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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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eines Schifferhäuschens schälten sich aus dem Nebel. So unverfroren traten die Geräusche der Stadt wieder an sein Ohr, dass Robert glaubte, aus einem Keller zu kommen, der nicht zu diesem Haus gehörte. Hammaburg tauchte wieder auf, das richtige Hammaburg.
    Das Schifferhäuschen, ein schmucker quadratischer Steinbau, lag neben einem tiefergelegenen Anleger, an dessen Seite ein schlankes Schiff auf dem Wasser dümpelte. Die Zeichen der Stadt, eine zweitürmige Festung sowie beide Drachen des nordischen Feuerbundes, hingen schlapp von dem Flaggenmast am Heck. Der vorgereckte Adlerkopf aus Bronze am Bug, eine mit metallischen Federn verzierte Reling, das dünne Auspuffrohr ragte geschwungen in den Nebel. Es war ein schönes, wunderbares Maschinenboot.
    »Taris, Skee, ihr beide kehrt zurück in die Windgasse. Ab jetzt komme ich allein klar. Poe wird sicher schon warten.« Wahrscheinlich lugte der kleine Clangeist unter dem Bett hervor und zitterte am ganzen Leib, armer Kerl. Die beiden waren binnen Augenblicken verschwunden. Ob Skee zum Zimmer zurückkehrte, wusste Robert nicht, aber auf den Falken war Verlass.
    Da brannte noch Licht hinter einem der Butzenfenster. Robert schlug mit der Stiefelspitze gegen die Eingagstür. Es dauerte nur kurz, bis jemand die Riegel innen beiseite schob und sich die Tür einen Spalt öffnete. Ein alter Mann hielt einen Kerzenständer mühsam in die Höhe, um in Roberts Gesicht zu leuchten. Er erschrak, wich einen Schritt zurück, wollte die Tür schnell wieder schließen, doch Robert setzte ebenso flink seinen Fuß dazwischen.
    »Wartet!« Er sprach ganz ruhig. »Bitte, Skipper, es geht um Leben und Tod.« Robert wusste, dass die Binnenschiffer unter dem grinsenden Hochmut der Marine litten, weil niemand sie ernsthaft als Seefahrer betiteln wollte. Sie befuhren Wasserstraßen, das konnte so ziemlich jeder, der wusste, wo Steuerbord und Backbord zu finden war. Doch die ewig eingeimpften Standpauken seines Großvaters hatten Robert erklärt, dass sehr wohl echte Seebären unter den Binnenschiffern waren. Sie hatten sich nur einen anderen, seichteren Ort dafür gesucht, aus welchen Gründen auch immer.
    Der Mann hielt inne. Er hatte einen monströsen Zwirbelbart und schütteres Haar. Die Augen wirkten wie die einer Eule hinter den dicken Brillengläsern. Er musterte Robert von oben bis unten.
    »Was wollt Ihr, Captain, Sir?« Der Mann hatte gleich zwei Dinge auf einmal bemerkt, das war ungewöhnlich. Zum einen, dass Robert Engländer war und zum zweiten, dass er sogar dem Adel angehören mochte, nur deshalb hatte der Alte auch noch ein eher vages »Sir» hinzugefügt. Robert war erstaunt über soviel gutes Gehör und Scharfsinn. Doch konnte es ihm eher schaden als helfen. Wenigstens hielt die Tarnung dem Blick des Alten stand. 
    »Kommt man von hier aus zu einem guten Krankenhaus?« Er war nicht hier, um auch noch ins Schwatzen zu geraten.
    »Aye.«
    »Dann bringen Sie mich dort hin, Skipper, schnell.« Allzu oft sollte man auch nicht bitte sagen.
    Der Mann schaute an Robert vorbei in die Nacht, zwirbelte seinen Zwirbelbart.
    »Der Hafenmeister hat allen befohlen: Stoppen - Stoppen - Anker werfen! Ist ne ziemlich dicke Suppe da draußen.«
    Robert kramte in der Manteltasche und eine Silbermark wechselte den Besitzer.
    »Und wie ist die Sicht jetzt?« Der Alte knabberte auf der Münze und offenbarte dabei nur noch wenige Zähne.
    »Klart eben auf.« Er stellte den Kerzenständer beiseite, griff neben sich, brüllte dann ins Haus: »Martha, bin nochmal weg, irgend son Schnösel hat sich verirrt, hörst du?« Dann hatte er plötzlich Mantel und Hut in der Hand und schloss schon ab, ohne eine Antwort abzuwarten.
    »Sie ist taub, aber mir gefällt der Gedanke, dass ich Bescheid sach, wenn ich weg geh.« Er hustete kurz. »Was haben Sie da auf dem Arm, Captain? Doch wohl keine Schandtat, oder? Vor kurzem lief hier ein Rabenmann vorbei, so schnell, als wäre der gerechte Baldur persönlich hinter ihm her.«
    Robert folgte dem Alten die Treppen hinunter, die zum Anleger führten. Er stieg auf das kleine Boot und schwieg. Vorsichtig legte er die junge Frau auf die gepolsterte Bank. Sie war blass, viel zu blass. Vorn legte der Skipper einen Schalter um, der Auspuff spuckte rötliche Flammen in den Nebel, die Schrauben begannen zu drehen.
    »Wir Offiziellen bekommen noch Pulver, wenn auch nur noch das rote, aber immerhin.« Das Boot setzte sich in Bewegung.  
    Robert hatte kein Ohr dafür, er
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