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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gerit Bertram
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von ihm benutzen lasse. «
    Sie blickte zu ihm auf und entdeckte die Verzweiflung in seinem Gesicht. » Du hast … du hast dich ihm widersetzt? «
    » Natürlich, oder hast du etwa gedacht, ich gebe dich so einfach auf, mein Herz? «
    Der Kummer in seiner Stimme drang ihr durch Mark und Bein. Wortlos schmiegte sie sich in seine Umarmung. Er presste sie ganz fest an sich, und sie spürte seine Wärme ebenso wie seinen Zorn. Dann hob er ihr Kinn, und sein Mund suchte den ihren. Anna seufzte, schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte zitternd seine Liebkosungen. Die Leidenschaft, mit der er ihren Mund erforschte, schickte warme Wellen durch ihren Leib. Unbekannte Gefühle ergriffen sie. Wie oft hatte sie sich gewünscht, er würde sie eines Tages auf diese Weise küssen? Aber nun schien die Heftigkeit seiner Gefühle einen Hauch von Abschied mit sich zu tragen.
    Als er sie freigab, schlug ihr Herz wie wild. Noch einen Moment wollte sie sich den süßen Gefühlen hingeben, die sein erster Kuss in ihr ausgelöst hatte, bevor sie die Lider wieder öffnen und sich der Wirklichkeit stellen wollte. Er betrachtete sie liebevoll, als sie die Augen aufschlug.
    » Was sollen wir nun tun, Martin? « , fragte sie, als sie ihre Stimme wiederfand.
    » Ein paar Tage abwarten « , murmelte er. » Nur, bis sich die Wogen zwischen Vater und mir etwas geglättet haben. Dann rede ich noch mal mit ihm. Auch wenn er es oft nicht zeigen kann, weiß ich doch, dass ich für ihn wie ein leiblicher Sohn bin. Er wird es schon verstehen. «
    » Das gebe Gott. «
    Martins Mund war plötzlich ganz nah an ihrem. » Ich liebe dich, Anna, hörst du? Gemeinsam schaffen wir das schon. «
    Sie blieb wie angewurzelt stehen. » Das hast du vorher noch nie … noch nie zu mir gesagt. «
    » Offenbar wurde es Zeit « , lachte Martin leise an ihrem Ohr. Sein Mund wanderte zu ihrem zurück und verschloss ihn mit einem innigen Kuss.
    Zwei Tage später fand der wöchentliche Markt rings um die Lorenzkirche statt. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte Pfanner entschieden, sich gemeinsam mit seinem Ziehsohn hinter den Stand zu stellen und seine Gewänder feilzubieten. Ob Martin schon mit Onkel Gerald gesprochen hatte? Anna warf immer wieder sehnsüchtige Blicke aus dem Fenster, denn Martins Küsse gingen ihr nicht aus dem Kopf, und seine geflüsterten Liebesworte meinte sie überall zu hören. Inzwischen war es Nachmittag geworden, und Sebastian half in der Werkstatt aus, während sie sich den ganzen Tag mit der Wäsche abgemüht hatte.
    Als der Onkel heimkam, hatte die Nacht längst ihren dunklen Mantel über die Stadt gebreitet. Anna beschlich ein ungutes Gefühl, als sie Pfanner die Treppe heraufkommen hörte, denn er schien allein zu sein. Würde er sie schelten, nun, da er wusste, dass Martin und sie ein Paar waren? Kurz darauf öffnete er die Küchentür und begrüßte sie freundlich.
    » Wie war euer Tag? « , erkundigte sich Anna, nachdem sie ihm einen Becher Bier hingestellt hatte, » wart ihr erfolgreich? «
    » Ja, danke der Nachfrage. Wo ist dein Bruder? «
    » Sebastian ist schon auf die Kammer gegangen, Onkel. «
    » Hole ihn. Wir haben etwas zu besprechen. « Er stellte seinen Becher ab.
    » Wo ist Martin, Onkel? «
    » Er ist geschäftlich unterwegs, Mädchen. Kann ein oder zwei Tage dauern. «
    Anna blickte ihn verdutzt an, stieg aber sogleich die schmale Stiege zu ihrer Kammer im zweiten Stock hinauf, um dem Bruder Bescheid zu geben. Warum hatte Martin ihr nichts von dieser Reise erzählt? Es musste sich um eine dringende Angelegenheit handeln, sonst hätte er sie niemals im Unklaren gelassen.
    Eine Weile später saßen die drei um den Küchentisch. Gerald Pfanner räusperte sich vernehmlich und nahm noch einen Schluck Bier.
    » Habt ihr es schon gehört? Bei den Hubers gegenüber soll die alte Mutter an der Pestilenz erkrankt sein. «
    » Oh mein Gott! « , entfuhr es Anna, und sie begegnete dem erschrockenen Blick des Bruders. Sie erinnerte sich, als kleines Mädchen häufiger bei den Hubers gespielt zu haben.
    » Allerdings. Gestern hat man sie weggebracht, weiß nicht, wohin. « Der Onkel kniff die Augen zusammen. » Das ist auch der Grund, weshalb ich mit euch sprechen will. Hier ist es nicht mehr sicher für euch zwei. Wer weiß, ob die Alte inzwischen noch andere … Lassen wir das, hört mir lieber gut zu. « Die Miene des Gewandschneiders verfinsterte sich, während er zunächst Sebastian und dann Anna musterte. » Die Werkstatt
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