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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gerit Bertram
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gibt nichts, wofür Martin und ich uns schämen müssten. «
    Dieser nickte, sein Gesicht war ungewöhnlich ernst.
    Sebastians Ohren röteten sich. » So genau wollte ich es nun auch nicht wissen. « Er grinste. » Sollte er unverhofft zurückkommen und mich fragen, wo ihr seid, wird mir schon was einfallen. «
    » Wir sehen uns gleich. Es ist wichtig. Warte aber bitte noch ein Weilchen, bevor du gehst « , sagte Martin, küsste Anna auf die Stirn und verließ das Haus.
    Sie sah ihm nach und betrachtete ihren Bruder liebevoll. » Du bist ein Schatz. «
    Hastig warf sie sich ihren Umhang über, umarmte den Bruder und eilte dann nach draußen.
    Martin und sie waren übereingekommen, sich nicht im Haus zu treffen, sondern an der Stadtmauer nahe dem Frauentor. Onkel Gerald war manchmal ein wenig vergesslich. Wenn er nun überraschend zurückkehrte und Martin in ihrer Kammer erwischte … Sie sah sich nach allen Seiten um, lief die Gasse hinunter und blieb unter dem Frauentor stehen. Dort verharrte sie und lauschte in die Stille. Der Himmel war sternenklar, der Mond spiegelte sich auf dem regenfeuchten Weg und ließ ihn funkeln. Kühler Wind strich ihr über das vom Laufen erhitzte Gesicht. Dann hörte sie ihn kommen und sah seiner Gestalt entgegen, die sich ihr rasch näherte.
    » Martin. «
    Wortlos zog er sie in die Arme und strich ihr wieder und wieder übers Haar. Bis sie sich von ihm freimachte und ihm prüfend ins Gesicht blickte.
    » Stimmt etwas nicht? «
    Er wich ihrem Blick aus. » Lass uns ein Stückchen gehen, ja? Wir müssen etwas Wichtiges besprechen. «
    Irgendetwas an seinem Gang, an seiner Stimme ließ sie aufhorchen. Ihre Hand tastete nach seiner, während sie langsam an der Stadtmauer entlanggingen. Der Druck seiner Hand war fest, aber er schwieg beharrlich, bis sie sich mehr als hundert Klafter von ihrem Treffpunkt entfernt hatten.
    Martin blieb stehen, sah sie reglos an. Dann führte er ihre Hand zum Mund und küsste sie. » Mein Liebes, du kannst nicht wissen, wie schwer es mir fällt … «
    Anna spürte einen Kloß im Hals. » Aber was ist denn? Um Himmels willen, was ist passiert? « Im Schein des Mondes nahm sie einen feuchten Schimmer in seinen Augen wahr.
    » Ich habe mitbekommen, wie Vater mit einem Mann gesprochen hat, denn ich war in der Kammer nebenan, um Ware für den nächsten Markttag zu verpacken. Es ging um den Verkauf der Werkstatt. «
    » Und? Erzähl schon. Wann wird sie verkauft, sollen Sebastian und ich dann in Onkel Geralds Geschäft mithelfen? «
    Martins Gesicht lag halb im Dunkeln und verriet nichts über seine Gedanken. » Davon war nicht die Rede, Anna, ich weiß es nicht. Aber … der Käufer soll schon im kommenden Monat die Werkstatt übernehmen. «
    » Ach, Onkel Gerald wird das gewiss morgen mit uns besprechen, dann wird sich alles aufklären « , winkte sie ab und strich ihm mit dem Daumen über die Wange.
    » Anna … «
    Er trat einen Schritt zurück. Alarmiert von dem veränderten Tonfall in seiner Stimme fühlte sie, wie eine unbestimmte Angst nach ihr griff.
    » Das ist noch nicht alles … « Martin stockte, rang sichtlich mit sich.
    » Sprich weiter. « Ihr Mund war trocken geworden.
    » Vater hat Pläne mit mir. Er will mich verheiraten. «
    » Verheiraten? « Sie atmete auf. » Oh, Martin, dann hast du ihm bestimmt von uns erzählt? «
    » Natürlich, nichts würde ich mir mehr wünschen, als dich zu ehelichen. «
    Er zog sie an sich und begann leise zu erzählen. Von dem Ziehvater, der » seit Längerem Pläne für ihn schmiedete « , wie er sich ausgedrückt hatte. Martin hatte ihm versichert, er habe bereits die richtige Frau gefunden, und glaubte fest, der Vater freue sich über seine Wahl. Als er schließlich von seiner Verbindung zu Anna berichtete, war der Gewandschneider mehr als überrascht und hatte ihn obendrein ausgelacht.
    » Ausgelacht? « , wiederholte Anna tonlos.
    » Oh ja! « Seine Züge verhärteten sich. » Er sagte, er könne mich wirklich gut verstehen. Du seist schließlich eine Augenweide, nur leider nicht aus demselben Holz geschnitzt wie ich. Dabei klopfte er mir auf die Schulter wie ein Pfarrer bei einem seiner Schäfchen und meinte, dass mich nur romantische Gefühle treiben würden. «
    Anna war es, als würde mit jedem seiner hervorgestoßenen Worte etwas in ihr zerbrechen.
    Martin drehte sich ruckartig herum, umklammerte ihre Handgelenke. » Wir haben gestritten. Ich habe ihm deutlich gesagt, dass ich mich nicht nach Gutdünken
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