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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)
Autoren: Erik Kellen
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wollte, so musste er sie zügeln. Zwei tote Rabenmänner waren keine Option.
    Dennoch wusste Skee sofort, was zu tun war, denn die beiden hatten schon oft auf diese Weise geschossen. Der Rauch des Clangeistes verschwand im Lauf des Revolvers. Einen Lidschlag später kam der Rauch wieder daraus hervor, blieb mit seinem Ende darin verwurzelt, während Skees rauchiger Leib weiter in den Nebel tauchte, wobei der Faden ihres Seins immer dünner wurde. Sie suchte jetzt die beiden Stimmen, würde sie finden und dann markieren.
    Ein Impuls lief durch die Waffe. Das Zeichen: Fertig und anvisiert!
    Robert hoffte, dass Skee ihren Faden nicht an den Schläfen der Opfer befestigen würde. Dann krümmte er den Finger.
    Ein Mal.
    Die Patrone aus Luft und Wasser raste davon, durchstieß dabei den Faden des Clangeistes wie eine Welle aus Rauchringen.
    Die Trommel summte eine Kammer weiter.
    Wieder schoss die Kugel genau mitten durch den vorgegebenen Faden, fegte ihn in konzentrischen Kreisen beiseite.
    Eine Stimme stöhnte auf, dann die andere. Zwei Körper fielen. Stille trat ein, ganz fürchterliche Stille.
    Robert senkte die Waffe. Säure stieg aus seinem Magen die Kehle hinauf, er unterdrückte ein heftiges Husten.
    »Bei den …«
    Ein erbostes Knurren, dann sprang ihn ein Schatten an, warf ihn zu Boden, der Revolver schlitterte in einen Bretterhaufen, er sah ihm doch tatsächlich nach. Ein Fauchen stach ihm in die Nase, bestialischer Gestank, eine schnelle Bewegung und Schmerz durchzuckte seine Schulter wie eine Nadel aus Feuer. Robert schrie auf, als sein linker Arm vorschoss, den nächsten Schlag abfing - Metall traf auf Metall - und irgendwie zurückschlug. Der Schatten jaulte auf, Robert rammte seine Stirn nach vorn, so fest er nur konnte. Sein Dreispitz wirbelte fort, Blut spritzte ihm ins Gesicht. Er trat um sich, hieb die mechanische Hand in die Rippen des Angreifers. Dieser verlor augenblicklich alle Luft, ein Keuchen drang aus den verrotteten Zähnen. Das Gewicht verschwand.
    »Wir sehen uns wieder«, die Drohung rollte sich in den Nebel. Schwere, verwundete Schritte verschwanden.
    Robert ächzte, als er sich mühsam erhob. ›Verdammt und zugenäht, warum hatte den Kerl keiner bemerkt?‹ Er erhob sich. Ein Nackenwirbel knackte protestierend. Er rieb sich über die Stirn, zog den Revolver unter dem Bretterhaufen hervor. Seine Spange war auch weg, das Haar fiel ihm vor die Augen. Er klopfte den Dreispitz aus, rückte ihn wieder zurecht. Es kam ihm vor, als wäre er bei dem Aufprall auseinander gefallen. Wenigstens war das Tuch noch vor Mund und Nase. Seine rechte Schulter schmerzte.
    Er betrat das dunkle Maul des Schuppens, die Pulverlampe lag in einem Haufen dreckigen Strohs, schimmerte noch immer bläulich. Drei ausgestreckte Gestalten lagen da. Zwei von ihnen waren ganz in Schwarz gehüllt, Schnabelmasken auf ihren Gesichtern. Dem einen hing die Hose bis zu den knöchrigen Knien. Die dritte Gestalt weinte leise, war voller Blut. Die zerrissene Kleidung hob und senkte sich, als wäre es anstrengend darin zu leben.
    Robert nahm den Körper hoch, drückte ihn an sich. Er war weich, zerschunden, ohne Namen.
    Die junge Frau wollte ihn erst mit zitternden Händen fortstoßen, doch dann schlang sie die Arme um ihn.
    »Es ist vorbei! Es ist vorbei.« Er sprach flüsternd, kaum eines Gedankens fähig. Taris landete auf der Pulverlampe und schickte einen einzelnen Siegeslaut in die Nacht. Skee aber kreiste über den beiden Bewusstlosen, ihr Rauch ein Wirbel aus Ungeduld und Lust.
    Robert schüttelte sanft den Kopf.
    »Lass es, Skee. Ich sagte: keine Toten.« Zu gern hätte sich der Clangeist durch die Münder in die Lungen der Rabenmänner geschlichen, er wusste es. Die beiden wären verreckt, ohne es zu merken.
    »Ich wollte nur nach Hause«, ihre Stimme von dem Erlebnis grau und müde. Plötzlich wurde sie ganz ruhig. Ohnmächtig.
    Der starke, mechanische Arm hielt sie wie ein Kind, das hingefallen war. Was hätte er sagen sollen, sagen können? Er wusste es nicht, war verwirrt, angewidert, euphorisch, ganz klein und ganz weit. Er hatte ein Leben gerettet!? Ja, das hatte er! Also schwieg er, bevor noch ein verrückt gewordenes Lachen aus seiner Kehle sprang, und machte sich mit ihr auf den Weg.
     
    Nur eine Gasse weiter verbreiterte sich das Fleet. Das trübe Licht einer Laterne versprach endlich wieder die Ordnung der Dinge. Eiserne, verschnörkelte Geländer, gestutzte, mit Gittern umrandete Zierbäume, und die Umrisse
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