatte er das letzte Mal Magie gelegt? Er schüttelte den Kopf, begann die anderen Bänder zu verteilen. Plötzlich hielt er inne, lupfte die linke Ohrenklappe seiner Fellmütze nach oben und horchte. Nichts. Er nahm die Mütze ab und legte sie neben seine Knie. Lieber frieren als ungehört entdeckt zu werden. Er beeilte sich, vollendete das Kreislabyrinth so schnell er konnte.
    Sam zog weitere versteckte Stücke aus seiner Kleidung hervor. Ein breites Lederband, auf dem ein ab- und zunehmender Mond gezeichnet waren, die Hälfte einer alten Schutzbrille für Schneeläuferpiloten und eine hölzerne Phiole, die in Form einer Bärentatze geschnitzt war - mit fünf weißen Krallen darauf. Er fügte alles zusammen, lauschte immer wieder innehaltend in den Tunnel und legte die Konstruktion um seinen Kopf, wie eine einäugige Brille für Piraten.
    Er blickte zweifelnd auf sein Werk, erneut ein Gebet murmelnd. Dann spuckte er den unter seiner Zunge liegenden kleinen Feuerstein in seine Hand und schob ihn auf den Eingang des Kreislabyrinths, das er gelegt hatte. Sam goss durch eine von ihm selbst gebohrte Öffnung Wasser aus der Phiole in den Innenraum des Brillenglases, wobei er das Auge vorsorglich geschlossen hielt. Er war bereit.
    Nun schloss er auch das andere Auge, legte die Bärentatze an seine Lippen und flüsterte: »Ich suche die Frau mit dem Namen Zweibaum, bitte.« Sein Puls wurde langsamer, als er spürte, wie etwas sich erhob, sich auf den Weg machte. Beinahe glaubte er, das Gespinst der Magie selbst hinter den geschlossenen Lidern zu sehen. Vorsichtig öffnete er das freie Auge.
    Er sah den Stein, der durch das Labyrinth bis an den äußersten Rand gewandert war. Mitten auf der Linie lag er. Wäre der Kreis nur einen Fingerbreit kleiner gewesen, es hätte nicht funktioniert. Erleichterung durchströmte ihn.
    Langsam öffnete Sam nun auch das weite Auge. Wasser drang hinein. Er blinzelte heftig, kurze Zeit aus Panik. Plötzlich wurde das Wasser in der Brille wärmer, verfärbte sich zu einem dunklen Orange, in dem weiße und grüne Flecken trieben. Dann erreichte ihn das ferne Bild vollends.
    Die Sonne warf späte Abendschatten zwischen hohe Bäume. Birken. Gras und Moos überall dazwischen. Sonst nichts. Ein Gesicht trat halb hinter einem der Bäume hervor. Es war vollkommen weiß bemalt - wie die Birken - aber mit zwei unheimlichen, schwarzen, gezackten Linien, die mitten über die eingefallenen Wangen verliefen.
    »Es ist lange her, mein alter Freund.« Die Stimme tief und sonor, besorgt und gelassen.
    Sam schluckte. Ein Auge in den Tunnel gerichtet, das andere in den fernen Wald.
    »Ich wusste nicht, ob mein Kreis ausreichen würde.«
    »Du hattest schon immer einen guten Sinn für Entfernungen, Fe´din.«
    »Ich habe hier etwas, das …«
    »… einen anderen Weg gehen muss?«
    Sam schob seine Überraschung beiseite. »Ja.«
    Windrauschen von losen Blättern drang in sein Auge, kräuselte das Wasser in der Brille.
    »Jemand hat bereits danach gefragt, lange bevor du mich riefst. Jemand, den wir nicht erwartet hatten.« Ein leidgewohntes Lächeln fuhr zwischen die weißen Lippen der Frau.
    ›War das so? Oder war es eine Lüge?‹ Sam konnte es nicht sehen, weil er Zweibaum nicht richtig sehen konnte, das Wasser ließ auf diese Entfernung nur ein unscharfes Bild zu. Er ballte die Fäuste. ›Und wer hätte davon wissen können? Niemand! Er hatte es selbst nicht gewusst.‹
    »Ich verliere viel dabei, ich …« Er stockte, eine Träne trübte die
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